Schopenhauer aktuell?

4 Antworten

Mhhhh... Wenn ich Mitleid habe, also mit jemandem mitleide, kann mich das natürlich zu einer moralischen Handlung führen, indem ich beispielsweise zu unterstützen versuche.

Mitleid kann, meiner Meinung nach, also eine Begründung für moralisches Handeln sein. Mitleid und Moral allerdings in einen Kontext zu stellen... Tricky...

Ein Mitleid, das zielgerichtet zum Tode eines Menschen führt, ist blanker Zynismus, also ethisch wertlos, zudem strafbar. Nur ein (tätiges) Mitleid, das jemanden instand setzt, sein Leben in Würde weiter zu leben, ist ethisch wertvoll.

Bedeutet ein Weiterleben aber eine Qual ohne Ende, sind sowohl Moral als auch Ethik an ihr Ende gelangt. Es gelten dann andere "Werte" oder besser gesagt: Phänomene, wie nicht beeinflussbarer Lauf der Dinge oder ärztliche Sterbebeerleichterung durch Verabreichung von Morphinen. Aktive Sterbehilfe ist bei uns verboten, gilt also als unethisch.

Schopenhauer definiert das Mitleid so: „Verletze niemanden und hilf allen, so viel du kannst.“ Das ist für ihn der Kern allen Mitleids und auch die Grundlage aller Moral, eigentlich auch der christlichen Moral (siehe Gabriele Neuhäuser, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Philosophie der Universität Koblenz-Landau, Campus Landau; s. Wikipedia).

Wer behauptet, das Mitleid (natürlich Mitleid ohne egoistische "Beimischung"!) sei keine tragfähige Grundlage der Moral, schließt damit die Moral schlechthin aus, wird sozusagen zu einem Anhänger Nietzsches, der ein fanatischer Gegner der christlichen Moral war.

Es gibt außer der christlichen Moral noch die Institutionenethik nach Hegel: "Die Richtigkeit des Tuns ergibt sich für den Einzelnen daraus, was ihm in seinen Verhältnissen vorgezeichnet, ausgesprochen und bekannt ist (Vorrede zu den "Grundlinien der Philosophie des Rechts"), d.h. die Richtigkeit des Handelns geht aus der Struktur der Institutionen hervor, mit denen wir es in einem sittlichen Gemeinwesen zu tun haben. Die Betonung liegt auf "sittliches Gemeinwesen"! Dazu zählen auch die Strafgesetze. Wer jemanden aus Mitleid tötet, verstößt z.B. auch gegen den Strafrechtstatbestand der unterlassenen Hilfleistung, also ebenfalls ein moralisches Gebot (tätige Hilfe), das in einer Institution (Strafrecht) festgelegt ist.

Wenn dieser schwerkranke Mensch dich nicht um das Beenden seines Lebens gebeten hat, ist es simpler Mord.

Das Konzept der Moral ansich bräuchte mal eine Überarbeitung

hallo1234672561 
Fragesteller
 14.02.2021, 12:58

Wie meinst du das?

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BaronGeddon  14.02.2021, 13:01
@hallo1234672561

Die Moralvorstellungen von Gut und Böse entspringen einer „Sklavenmoral“, die die Ausbreitung einer „Herrenmoral“ vereitelt hat. Christliche Wertvorstellungen, darunter das schlechte Gewissen, die Schuld und das asketische Ideal, beruhen auf einem Ressentiment der Sklaven gegen ihre Herren und warten auf ihre Überwindung und Ablösung. dass beschreibt ganz gut was ich meine

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