Runenschrift - Wie schreibt man Laute, für die es im älteren Futhark keinen Runen gibt?

Die 24 Runen des älteren Futhark - (Germanen, Runen, Runenschrift)

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Wie du dir denken kannst, gibt es da kein Patentrezept. Ich sehe prinzipiell 2 Möglichkeiten:

(a) die authentische: Die Germanen hatten keine so festgelegte Rechtschreibung wie wir. Deshalb haben sie im wesentlichen phonetisch geschrieben.

(b) die modernisierte: Du kannst auch die deutsche Rechtschreibung 1:1 in Runen umsetzen. Hat manchmal den Vorteil, dass man Wörter besser erkennt. Und bei Namen: Sophie schreibt sich vielleicht nicht gern phonetisch als SOFI.

Ich benutze meistens Methode (a), weil sie authentischer ist und die Runen schließlich auch ein eigenes Schriftsystem sind, das sich nicht unbedingt an die Regeln des lateinischen halten muss. Du musst eben überlegen, ob du eher auf Originaltreue oder auf leichte Lesbarkeit (evtl. auch für andere) Wert legst.

Aber zu deinen Fragen:

  1. Langvokale gab es auch im Germanischen. Sie wurden dort aber in der Schrift nicht von den kurzen unterschieden. Im Lateinischen übrigens auch nicht, deshalb sind unsere Längungen mit h, ie oder Doppelvokal eine Umschreibung dafür.

  2. Nach (b) "aeu" oder (etwas flexibler) auch "eu". Nach (a) schreibe ich "oi", für ei sogar "ai".

  3. Das ist tatsächlich eine von zwei Runen-Schreibregeln. Nach (a) immer nur ein Konsonant, nach (b) würde man trotzdem Doppelrunen schreiben. - Die zweite Regel ist, dass N vor D und T nicht geschrieben wird, also HUD für HUND. Frag mich nicht warum. Ich lasse es bleiben, weil es mich verwirrt, auch wenn es originalgetreu wäre.

  4. Würde ich auf jeden Fall so machen.

  5. Nach (a) EKE, nach (b) vielleicht EKKE. Ich benutze für C gelegentlich auch mal eine Zeichenvariante von K. Die K-Rune konnte auch gedreht ganz oben in der Zeile (wie das "Dach" beim T) oder wie ein Runen-F mit nur einem schrägen Ast geschrieben werden.

Weitere Möglichkeiten sind:

  • Zeichenvarianten nutzen, wie z.B. beim K, evtl. auch aus dem jüngeren Futhark oder den angelsächsischen Runen

  • Umlaute ä,ö,ü durch a,o,u mit einem Punkt drin schreiben (punktierte Runen gab's in jüngerer Zeit in Skandinavien)

  • Binderunen: Zwei Runen zu einer zusammengezogen, kommt auch schon in Originalinschriften vor. So ist z.B. bei ER der zweite (senkrechte) Stab vom E gleichzeitig der Stab des R. Kann man auch mit EU machen. Wenn man A und U spiegelt (Wenderune), kann man sie zu AE und UE zusammensetzen.

  • SCH schreibe ich gern als SK, weil es sich daraus entwickelt hat (vgl. dän. skib "Schiff"). Man kann aber auch SH oder eine Variante von S nehmen. Das S z.B. wurde bei den Südgermanen auch als senkrechte Zickzacklinie geschrieben (vermeidet auch die Ähnlichkeit zu den SS-Runen). CH kann man als KH, als H oder HH schreiben. Das H war im germanischen wahrscheinlich immer eher ein CH-Laut. Die Südgermanen schreiben das H meist mit einem Doppel-Querstrich. Geht auch als Variante für CH.

  • Worttrennung: zwei oder drei senkrechte Punkte.

HOFE IH KONTE DIR HELFEN : IH WUENSKE DIR FIL SPAS BAIM SREIBEN IN RUNEN

Sirmione 
Fragesteller
 03.01.2013, 13:52

Meinen besten Dank für diese ausgezeichnete Hilfe!

0
Archaeopterix  04.01.2013, 13:59
@Sirmione

Ja, habe ich auch schon gemacht. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie der Laut urgermanisch ausgesprochen wurde. Die Sprachwissenschaftler schwanken da zwischen langem ä, e, i, oder ei (sprich äi, nicht ai). Im indoeuropäischen Ursprung steckte zumindest im Wort "Eibe" wohl ein *ei-, das dann später zu langem ä oder ī- wurde (so noch im Mittelalter, mhd. īwe) und erst im Neuhochdeutschen (wieder) zu ei- wurde.

Lange Rede, kurzer Sinn: Man kann es gut für EI verwenden, da die entsprechenden Laute zumindest im Neuhochdeutschen sicher zu ei- bzw. ai- geworden sind.

0
Hellbrou  25.03.2020, 13:46

zu 3.

auch bei MB und MP oder

0
Archaeopterix  13.04.2020, 11:17
@Hellbrou

Ja, das ist dieselbe Situation, wie auch bei NG und NK: Nasal vor Plosiv, und zwar vor einem homorganen. D.h. steht der nasale Konsonant vor einem Verschlusslaut, der mit demselben Teil des Mundes gebildet wird, wird der Nasal nicht geschrieben.

nd, nt - mit der Zunge gebildet
mb, mp - mit beiden Lippen gebildet
ng, nk - im Rachen gebildet

0

Nimm für FAMILIE einfach die Zeichen aus der 24er Runenreihe, also dem älteren Futhark.

Hey:) 

Ich würde mir gerne das Wort Familie als Rune tättowieren lassen. 

Wie würdet ihr das schreiben? :) 

BUNDESTR0JANER  24.02.2017, 06:28

"Familie" bedeutet auf Altgermanisch "Ätt" (im Plural "Ättir"). Auf Isländisch heisst es heute "Ättin". Die Runen für "Ätt" kann man als eine Rune kombinieren (jüngeres Fuþark):

http://www.ipernity.com/doc/mmssenf/8584581

oder ausschreiben im alten Fuþark:
ᚫᛏ (Ansuz, Tiwaz)

oder als Geheimrune:   '''|,,,,   '|,    

0