DNA-Analysen bezüglich der ethnischen (bzw. geografischen!) Herkunft sind mit Vorsicht zu genießen, und die, die man zur Ahnenforschung so machen kann, sind im Resultat oft so vereinfacht dargestellt, dass man sich zwar meist schon einen Reim drauf machen, aber man sich auch nicht darauf verlassen kann. Eine Aussage wie "Ihre Vorfahren vor 1000 Jahren waren Wikinger" (hab ich schon mitbekommen) ist historisch gesehen so nicht aussagekräftig.
Im Grunde werden da bestimmte Einzelmerkmale der DNA analysiert, die regional unterschiedlich verteilt sind. Wenn ein bestimmter DNA-Marker in einer Kernregion besonders häufig ist, heißt das ja noch lange nicht, dass er nicht weit außerhalb auch noch vorkommen kann. Vielleicht ist bei dir ein Marker in England konzentriert - das heißt nicht, dass er dort auch entstanden ist. Er hat sich vielleicht dort nur aufgrund besonderer Umstände stärker ausgebreitet.
Wenn man sich die Umgrenzung von "Westasiatisch" bei myheritage anschaut, dann passt doch deine Herkunft ganz gut rein: Türkei und westlich und östlich davon bis Saudi-Arabien und Oman, auch Griechenland ist noch drin.
https://www.myheritage.de/ethnicities/broadly-west-asian/ethnicity-worldwide-distribution
Man muss sich aber auch überlegen, wie die Zahlen zustande kommen. Wieso fallen Iran, Irak und Syrien da aus? Haben die vielleicht gerade andere Probleme, als DNA-Tests bei MyHeritage anzufordern? Nur weil die Türkei da rot ist, heißt das ja nicht, dass damit Türken gemeint sind. Vielleicht sind es alle Teilnehmer, die aus der Türkei kommen? Ich weiß es nicht. Ich bekomme leider noch nicht mal angezeigt, auf wieviele Teilnehmer sich die Auswertung stützt. Das wäre eigentlich wichtig, um die Aussagekraft beurteilen zu können.
Ich würde immer zuerst davon ausgehen, dass die Vorfahren in der Regel aus der Herkunftsregion stammen. Meist ist zumindest der Grundstock der Bevölkerung über Jahrtausende am Ort geblieben. Es gab Aus- und Einwanderungen und Vermischungen, manchmal haben Neueinwanderer Sprachen mitgebracht, die die Ansässigen übernommen haben (kurdische Kinder, die v.a. Türkisch sprechen, verdeutlichen das doch!). Völker haben sich zusammengeschlossen und ein neues gebildet. Kam alles vor. Ich wette auch - und genetische Analysen bestätigen das - dass die heutigen Türken nicht zu 100 % von eingewanderten Turkstämmen aus Zentralasien oder der Mongolei abstammen, sondern von Griechen, Kurden und anderen Einwohnern Kleinasiens und vielleicht zu 25 % von asiatischen Türken. Vielleicht sind Türkeikurden genetisch oft näher mit Türken verwandt als mit den sprachlich näher verwandten indoarischen Sprachgruppen im Iran oder Afghanistan?
Ich finde, es sieht danach aus, dass du laut dem Test grob aus der Gegend kommst, aus der deine Familie kommt. Vielleicht hast du mehr von deinem Vater geerbt? Genauer kann ich es dir leider auch nicht erklären. Aber ich glaube nicht, dass du an der Herkunftsgeschichte deiner Mutter deshalb zweifeln muss.