Richard von Weizsäcker`s Rede?

1 Antwort

Ich finde, dass diese Rede zu hoch gelobt wird.

Erstens zu Weizsäcker selber:

Er hat in derNazi-Zeit eine Offizier-Ausbildung gemacht und war dann Offizier in der Wehrmacht. Man kann von ihm also nicht sagen, dass er ein Anti-Nazi war.

Sein Vater war Ernst von Weizsäcker, stellvertretender Aussenminister, der für Ribbentropp das Münchener Abkommen ausgehandelt hat, wohl wissend, dass niemand in der Nazi-Regierung vor hatte, es einzuhalten. Und tatsächlich hat Deutschland es nur weniger Monate nach Unterzeichnung gebrochen. Ernst von Weizsäcker hat auch die Deportation von zehntausenden von Juden aus Frankreich und Holland paraphiert, also mit seiner Unterschrift gutgeheissen. Er wurde dann vor das Nürnberger Gericht gestellt, und sein Sohn Richard fand das schrecklich unfair und hat bei seiner Verteidigung geholfen.

Auch in der Rede selbst schlägt die Nazi-Vergangenheit von Weizsäcker durch.

z.B.

Der 8. Mai ist für uns Deutsche kein Tag zum Feiern.

Warum? Wäre er gegen die Nazis gewesen, wäre es ein Tag zum Feiern.

Die Menschen, die ihn bewußt erlebt haben, denken an ganz persönliche und damit ganz unterschiedliche Erfahrungen zurück.

Was will er damit sagen? Dass er traurig war, dass sein Nazi-Weltbild zusammengestürzt ist?

Der eine kehrte heim, der andere wurde heimatlos. Dieser wurde befreit, für jenen begann die Gefangenschaft. Viele waren einfach nur dafür dankbar, daß Bombennächte und Angst vorüber und sie mit dem Leben davongekommen waren. Andere empfanden Schmerz über die vollständige Niederlage des eigenen Vaterlandes. Verbittert standen Deutsche vor zerrissenen Illusionen, dankbar andere Deutsche vor dem geschenkten neuen Anfang.

Da sagt er noch deutlicher, wie traurig die Deutschen darüber waren, dass der Traum vom Tausendjährigen Reich ausgeträumt war. "zerrissene Illusion" - war das dritte Reich wirklich ein positives Bild, dem man folgen sollte? Mir ist das viel zu unkritisch.

Unser Schicksal lag in der Hand der Feinde.

Hier bezeichnet er die Alliierten wörtlich als Feinde, dabei hat Deutschland den Krieg ohne Notwendigkeit begonnen.

Die Vergangenheit war furchtbar gewesen, zumal auch für viele dieser Feinde.

Das ist ganz typisch für Deutsche Politiker: hier gibt es kein handelndes Subjekt. Warum ist die Vergangenheit furchtbar gewesen??? Wird nicht gesagt. d.h. es wird nicht deutlich gesagt: Wir waren grosse Verbrecher und haben grosse Verbrechen begangen..

Niemand wird um dieser Befreiung willen vergessen, welche schweren Leiden für viele Menschen mit dem 8. Mai erst begannen und danach folgten.

Hier bedauern sich die Deutschen, die den Krieg begonnen haben, kräftig selber.

Wir gedenken heute in Trauer aller Toten des Krieges und der Gewaltherrschaft.

Wir gedenken insbesondere der sechs Millionen Juden, die in deutschen Konzentrationslagern ermordet wurden.

Wer hat sie ermordet??? Sie wurden einfach ermordet. Das ist sehr charakteristisch für diese Art von Reden (deutsche Politiker zum Holocaust), dass "ermordet wurden" im passiv steht, und dass nicht erwähnt wird, wer sie ermordet hat.

Wir gedenken aller Völker, die im Krieg gelitten haben, vor allem der unsäglich vielen Bürger der Sowjetunion und der Polen, die ihr Leben verloren haben.

Hier das gleiche: "gelitten haben" "ihr Leben verloren"... aber niemand hat es getan. Es ist einfach geschehen... d.h. die Deutschen sagen zwar, dass die anderen Opfer von Morden und Leiden wurden, aber sie sprechen nicht offen aus, dass die Deutschen die Täter waren.

Und dann kommen gleich die Deutschen, werden direkt daneben gestellt, als sei das dieselbe Kategorie:

Als Deutsche gedenken wir in Trauer der eigenen Landsleute, die als Soldaten, bei den Fliegerangriffen in der Heimat, in Gefangenschaft und bei der Vertreibung ums Leben gekommen sind.

Das heisst. die Deutschen bedauern sich vor allem selbst. es kann aus ihrer Perspektive keine ehrliche Trauer um die Opfer ihrer Verbrechen geben.

mzollstock 
Fragesteller
 12.02.2020, 19:41

sehr interessant... danke für deine/ihre Meinungs :)

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