Postflex seriös? Private Adresse im Impressum?

3 Antworten

Anderes Beispiel: Ich betreibe als Student nebenbei noch einen mobilen EDV-Service, der als Gewerbe auf meine Meldeadresse (Elternhaus) läuft. Da ich nicht möchte, dass Hinz und Kunz trotz des Hinweises, dass ich kein Ladenlokal betreibe, mit ihrem Elektronik-Gerödel unangekündigt bei meiner Mutter vor der Tür stehen, nutze ich auch einen Postfachservice mit Postvollmacht (letztere ist entscheidend, da sie sonst nicht als Impressumsadresse eingesetzt werden darf).

Es tut mir leid, aber Postflex ist eindeutig de-fakto(*) illegal.

Weil die Anschrift auch die Anschrift der Person sein muß, die die Seite betriebt. Nicht einfach irgendeine. Schon garnicht irgendeine komische Briefkastenfirma, die schon an sich illegal ist.

Der Sinn des Gesetzes ist ja grade, daß Personen sich auch den Konsequenzen ihres Benehmens stellen müssen. Und nicht einfach anderen Leuten schaden und damit davonkommen können. Weil wir hier nicht in den USA sind.
Das gilt auch für dich.

Postflex will hier einfach den Sinn des Gesetzes gezielt und absichtlich umgehen (alias das Gesetz brechen), und glaubt es wäre OK, wenn man sich nur ein vermeintliches technischen Schlupfloch schönredet. Und kommt damit halt so lange durch, wie halt noch keiner was gesagt oder geklagt hat.

(*) In der Realität wird das aber immer vor Gericht entschieden. Und da klappt Postflex halt nunmal beim ersten Gegenwind zusammen. Weil dann halt Postflex an der Angel ist für die Taten derer die es deckt. Und du glaubst doch nicht, daß die da nur fünf Sekunden lang warten bevor sie den Bückling machen und deine Adresse halt doch herausgeben.

Alles was du damit bewirkst, ist daß die Leute die was an dir stört oder dich einfach nur normal kontaktieren wollten weil sie kein „(anti-)social media“ benutzen, halt nun bestenfallts etwas Hass auf dich entwickeln, und schlimmstenfalls sich schwören, dein Leben zu zerstören. Vom Shitstorm über Presseberichte, und weil du ja sonst nix zulässt, halt nunmal Anzeigen. (Ich kam her, weil ich genau das machen musste. Jemanden anzeigen, der vielleicht gar nicht vorhatte, den Mist zu bauen den er aber leider bewirkt hat. Nur damit er mal aufwacht und sich mit den Konsequenzen seines andauernden Verhaltens endlich auseinandersetzt. Aus „mea culpa und mach ich wieder gut“ wird nun Tatütata und Vorladung. Was ich selber *nicht mal will*!!)

Und ja, ich verstehe sehr gut warum du nicht willst, daß jeder deine Kontaktdaten hat. Weil von all den Leuten nunmal *auch* einer dir schaden wollen könnte. Und es auf der Welt grob über den Daumen gerechnet ungefähr 5000 Leute gibt, die die Gründe, Ressourcen und den Willen haben, dich für etwas was du getan hast umzubringen , völlig *egal* was das etwas ist. Und deswegen Internet ohne Anonymität prinzipiell in der Katastrophe endet.
Aber das Problem ist, daß Internet mit Anonymität *auch* in der Katastrophe endet. Eben genau wegen dem was ich oben sagte. Weil halt diese Gründe jemanden z.B. umzubringen ja grade erst *daher kommen* , daß ein „Blogger“ oder Presse oder Politiker oder Priester o.ä. so lange gegen die Person gepredigt hat! (Mit dem Vorbehalt, daß die Person gegen die es geht leider sehr oft nicht die ist, die böse gepredigt hat.)

Und ja, natürlich denkst du, *du* würdest sowas niemals tun. Du bist der Gute.
Und ich persönlich denk sogar daß das auch stimmt, zu diesem Zeitpunkt. Aber das denkt JEDER. Jeder glaubt immer er wäre der Gute. Und gerechtfertigt. Keine Ausnahme.
Das Problem ist aber, daß wir alle nur Menschen sind. Mit Gehirnen. Und Gehirne nunmal diesen „Konstruktionsfehler“ haben, daß Traumata so intensiv sind, daß sie dazu führen, daß die neuronalen Signale auf eigentlich nicht dazugehörende Bereichen „überlaufen“. Und dann hat man das, was man landläufig „Trigger“ oder „Vorurteile“ oder „irrationales Verhalten“ (also eine Art davon) o.ä. nennt.
Das gilt genau so für dich wie für mich. Selbst der beste Mensch ist nicht frei davon. Tatsächlich ist man logischerweise sogar umso anfälliger, umso mehr man glaubt man wäre es nicht.

Fazit davon ist also, daß wir uns vor dir genau so schützen können müssen, wie du dich vor uns. Nicht unbedingt vor dir Heute. Aber vielleicht vor dir Übermorgen.
Und das beides zusammen geht im Internet leider prinzipiell nicht. Quasi „konstruktionsbedingt“. Da Informationen nunmal frei sind, und „geistiges Eigentum“ mit der Kausalität fundamental inkompatibel. Du kannst nicht etwas gleichzeitig anonym verbreiten, und dann nicht wollen daß es gewisse Leute wissen. (Das ist mein Expertengebiet, in dem ich forsche.)
Die einzige Lösung die ich dazu bisher fand, ist, die Zahl derer zu denen du deine Informationen verbreitest auf eine Zahl unter Dunbars Nummer (100-150 Leute… so daß jede noch als einzelne Person im Kopf sitzt) zu reduzieren. Die können dann deine Kontaktdaten auch haben. Vor allem wenn man sich tatsächlich in die Augen schauen muß. Da du dann 1. auch immer Freunde haben wirst, die dich schützen, und 2. es garnicht erst so weit eskaliert, weil man seinen Verärgerung vorher schon mitbekommt und sich halt ausspricht wie *erwachsene Menschen*. So ungewöhnlich das in unserer heutigen Gesellschaft der permanent pubertären Feiglinge auch scheinen mag.
Alles dadrüber führt in jedem Fall zu Schaden für Beteiligte. Klar, du magst nicht daß du den Kürzeren ziehst. Das ist verständlich und normal. Aber *wir wollen auch nicht, daß wir den Kürzeren ziehen.*
Und blöderweise bist du in der Unterzahl. Weswegen Dinge wie Postflex auch nicht durchkommen. Auch wenn das für dich unfair ist.

Fazit vom Fazit: Wer online ’mim Megaphon seinen Kram in die Welt herausschreien möchte, muß auch damit leben können, daß die ganze Welt zurückschreit. Wer das nicht mag oder kann, hat halt nur die Wahl übrig, nicht ans Megaphon zu treten. So ist das leider. Aber offline ist man eh glücklicher. (Sage ich als „digital aboriginal“.)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Forschung im Bereich Informationsphysik

Solche Beiträge “sich verstecken wollen” treffen nicht den Kern des Problems, glaube ich. Es geht darum, dass man zum Beispiel als alleinerziehende Frau und Mutter kleiner Kinder nicht seine private Anschrift angeben möchte.

Ich zum Beispiel habe einfach Angst. Mir ist schon einmal abends jemand mit dem Auto gefolgt. Einmal standen Kunden meines Onlineshops abends um 19h vor der Tür in unserem Wohngebiet. Mein Sohn hat sich sehr erschrocken.

Eine Freundin (Journalistin) wurde gestalked und angeschrieben unter dem Motto: “Na, schön im XY-Viertel?!” Das ist wirklich gruselig. Und es wäre schön, wenn es eine andere Lösung als die Angabe der Privatadresse im Impressum gäbe für diejenigen, die von zuhause aus ihr Geld verdienen.