Nachteile FÖJ?
Gibt es irgendwelche Nachteile, wenn man nach dem Abi ein FÖJ macht?
3 Antworten
Was du dir bezüglich eines FÖJ bewusst machen solltest: es ist Arbeit. Arbeit, die bei weitem nicht nur schön und spannend ist, sondern zu großen Teilen auch aus immer gleichen, wiederkehrenden, "niederen" Arbeiten besteht. Putzen, Aufräumen und andere körperlich anstrengende, geistig aber wenig fordernde Aufgaben gehören sehr automatisch zu so einem Freiwilligendienst dazu, weil du direkt nach der Schule schlichtweg noch nicht das Wissen und die Fähigkeiten für die fachlich anspruchsvolleren Aufgaben mitbringst. Dieses Wissen und diese Fähigkeiten erwirbt man schließlich erst mit der passenden Ausbildung bzw. dem jeweiligen Studium.
Ein Freiwilligendienst ist zudem eine klassische 40-Stunden-Woche. Hier solltest du dich darauf einstellen, dass das eine echt heftige Umstellung wird im Vergleich zur Schule, gerade auch, weil es im FÖJ dann eben zusätzlich auch noch meist um körperlich anstrengende Tätigkeiten geht! In den erste Wochen und Monaten wird das dazu führen, dass du abends einfach nur platt und erledigt bist und somit viel weniger Zeit und Energie für Freizeitaktivitäten haben wirst.
Für all das wirst du dann auch noch ziemlich schlecht bezahlt. Letztendlich so schlecht, dass du weiterhin darauf angewiesen sein wirst, dass deine Eltern deine Lebenshaltungskosten mittragen. Machst du das FÖJ an einem anderen Ort, müssen deine Eltern somit auch in der Lage sein, diese zusätzlichen Kosten tragen zu können.
Das mal so zu den Schattenseiten eines solchen Jahrs. Natürlich gibt es aber auch viele tolle Aspekte bei so einem Freiwilligendienst! Du wirst in diesem Jahr sehr viele interessante, dich bereichernde Erfahrungen sammeln, dich weiterentwickeln, Erkenntnisse darüber gewinnen, was du für dein weiteres Leben möchtest und was nicht! Ich habe beruflich sehr viele junge Menschen über mehrere Jahre hinweg im FÖJ erlebt und somit auch beobachten können, wie stark sie reifen und sich in ihrer Persönlichkeit entwickeln im Laufe dieser 12 Monate. Das ist immer wieder großartig und geschieht durch diesen Freiwilligendienst in einem Tempo, für das andere, die z. B. direkt studieren, mehrere Jahre brauchen!
Ich hab mir gerade mal die konkreten Ausschreibungen für die FÖJ-Stellen dort angeschaut. Übersetzt bedeuten diese Stellen allerdings auch keineswegs, dass du dort den Tag am Mikroskop verbringst oder so! Vielmehr geht es dort um Fließbandarbeit rund um die Vorbereitung von Untersuchungen/Experimenten sowie um sehr schnell sehr stupide werdende Zähl- und Dateneintippaufgaben. Und zumindest in einer der Ausschreibungen war durchaus auch die Rede von Reinigungsarbeiten.
Also, nicht falsch verstehen - viele Einsatzstellen sind durchaus bemüht, ihren Freiwilligen auch interessante, abwechslungsreiche Aufgaben zuzuteilen! Dennoch müssen aber bei so einem FÖJ 40 Stunden mit Inhalt und Arbeit gefüllt werden. Und selbstverständlich geht es dabei auch zu einem gewissen Teil darum, dass diese Arbeit die ausgebildeten Fachkräfte entlasten soll. Und das eben mit Menschen, die noch keine Fachkräfte sind.
Somit werden es immer zu großen Teilen einfach die Aufgaben sein, die nicht so super spannend sind und sich oft echt einfach wie "die letzten Pampelaufgaben" anfühlen. Egal, worin diese nun konkret bestehen.
Das sollte dir einfach bewusst sein! Du musst in so einen Freiwilligendienst einfach damit leben können, dass die Aufgaben irgendwo zwischen anstrengend und öde zu großen Teilen liegen werden. Dass es immer Tage und Wochen geben wird, in denen es sich so anfühlt, als würden alle immer dann dich einspannen, wenn sie auf eine Aufgabe einfach keine Lust haben.
Letztendlich trägst du aber auch mit jeder Reinigungstätigkeit, die du erledigst, mit jeder ausgeräumten Spülmaschine, mit jedem Gang zum Müllcontainer dazu bei, dass das Gesamtziel erreicht werden kann! Eben indem du diese Dinge tust und somit die Fachkräfte diese Zeit und Energie in ihre Aufgaben stecken können.
In diesem Bewustsein solltest du an dieses Jahr rangehen, dann wird es gut! Denn dann bist du nicht über die stupiden, eintönigen Tage oder Wochen enttäuscht (im wahrsten Sinne des Wortes!), sondern erkennst auch dabei deinen Beitrag zum Ganzen und kannst dich umso mehr über die Tage freuen, an denen besondere, spannende, abwechslungsreiche Aufgaben anstehen!
Der meist genannte ist das du halt erst ein Jahr später anfangen kannst zu studieren oder Ausbildung zu machen
Was heißt Nachteile...
Das ist wie wenn ich frage, was der Nachteil einer Ausbildung im Gegensatz zum Studium wäre, es ist etwas anderes.
Ein FÖJ geht i.d.R. ein Jahr. Man kann es auf 1,5 Jahre erweitern, soweit ich weiß, dann müsste man sich neu bewerben.
Du verdienst sehr wenig Geld dabei und hast nur eine beschränkte Wahl an Arbeit, es ist halt ein freiwilliges Jahr, wo du einen Beruf in ökologischer Richtung anstrebst und für ein Jahr ausübst. Das Jahr kannst du nicht nutzen, um Karriere zu machen oder gut Geld zu verdienen, hingegen arbeitest du Vollzeit.
Ich möchte ein 1 jähriges FÖJ auf Helgoland bei der AWI machen, um mehr Erfahrungen und einen Einblick im Bereich der aktuellen Meeresforschung zu erlangen. Danach will ich den Biologie Bachelor anfangen. Aber im Studium würde man ja genauso wenig Geld verdienen, wenn überhaupt.
Nicht wirklich. Wenn du meinst, dass du neben dem Studium minijobbst, hast du einen weit höheren Stundenlohn. Sprich, du bekommst ähnlich viel Gehalt, arbeitest aber sehr viel weniger. Ein FÖJ sind 40 Stunden die Woche. Bei einem Minijob ist es von deinem Stundenlohn abhängig, aber der Stundenlohn ist allein beim Mindestlohn höher, da du beim FÖJ nicht nach Mindestlohn bezahlt wirst.
Vielen Dank für die ausführliche Antwort!
Mein FÖJ möchte ich auf Helgoland bei der AWI machen. Dort arbeitet man viel im Labor (was ich durch die Schule und Praktika schon gewohnt bin und bereits etwas Erfahrung habe) oder auf dem Forschungsschiff. Die Unterkunft und Verpflegung wird komplett von der AWI übernommen, somit entstehen für mich nur die Hin- und Rückfahrtskosten.