Nachteile des Hedonistischen Kalkül

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Die erste Frage ist, was das Grundanliegen des Utilitarismus war, was seine Grundeinstellungen waren, die die verwendeten Begriffe mitprägen und welche Rolle darin das Hedonistische Kalkül spielt, welche Geisteshaltung es ausdrückt.

Grundanliegen des Utilitarismus war, die Bestimmung von Werten, vor allem auch moralischer Werte in den Entscheidungsraum aller Bürger zurückzuholen. Der Utilitarismus wendet sich gegen eine "göttliche Werteordnung", die ausschließlich vom Klerus und den Feudalherren interpretiert, und so zu deren Diktat wird.

Wenn man aber als Mensch als gesellschaftliches Wesen moralische Werte innerhalb der Gesellschaft diskutieren und festlegen will, benötigt man Kriterien, die sich an den Interessen der Gemeinschaft wie an den Interessen des Individuums orientieren und einen Ausgleich zwischen beiden schaffen. Im Utilitarismus geht es nie nur um individuelles Wohl, es geht immer um individuelles Wohl innerhalb einer funktionierenden Gemeinschaft. Hier liegt ein anderes Verständnis von "Hedonismus" vor als der Begriff heute interpretiert wird.

Neben der unterschiedlichen Interpretation, was Hedonismus bedeutet, gibt es Unterschiede in der Auffassung, wie genau etwas "berechenbar" ist. Ursprünglich was das Hedonistische Kalkül eine Hilfe, nicht aus dem Bauch heraus Werte zuzuordnen, sondern gedanklich nachvollziehbarer und ehrlicher abzuwägen, warum man welche Werte und Entscheidungen setzt. Es gibt aber Einstellungen in den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften, die sich an den Naturwissenschaften orientieren und "Exaktheit", "Berechenbarkeit" als wissenschaftliches Kriterium hochhalten. Da wird dann die "exakte Berechenbarkeit" auch des hedonistischen Kalküls gerne übertrieben und bis auf vier Stellen hinters Komma ausgerechnet, welcher Wert gelten soll.

Das Problem beim hedonistischen Kalkül ist ja, einen Wert für das empfundene Leid bzw. die Freude festzulegen. Wenn man Mills Überlegungen mit einbezieht, müssen auch alle Folgen mit eingerechnet werden. Außerdem könnten Lebensauffassungen auch einbezogen werden. Wenn du also sagst, das Leben eines Menschen ist das höchste Gut, dann bedeutet das, der Wert dafür ist unendlich und überstimmt damit alle empfungenen Schmerzen. Damit könnte man wohl sagen, dass das Kalkül genau so menschlich ist, wie die Person, welche es anwendet, oder?