Lyrik abi 2015 was habt ihr geschrieben?

8 Antworten

Also ich hab folgendes geschrieben:

Zu "Der Falke":

- dreihebiger Jambus mit uneinheitlichem Kadenzenwechsel

-kreuzreim der allerdings ein oder zweimal gebrochen wird

-Wunsch nach Freiheit

-Verbundenheit zur Natur

-Reisemotiv/Flucht (er will ja immerhin mit ihr wegfliegen)

-Liebe und ihre Stärke--> selbst der Graf kann sie nicht zerstören

-Das Gedicht als mögliches Lied, dass der Mann der Frau vorträgt

-Scham der Frau als Infragestellung der Liebe

Zu "der turmfalk"

-eine Strophe, zwei Reime, kein konkretes Versmaß

-vollkommene Anonymität des lyrischen Ichs (nur Spekulation ob männlich oder weiblich)

-Falke als Ablenkung von dem Gespräch (immerhin redet das l. Ich ja vorher noch mit der Person und ist im Nachhinein verwundert über das Knacken in der Leitung, was im Übrigen die Beendigung durch den anderen Gesprächspartner bedeuten könnte.

-Falke als Wunsch frei zu sein und das Streben nach Aufbruch

-Distanzierung von der Natur-bezogen darauf, dass das l. Ich den Falken mit seiner Beute betrachtet und sagt "Wenn das die Natur ist, dann halte ich mich da raus"

-fehlende emotionale Komponente im Gedicht: Letztendlich wird nur der Falke beschrieben und das Telefonat beendet. Leider vergas ich den Ausdruck "bin schnurlos angebunden" zu deuten. Mögliche Interpretation: Er nutzt ein Funktelefon, könnte sich also frei im Raum bewegen, wird aber durch irgendetwas an seiner Position festgehalten

Letztendlich habe ich das zweite Gedicht von der Art wie es verfasst wurde mit der "neuen Sachlichkeit" verglichen. Es fehlt die Emotionalität, Außerachtlassung von Grammatik (alles kleingeschrieben) und es wird berichtend geschrieben (Beschreiben des Falken). Natürlich lässt sich ein Liebesmotiv und weiteres interpretieren, das wäre aber reine Spekulation. (So wie: l. Ich ist ein Mann und der Partner am Telefon seine Geliebte. Die hatten Streit und der Mann sucht die Versöhnung, sieht jedoch den Falken und hegt den Wunsch frei zu sein)

An sich war das zweite Gedicht aber wirklich gemein und schwer zu deuten.

Hier nochmal das erste Gedicht: http://gutenberg.spiegel.de/buch/des-knaben-wunderhorn-i-band-2385/30

Norbert Hummelt - der turmfalke finde ich leider nicht im Internet.

Bei Aufgabe 1) habe ich im großen und ganzen geschrieben, dass die Liebesbeziehung hauptsätslich vom lyrischen-Ich ausgeht und nicht von der Adeligen erwiedert wird, dass es sich also um eine Art von unerfüllter Liebe handelt, die besonders für die Romantik typisch ist. Dazu hatte ich dann einige Textbelege. Außerdem habe ich noch den Aspekt der standesübergreifenden Liebe eingebracht und dabei kurz auch Kabale&Liebe angesprochen. das lyrische-Ich drückt sich auch sehr besitzergreifend und bestimmend aus.

Das ganze Gedicht passt sehr gut zur Romantik aufgrund der ganzen Sehnsuchts, Liebe, Standesgrenzen Thematik. Als Form habe ich einen 3-hebigen Jambus.

2) fand ich aufjedenfall schwieriger

Hab auch nichts gefunden. Habe bei dem ersten viele Parallelen zu Kabale und Liebe gefunden weil sie Tochter des Grafen ist und er wie ich mir aus den letzten Versen abgeleitet habe ein musiker.. Zur Romantik gabs ja viele Motive wie z.b. Natur, liebe, Sehnsucht, Fernweh etc. Bei den beiden Gedichten gabs schon Unterschiede, aber auch mehr Parallelen als man zuerst wegen der formalen Aspekte denkt. Habs der postmodernen zugeordnet

shysf 
Fragesteller
 14.04.2015, 16:42

Super! Habs ähnlich :-) danke

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Aufgabe 1: 

- Unerwiderte, ständeübergreifende Liebesbeziehung 

- Falke als Symbol der Stärke und Freiheit/Naturkraft 

- Adlige hat kein wirkliches Interesse an ihrem Verehrer (letzte Strophe, dass sie sich schämt) 

- Schreibweise im Konjunktiv,  die Strophe, die in direkter Rede verfasst war als eine Art Hochpunkt und Eintritt des Wunsches in die Realität 

- In den letzten Strophen dann Resignation und Aufgabe. Das lyrische Ich erkennt, dass es keine Möglichkeit gibt diesen Traum zu verwirklichen 

- Aus dem singen (was jemand anderes als Beruf des Musikers interpretiert hatte) habe ich einen Vergleich zu einem Singvogel gezogen, der zwar schön ust und schön singt, aber nicht die nötige Stärke hat seine Angebetete zu befreien

- Gefühle, nicht erwiderte Liebe, Natur. Bezug und das Streben nach Vollkommenheit habe ich für Einordnung in die Romantik aufgeführt 

Aufgabe 2: 

- Im Gegensatz zum ersten Gedicht keine Reime, viele Enjambements, keine Groß - und Kleinschreibung -> Formal so anders wie es nur geht 

- Das Telefonat ist Ein - und Ausleitung des Gedichts und bildet eine Art Rahmen um die eigentliche Handlung 

- Lyrisches Ich kennt den Falken nicht, beschreibt ihn unverblühmt, findet seine Natürliche Lebensweise (gemeinz ist das töten seiner Beute) abstoßend -> Der Falke hat in der modernen, urbanen Welt keinen Platz und keinen Erkennungswert mehr 

- Als der Falke dann aber davon fliegt, wird dem lyrischen Ich klar, dass der Falke freier ist als er selbst (unterstützt durch die Anapher "ich am telefon, ich am fenster") und so bekommt der Falke auch in diesem Gedicht ein freiheitliches Motiv 

- In beidem Gedichten ist der Falke stark (im einen bringt er ein Schloss zum zerspringen, im anderen ist er Sieger über das lyrische Ich und die Beute) 

- In beiden Gedichten wird er als Jäger dargestellt (Jagd nach Liebe -> Jagd nach Nahrung) 

--> ein Falke als Freiheitssymbol in einer Welt, in der man das telefonieren ohne mit einem Kabel an einen Ort gebunden zu sein, als Freiheit empfindet 

NinaGrewe  14.04.2015, 21:06

Du beruhigst mich, fast alles habe ich auch geschrieben. Mache mir total Sorgen dass ich komplett daran vorbei interpretiert habe.

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Zweites Gedicht war definitiv schwieriger. Hab beide Falken als projektionsfigur des lyrischen ichs interpretiert. In 2) hab ich geschrieben, dass der Falke die Beziehung dey lyrischen ichs und der Person am Telefon wiederspiegelt. Möglicherweise handelt es sich um einen one Night Stand. Dieser Liebesbegriff passt ja auch zur neuen subjektivität