Kennt ihr das Buch "Der Sinn des Denkens" von Markus Gabriel?

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Auf Seite https://www.deutschlandfunk.de/markus-gabriel-der-sinn-des-denkens-denken-als-sechster-sinn-100.html liest man:

Mit "Der Sinn des Denkens" ist dem Bonner Philosophen Markus Gabriel ein wirklich großer Wurf gelungen. Darin geht er der Frage nach, wie kritische Philosophie im postfaktischen Zeitalter aussehen könnte. Seine Antwort: Es bedarf eines Neuen Realismus.

Weiter unten wird dann (Gabriels Worte) erklärt:

Der Neue Realismus
"Die meisten verbinden das Wort Realismus bis heute mit genau jener Annahme einer bewusstseinsunabhängigen Außenwelt. Der Neue Realismus korrigiert das und sagt, warum sollte denn von dem, was offensichtlich existiert und wozu wir selber als geistige Lebewesen gehören, aber auch Sterne und Tische, warum sollte im Gefüge dessen, was offensichtlich existiert, unsereiner besonders unwichtig sein? Also dreht der neue Realismus jetzt die Perspektive um und behauptet erstens: Wir können die Wirklichkeit so erkennen, wie sie ist. Zweitens: Unsere Erkenntnis der Wirklichkeit ist so wirklich wie alles andere und drittens: Die Wirklichkeit ist kein singulärer Gegenstand, in dem Slogan ausgedrückt „die Welt gibt es nicht“. Es gibt also, wenn man so will, viele Wirklichkeiten und nicht eine. Das sind die Grundthesen des neuen Realismus."

Hierbei steht die erste der 3 Aussagen (= "Wir können die Wirklichkeit so erkennen, wie sie ist") in krassem Widerspruch zu seiner dritten, welche lautet: "Es gibt also, wenn man so will, viele Wirklichkeiten und nicht eine".

Ich schließe daraus, dass Gabriel noch nicht mal richtig begriffen hat, was z.B. Platon und Kant als tatsächlich richtig erkannt haben: Dass es nämlich einen ganz grundsätzlichen Unterschied zwischen Realität und Wirklichkeit gibt, der Gabriel nicht präsent zu sein scheint, da er allzu schlampig argumentiert und denkt.

Richtig ist: Realität ist etwas durch unseren Verstand Konstruiertes (etwas Subjektives). Erst Wirklichkeit ist das objektiv Vorhandene: das tatsächlich Wirkende. Da wir die Wirklichkeit nicht kennen, kann selbst Physik über sie nichts aussagen (wie Nils Bohr seinen Studenten immer wieder erklärt hat).

Kurz: Ich halte gar nichts von Gabriels Neuem Realismus (da er den Kants noch nicht mal verstanden hat) und stehe damit auch nicht alleine: Lies z.B. wie der renommierte österreichische Hochschulphilosoph Peter Strasser Gabriels Versuch zu philosophieren einordnet: https://www.diepresse.com/1455349/hops-und-plops .