Kann mir jemand bitte eine Interpretationshypothese zu dem folgenden Gedicht Herbst von Gerrit Engelke nennen?
Herbst
Um die Großstadt sinkt die Welt in Schlaf.
Felder gilben, Wälder ächzen überall.
Wie die Blätter fallen draußen alle Tage,
Vom Zeitwind weggeweht.
Ob Ebene und Wald in welkes Sterben fallen,
Ob draußen tost Vergänglichkeit,
Im Stadtberg brüllen Straßen, Hämmer hallen:
Die Stadt dampft heiß in Unrast ohne Zeit.
Vielen Dank im Vorraus,
Liebe Grüße, Marie
2 Antworten
Draußen in der Natur herrscht ein klarer Zeitablauf, der des Vergehens (der ja Vorbedingung für das Neuerstehen im Frühling ist).
In der Stadt, also dem Ort menschlichen Eingreifens in die Natur, herrscht "Unrast ohne Zeit", also rastlose Tätigkeit, deren Sinn jedoch so fraglich ist, dass sie die Zeit nicht füllt, also ohne Zeit ist.
Es ist die uralte Thematik von der Diskrepanz zwischen Natur und Zivisation. Und zwischen dem natürlichen "Kreis des Lebens" und dem künstlichen Takt, den uns die moderne Leistungsgesellschaft aufzwingt.
Gegenüberstellung von Natur, die vergeht und in doppelter Hinsicht untergeht, und Stadt, die davon, dass rings um sie alles ver- und untergeht, nichts mitbekommt.