Kann ich noch einen Beruf der mit Ballett zu tun hat bekommen?

2 Antworten

Wenn es zur Berufstänzerin nicht reicht, gibt es Möglichkeiten als Tanzpädagogin, Tanztherapeutin oder als Choreographin zu arbeiten oder auch in der Tanzmedizin tätig zu werden.

Welchen Weg zu einschlägst, hängt von deinen Interessen und von deinen Talenten ab und freilich auch von deinen schulischen Leistungen.

Ich kann dir hier eine Beschreibung von der Tanzpädagogik geben. Die anderen Bereiche habe ich bislang nur am Rande durch Workshops oder Zusatzausbildungen berührt.

Als Tanzpädagogin oder Tanztrainerin bist du am dichtesten am Tanzen selbst dran. Du stehst zwar nicht auf der Bühne, aber du kannst mit deinen Eleven arbeiten und ihnen dein Wissen vermitteln. In der Regel heißt das viel Bewegung für dich, insbesondere bei Anfängern, wie vormachen, mitmachen und nochmal wiederholen als Demonstration was besser geht. Davon abgesehen kannst du für allen Leveln Tänze choreographieren und mit deinen Eleven einstudieren.

Du bist für die Lehrplangestaltung und die Erstellung der Übungsabfolgen für deine Eleven verantwortlich, ebenso für die Kurzvorbereitungen und die Nachbereitungen der einzelnen Stunden.

Du kannst Auftritte organisieren oder auch offene Klassen oder Workshops geben.

"Nachteil": es fällt viel Orgakram an unter anderem: Kommunikation mit den Eltern (entfällt bei Kurse für Erwachsene) Teilnehmerlistenpflege, E-Mailverkehr für den normalen Kursbetrieb, Probetrainings oder Auftritte oder anderes, Finanzkram wie Beiträge, 10er Karten, Einzelstundenbezahlungen, fließende Gelder bei Workshops und Co. Anschreiben an spezialisierte Tänzer/Tanzmediziner für Workshops oder Präventionsaktionen, Kostümpflege, Kostümbeschaffung usw usf (PS: einige Schulen haben Personal dafür, andere nicht :))

Ausbildung:

in der Regel 3 Jahre an privaten Ausbildungsstätten (Iwanson in München, Lola Rogge in Hamburg usw usf)

als Studium an der Palucca in Dresden

zweiter Bildungsweg über viel Praxis und das Ablegen diverser Lizenzen (häufig in Vereinen möglich)

Bei allen Ausbildungswegen benötigst du eine grundsätzliche Fitness und körperliche Eignung. Es wird viel getanzt, um selbst eine saubere Technik zu erlernen, die weitergegeben werden kann. Es gibt eigentlich keine reinen Ballettausbildungen. In der Regel kommen zeitgenössischer Tanz und/oder Modern oder Jazz noch dazu.

Es gibt viel Theorie: Pädagogik, Anatomie, Tanzgeschichte usw usf.

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Private Ausbildungen sind relativ teuer (400-600 Euro/Monat), ist dafür für nahezu alle offen, solange die körperliche Eignung da ist.

Das Studium an der Palucca ist abgesehen von den normalen Studiengebühren kostenlos. Die Voraussetzung allerdings auch sehr sehr hoch.

Der zweite Bildungsweg setzt viel Eigeninitiative und Selbstudium voraus. Bist du im Verein tätig ist diese Art der Ausbildung meist die Günstigste, da viele Vereine die Kosten zum Großteil übernehmen, allerdings nicht ohne Gegenleistung. (Bei uns im Verein gilt eine Verpflichtung für den Lehrbetrieb von mindestens 2 Jahre um die Basislizenz bezahlt zu bekommen.) Für die Ausbildung deiner Tanztechnik und deren Nachweise bist du allerdings selbst verantwortlich. Bei den Lizenzen selbst geht es eher um Pädagogik, Trainingsaufbau, Prävention und Anatomie, Choreographie, Wissensvermittlung usw usf)

Die Kurse für die Lizenzen laufen hier teils über die Wochenenden oder aber auch mehrere Wochen am Stück als Blockveranstaltung von morgens bis spät abends (meine letzte Weiterbildung dieser Art begann jeweils um 7:00 und endete nach 22:00h und lief über 2 Wochen inklusive Wochenende) Das hat den Vorteil, dass man die Lizenzen auch neben dem Beruf machen kann.

In der Tanztherapie nutzt du den Tanz als Therapieform (ganz grob umschrieben) Ballett ist hier allerdings eher seltener zu finden. Häufiger finden sich freiere Tanzformen.

In der Tanzmedizin dreht sich alles um Prävention und Heilung im Tanzsport. Ein medizinischer Grundberuf ist hier in der Regel Vorraussetzung und die Richtung zum Tanzssport "nur" eine Spezialisierung.

Klar kannst Du einen Beruf bekommen, der irgendwie etwas mit Ballett zu tun hat, bekommen. An jedem Theater, dass eine Ballettcompagnie hat, gibt es massig Berufe drum herum. Nur haben die nicht immer (oder selten) was mit Tanzen an sich zu tun. Ob Dich das auf Dauer befriedigt? Das kannst nur Du entscheiden.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung