Jemanden auf ein Podest stellen - Warum tun wir das?
Hallo,
mir ist eben bewusst geworden, dass ich dazu neige, Menschen auf ein Podest zu stellen. Aus Erfahrung weiß ich, wie unangenehm das ist. Aber was ist der psychologische Mechanismus dahinter?
Bin gespannt auf eure Antworten!
Line
3 Antworten
Also ich kenne das Problem bei mir nur umgekehrt (das ich mich selbst auf's Podest stelle). Aber ich denke mal das kann bei manchen Menschen passierten wenn man vor einer Person, sagen wir mal vor einem Schauspieler oder Wissenschaftler, sehr viel Respekt hat und man ihn als Vorbild und Idol nimmt. Da es eine Person ist der man wahrscheinlich nacheifert sieht man sie und ihre Taten nicht auf Augenhöhe sondern als was besseres oder höhergestelltes. Das heißt man stellt sie über alles andere wie man z.B auch einen Gott über alles andere stellt.
Denk ich mal...
(Ich hoffe ich habe das Sprichwort richtig gedeutet😂)
"wir"
Das tun nicht wir alle sondern nur manche. Menschen die das tun denken oft von sich selbst als nicht so toll und denken, dass andere Menschen oft besser sind.
Und eben diesen Menschen ist das dann auch unangenehm auf ein Podest gestellt zu werden -> Imposter Syndrom
Hallo Line!
Da fallen mir zwei Ursachen ein, im Grunde sogar deren Dreie, aber ich wollte zuerst ein Beispiel bringen um das zu erklären.
Ich kenne jemanden, der einen solchen "Kult" um einen Jugendfreund und dessen längst verstorbene Eltern pflegt - wenn man mit ihm redet und man zufällig auf diese Leute kommt, gewinnt man nach seinen Schilderungen den Eindruck, gerade die Eltern dieses Freundes seien Heilige gewesen, obwohl er eigentlich kaum was von ihnen hatte. Der Typ hatte jedoch in seiner Jugend mit seinen Eltern viele Probleme, vielleicht fand er bei diesem Freund und seinen Eltern einfach mehr als zuhause; ich weiß es nicht. Er macht aber allgemein einen labilen Eindruck und ich weiß, dass er seine Eltern verachtet - außer wenn es um Geld geht.
Womit man bei Bindungs-/Beziehungsproblemen als Auslöser für solche Gefühle wäre ----> es gibt aber auch Möglichkeiten in Sachen "Glorifizierung des Vergangenen". So wie man frühere Dinge in gewissem Zeitabstand als besser wahrnimmt als sie damals waren, nimmt man teilweise auch Menschen als angenehmer wahr und setzt sie dann ggf. auf einen Thron: Man verdrängt das "nicht so Gute" mit der Zeit.
Mir hat meine Exfreundin so etwas mal vorgeworfen, als es um einen verstorbenen Freund ging, den ich sehr gemocht habe, mit dem ich oft zusammen war und den sie persönlich nicht ausstehen konnte. Ich bin mit ihm ein Herz und eine Seele gewesen, sie hat diesen Freund bis zu seinem Tod verachtet und nach seinem Tod jede Möglichkeit genutzt, ihn, seine Witwe und seine beiden Töchter anzufeinden. Der Unterschied war nur: Dieser Mann war wirklich mein Freund! Wobei meine Ex in ihrer eigenen Familie viel Unfug erlebt hat und nur "gekriegt" hat ------> womit man auch wieder im weitesten Sinne bei Bindungs-/Beziehungsproblemen wäre, wenngleich sie hier das Gegenteilige auslösten.
Die nächste Ursache kann das Fehlen qualifizierter Vorbilder sein: Wer keine VOrbilder hat, der muss sie sich (er-)schaffen und setzt dann vielleicht jemanden in fast groteskem Ausmaß auf ein Podest, weil er meint jetzt jemanden zu haben, der für ihn das repräsentiert was er nie hatte ... aber auch das geht im Grunde wieder in die Sparte von Bindungs- und Beziehungsgeschichten.