Identitätsprobleme und versautes FSJ im Ausland

1 Antwort

Hey,

das tut mir sehr Leid, dass es für dich in deinem Gastland so schwer ist.

Du schreibst ja, dass du nächste Woche in eine neue Gastfamilie kommst. Ich hoffe, dass es dadurch besser wird. Warte bis dahin vielleicht einfach noch ab, triff dich viel mit Freunden und mach etwas außerhalb der Familie in der du jetzt bist. Vielleicht liegt es ja wirklich daran, dass du mit deiner jetztigen Gastfamilie absolut nicht zusammenpasst und die letzten zwei Monate werden mit deiner neuen Gastfamilie noch wunderschön. Gib ihr auf jeden Fall eine Chance.

Ich weiß, wenn es einem nicht gut geht und man sich gerade im Ausland zu einem Zeitpunkt nicht gut fühlt, ist es schwer positiv zu bleiben. Aber denk daran: den Großteil deines FSJ hast du ja schon hinter dir und für den unwahrscheinlichen Fall, dass es noch schlimmer wird, kannst du jederzeit abrechen. Falls es wirklich nicht mehr geht, solltest du dir auch eingestehen das zu tun und kein schlechtes Gewissen dafür haben - das kommt vor und ist kein Weltuntergang.

Denk auch daran, dass manche Leute (gerade solche, die bisher nur wenige internationale Erfahrungen gemacht haben) es einfach nicht besser wissen und deine südamerikanischen Wurzeln wahrscheinlich direkt mit einem gewissen Vorwissen über das Land, die Sprache und die Kultur verbinden. Ich weiß, es ist anstrengend, aber explizit darauf hinzuweisen, dass du zunächst einmal deutsch und nur in einer Kultur zu Hause bist, hilft den anderen vielleicht, dich besser einzuschätzen und angemessen behandeln zu können. Versuch dich zu erklären, dass du vor Ort schlichtweg einfach ein Ausländer bist, dem auch ein Gewisses Maß an Nachsicht zugestanden werden muss, weil du es nicht besser weißt und wissen kannst, egal wie sehr du dich bemühst.

Ich bin sicher, dass dir dein FSJ trotzdem viel bringt und für die Zukunft bringen wird, auch wenn es jetzt sehr schwer ist. Genauso bin ich sicher, dass dir gutes Zureden im Moment nicht viel bringt, sondern dass du einfach jemanden brauchst, bei dem du den Frust ablassen kannst. Ich hoffe, du hast vor Ort jemanden, bei dem du das machen kannst? Wenn nicht, bist du herzlich eingeladen, mir unbekannterweise eine Nachricht zu schreiben oder ich gebe dir per Privatnachricht auch gerne meine Emailadresse, wenn du möchtest.

Wie du an meinem Namen siehst, bin ich auch AFSer, aber schon seit Jahren zurück und kümmere mich um Fragen zu einigen AFS-Themen, die hier gestellt werden. Du brauchst dir aber keine Sorgen machen (da du ja Namen und Land explizit nicht genannt hast, weil du nicht willst, dass man dich erkennt) - ich bin im FWD nicht groß aktiv, habe noch keine Freiwilligen vorbereitet und egal was du schreibst, bleibt alles unter uns.

Viele liebe Grüße, halt die Ohren steif und meld dich, wenn du möchtest. Sabrina