Hochemotionale Reaktionen zur Trump-Wahl in eurem Umfeld (Schule…)?
Vorab: Ich bin wahrlich kein Freund von Donald Trump und hätte ihn auch nicht gewählt, aber ich habe das Gefühl, dass die Debatte aus den Fugen gerät.
Ich gehe derzeit noch zur Schule (gymnasiale Oberstufe, Niedersachsen). Schon gestern, aber insbesondere heute, ist der Ausgang der US-Wahl an meiner Schule omnipräsent.
Ich beobachte, dass sowohl einige Schüler als auch Lehrer in regelrecht aggressiver Weise über die Ereignisse sprechen und mit aggressiven Unterton von einigen Lehrern insinuiert wird, dass man zu keinem anderen Schluss kommen dürfte, als dass dieser Ausgang skandalös sei.
Ich habe einen Schüler in der Klasse, der sich pro Trump geäußert hat (und er erzählt durchaus auch immer wieder Sachen, die der Wahrheit etwas fern sind, v.a. nach dem Motto „Quelle: TikTok“), dieser wurde von anderen Schülern regelrecht zerrissen. Es hieß Trump sei Rassist, Sexist, Pädophiler und irgendwelche Schauergeschichten von Demokratie würde außer Kraft gesetzt werden, die deutsche Wirtschaft würde durch Einfuhrzölle völlig abgewürgt werden, Ukraine würde Russland schutzlos ausgeliefert oder verkauft werden, 3. Weltkrieg mit China, mehrere Zehnmillionen Menschen würden deportiert werden, NATO-Austritt der USA und eine Invasion auf Mexiko würden drohen.
Viele dieser Dinge haben ja einen wahren Kern, es ist klar, worauf diese Behauptungen beruhen, aber sie sind völlig überzogen. Ich habe den Eindruck, viele Menschen haben Panik vor Trump. Ich befürchte, diese Panik wird zur Stimmungsmache vor der Bundestagswahl benutzt werden, die Debatte vergiften und gesellschaftliche Gräben vertiefen, was zu den turbulenten Zeiten auch in der deutschen politischen Landschaft gerade passend kommt.
Meine Fragen an euch:
• Beobachtet ihr in eurem Umfeld auch diese Entwicklung (Gebt gerne Unterschiede bei den Geschlechtern an, falls ihr welche festgestellt)? Insbesondere die Antwort von Schülern mit Bundesland und Schulform würde mich interessieren.
• Glaubt ihr die Debatte bei den Wahlen hierzulande wird dadurch rauer?
2 Antworten
Mir hat die Trump-Wahl so ziemlich den Tag versaut, nicht mehr und nicht weniger. Trump spaltet, polarisiert, beschimpft und verbreitet Fakes . Aber wenn man in Opposition zu Trump geht, dann sollte man nicht den gleichen Fehler wie er begehen und Meinungskontrahenten verteufeln sondern sich ihre Argumente anhören, hinterfragen - manchmal sind "Scheinargumente" darunter oder der Kontext stimmt nicht (ganz).
Und Harris hat mit Stil ihre Wahlniederlage eingeräumt, auch das hat sie Trump voraus.
Lernt ihr heutzutage nicht mehr eine Sachdebatte zu führen und zu schauen, welche unterschiedlichen Werthaltungen bestimmen die Debatte, wo gibts Schnittmengen ?
Mein Sohn hat vor 3 Jahren das Abi absolviert. Ich war da auch entsetzt über den schrillen Ton mit dem die Genderdebatte geführt wurde. Da werden oft Gräben aufgerissen, die keinen Sinn machen.
Ist die heutige Jugend bei vielen Themen etwa zu dogmatisch?
Nicht in der Schule (bin aus dem Schulalter zum Glück raus) aber allgemein in der Gesellschaft. Die Leute steigern sich immer mehr ins extreme, gerade im politischen.
Trump ist der Teufel in Person, wen man Trump wählt wird jedes Unglück der Welt über uns hereinbrechen, die Milch wird sauer und die Haare fallen aus, was weiß ich noch was.
Bei den innenpolitischen Themen ist es aber doch das gleiche. Die AfD ist der Untergang des Abendlandes, wenn hierzulande eine rechtspopulistische Partei mal auf 15-20% kommt rennen alle schreiend im Kreis, das wird unser Untergang (schon wieder), wir müssen auswander, blabla - während in anderen Ländern der EU selbst neo-faschistische Parteien die Regierung stellen und, oh wunder, eigentlich gar nichts von den Schreckensszenarien passiert. (Anders herum übrigesn nicht besser, die Grünen Umwelt-Faschisten blabla).
Ich weiß nicht warum, aber die Gesellschaft wird immer hysterischer, immer panischer, immer fixierter auf eine zugelassen Meinung und wehe wenn die nicht umgesetzt wir dann droht der Weltungergang.
Und ja, ich glaube das wird immer extremer. Bei jeder anderen Meinung droht sofort ein allesvernichtender Weltuntergang weil das ja offensichtlich ist und wie man das nur nicht sehen kann. Jede andere Meinung löst sofort Panik und Wut aus.
Keine Ahung wo und wann die Gelassenheit und Nüchternheit verloren gegangen ist. Das war, zumindest gefühlt, frühers ganz anders. Heute bricht jeden Tag 20 mal der 3. Weltkrieg aus weil wieder irgendwo irgendwer irgendwas gesagt, gewählt oder getan hat.
Ich kann nur vermuten dass es daran liegt, dass sich heute Menschen viel mehr in Meinungsblasen bewegen als frühers. Frühers traf man unweigerlich ständig auf andere Meinungne, heute sucht man sich im Netz gleichgesinnte, bestätigt sich gegenesitig und steigert sich dann immer weiter rein, wobei man sich dann noch gegenseitg dabei bestärkt. Aber das ist nur meine Theorie.