Wie kann ich diese Glücksauffassungen vergleichen?

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Die Glücksauffassungen können mit Hilfe von Gesichtspunkten verglichen werden, in Bezug auf die Gemeinsamkeiten und Unterschiede untersucht werden.

denkbare Gesichtspunkte sind:

  • Wesensmerkmal
  • Verursachung
  • Intensität/Ausmaß des Glücksempfindens
  • Dauer
  • Bedeutung für ein gutes Leben

Zufallsglück

a) Wesenmerkmal: Das Zufallsglück ist durch seine Verursachung bestimmt, nämlich sich durch (günstigen) Zufall zu ereignen.

b) Verursachung: Zufallsglück geschieht aufgrund eines günstigen Zufalls. Es ist etwas Positives/Erwünschtes, das Menschen unvermutet/unverhofft zufällt. Beispielsweise füllt jemand für jemanden ohne dessen Wissen einen Lottoschein aus und dies führt zu einem großen Lottogewinn oder es kommt ganz ungeplant und als Nebenfolge einer Handlung zu einer Begegnung mit einem unbekannten Menschen, die sehr angenehm und wunderbar und der Anfang einer großen Freundschaft oder Liebe ist.

Beim Zufallsglück besteht für die Menschen Unverfügbarkeit über sein Auftreten. Verfügbar ist nur die innere Haltung/Einstellung, die Menschen dazu einnehmen können. Sie können sich öffnen (sich mit Spontanität, Aufmerksamkeit und Gespür bereithalten, einen günstigen Zufall zu erkennen und die Gelegenheit zu ergreifen) oder verschließen.

c) Intensität/Ausmaß des Glücksempfindens: Das Glücksempfinden kann beim Zufallsglück von einem eher kleinem Ausmaß bis zu einem sehr starken Ausmaß reichen.

d) Dauer: Zufallsglück ist eher kurzfristig, hat keine sehr lange Dauer.

e) Bedeutung für ein gutes Leben: Menschen sind bei manchen Glücksgütern auch auf äußere Umstände angewiesen und benötigen teilweise Zufallsglück. Allerdings kommt es darauf an, wie damit umgegangen wird. Ein zugefallener Gewinn wird nicht unbedingt gut bewältigt und als Chance genutzt. Im Zufallsglück für sich allein genommen besteht keine Gewähr, das Leben besser zu meistern. Äußere Bedingungen des Lebens können sich durch Zufallsglück zumindest zunächst bessern. Wenn sich die Bereitschaft, sich mit eigener Anstrengung um ein gutes Leben zu kümmern, verschlechtert, wird aber aus einem Zufallsglück eventuell im Lauf der Zeit eher ein Unglück.

Wohlfühlglück

a) Wesenmerkmal: Wohlfühlglück ist durch die Art des Gefühls/der Empfindung (Wohlgefühl/angenehme Empfindung) bestimmt, die jemand bei ihm hat.

b) Verursachung: Wohlfühlglück ensteht durch angenehme Erfahrungen, die Menschen machen. Dies führt zu Wohlbefinden. Menschen erleben Lust, Freude, Vergnügen, Behagen. Es gibt große subjektive Zufriedenheit.


Menschen könen allgemein Glück nicht direkt als Ziel ansteuern, aber es stellt sich über das Verfolgen und die Verwirklichung bestimmter Ziele sowie das Zuteilwerden von etwas, das den Wünschen und Bedürfnissen entspricht, ein. Wohlfühlglück ist dabei eine Begleiterscheinung von Gelingen und Erfüllung. Eine Entfaltung eigener Anlagen kann zu diesem Ergebnis beitragen.
Für ein beglückendes Erlebnis einer völligen Vertiefung und eines vollständiges Aufgehens in einer Tätigkeit gibt es die englische Bezeichung »Flow« (= Fließen, Rinnen, Strömen).

Auf der biologischen Seite gibt es eine Ausschüttung von sogenannten Glückshormonen (wie Dopamin, Serotonin und Oxytocin) im »Belohnungszentrum« des Gehirns, was als erhöhte Konzentration dieser Stoffe grundsätzlich gemessen werden kann.

Menschen können das Erreichen von Wohlfühlglück beeinflussen. Wohlfühlglück kann in Form von schönen Augenblicken/Momenten gesucht und gefunden werden, beispielsweise in einem leckeren/wohlschmeckenden Essen, lustvollem Sex, Anhören schöner Musik, vertrautem/innigem menschlichen Miteinander. Auch die Entfaltung sportlicher, künstlerischer oder geistiger Begabung im Tätigsein (Vollbringen von etwas) kann Freude bereiten.

c) Intensität/Ausmaß des Glücksempfindens: Wohlfühlglück kann in einer großen Bandbreite der Intensität auftreten, von leichtem Glücksempfinden bis zu sehr heftigem.

d) Dauer: Wohlfühlglück kann sehr kurz sein (nur ein flüchtiger Augenblick) oder ein wenig länger. Sehr lange anhaltend, von großer Dauer ist Wohlfühlglück nicht.

e) Bedeutung für ein gutes Leben: Reichliches Genießen von Wohlfühlglück ist für ein gutes Leben bedeutsam und sinnvoll. Wichtig ist allerdings auch, dabei ein wirkliches Wohlergehen zu erreichen und auf gute Ziele ausgerichtet zu sein, auch im Zusammenleben mit anderen.

Wohlfühlglück ist nicht als einzige Bezugsgröße für das ganze Leben geeignet. Ein ständig nur lustvolles Leben ist kaum ereichbar. Es gibt Abnutzungserscheinungen und Erschöpfung, wenn die Reize gehäuft werden. Eine Hetzjagd nach einer Maximierung von Lust ist nicht optimal. Außerdem kann das menschliche Leben nicht ein einziger ständiger rauschhafter Höhenflug sein. Ein zu hoher Maßstab als Erwartungshaltung und ein übermäßiger Erfolgsdruck beeinträchtigen Menschen.

dauerhaftes Glück

Dauerhaftes Glück ist ein Glück, das eine lange Dauer hat. Es wird also durch den Zeitraum bestimmt, über den es sich erstreckt. Ansonsten ist die Auffassung vom genauem Glücksbegriff und der vertretenen Glückstheorie abhängig.

Wilhelm Schmid nennt neben dem Zufallsglück und dem Wohlfühlglück noch das Glück der Fülle. Unter Glück der Fülle versteht er ein Glück, das Dauer hat.

a) Wesensmerkmal: Das Glück der Fülle ist dadurch bestimmt, die Fülle all dessen, was Leben ausmacht, einzubeziehen.

b) Verursachung: Das Glück der Fülle ist allein von der geistigen Haltung/Einstellung zum Leben abhängig, die jemand einnimmt und im Lauf der Zeit erlernt und im Denken einübt. Glück der Fülle ist in besonderer Weise Gegenstand philosophischer Lebenskunst. Ausgangspunkt ist die Überlegung, das Eigentümliche des Lebens, das sich durch alle seine Phänomene und Unwägbarkeiten hindurchzieht, sei die Polarität, die sich in den Dingen und Erfahrungen zeigende Gegensätzlichkeit.

Glück der Fülle ist umfassend, sucht nicht das Unangenehme, schließt es aber nicht aus. Die Polarität des Lebens wird in ihrer Grundstruktur akzeptiert. Das Leben erscheint als schön und bejahenswert. Heitere Gelassenheit in einer immer wieder neu zu findenden Balance (nicht unbedingt im jeweiligen Augenblick, sondern das Gesamtleben hindurch) ist das Bewußtsein davon, daß in allem, das geschieht, auch noch etwas anderes möglich ist, Höhen und Tiefen vorkommen können. Dieses umfassende Bewußtsein ist nicht unbedingt in jedem Moment gegenwärtig. Daher ist das Glück der Fülle manchmal erst in der Erinnerung erfahrbar.

c) Intensität/Ausmaß des Glücksempfindens: Das Glück der Fülle ist in der Intensität eher zurückhaltend, nicht heftig. In einem Moment des guten Flusses des Mebens kann ein Mensch völlig von den reichen inneren Ressourcen des Lebns erfüllt sein.

d) Dauer: Das Glück der Fülle hat große Dauerhaftigkeit. Es hält vor, ist nachhaltig.

e) Bedeutung für ein gutes Leben: Beim Glück der Fülle kann ein Mensch sich in einen größeren Zusammenhang eingebettet wissen und das Leben als sinnvoll empfinden. Es ist von Zufällen und Schwankungen zwischen Wohlgefühl und Unwohlsein nicht abhängig. Zu achten ist darauf, in den Ansprüchen auf diese Gück nicht zu vermessen zu sein, da Menschen unvollkommen und endlich sind.

Wilhelm Schmid, Glück : alles, was Sie darüber wissen müssen, und warum es nicht das Wichtigste im Leben ist. 1. Auflage. Frankfurt am Main ; Leipzig : Insel-Verlag, 2007, S. 33 – 34:

„Zufallsglück und dem Wohlfühlglück beruhen auf vereinzelten Erfahrungen, kleinen und größeren Episoden, sodass von einem episodischen Glück die Rede sein kann, das zufällig geschieht und sich gelegentlich zeigt. Es ist abhängig davon, dass Menschen im richtigen Moment offen dafür sind, für einen Augenblick, von dem sie wünschen würden, dass er bleibt, ohne doch böse sein zu dürfen, dass er vergeht – denn umso lieber kehrt er wieder, und zum Bleiben zu zwingen ist er ohnehin nicht. Das Glück der Fülle ist demgegnüber ein anhaltendes, auch ein zurückhaltendes Glück, das die zeiten übergreift und von dauer ist, ein epochales Glück, das erst möglich wird durch die Einbeziehung all dessen, was die Fülle des Lebens ausmacht. Wer von diesem Glück etwas Spektakuläres erwartet, wird wohl entäuscht sein. Es ist nicht Besonderes. Schwer zu erreichen ist es vor allem daduirch, dass immerzu nach dem Besonderen und Spektakulären gesucht wird.“

Selamucar99 
Fragesteller
 17.01.2016, 14:24

Danke aber kann ich das alles in meine Hausarbeit rein bringen oder wie soll ich das machen?

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Albrecht  18.01.2016, 00:35
@Selamucar99

Der Inhalt kann in eine Hausarbeit mit diesem Thema hinein. An welcher Stelle etwas untergebracht wird, hängt mit der genauen Gliederung der Hausarbeit zusammen.

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Zufallsglück:

- passiert unerwartet

- macht einen kurze Zeit glücklich

Wohlfühlglück:

- dauert oft länger

- hat oft mit einem bestimmten Meschen zu tun

Dauerhaftesglück:

- hält sehr lange

- lässt mit der Zeit nach

Gemeinsamkeiten:

- man ist bei allen drei für einige Zeit glücklich