Gedicht : Das Morgenlied
Hallo Community, ich habe mir mehrmals dies Gedicht durch gelesen doch habe immer noch nicht das Gefühl das ich es verstanden habe :
Das Morgenlied
Nun schreite herab, titanischer Bursche,
Und wecke die vielgeliebte Schlummernde dir!
Schreite herab, und umgürte
Mit zartlichten Blüten das träumende Haupt.
Entzünde den bangenden Himmel mit
lodernder Fackel,
Daß die erblassenden Sterne tanzend ertönen
Und die fliegenden Schleier der Nacht
Aufflammend vergehen,
Daß die zyklopischen Wolken zerstieben,
In denen der Winter, der Erde entfliehend,
Noch heulend droht mit eisigen Schauern,
Und die himmlischen Fernen sich auftun in leuchtender Reinheit.
Und steigst dann, Herrlicher du, mit fliegenden Locken
Zur Erde herab, empfängt sie mit seligem Schweigen
Den brünstigen Freier, und in tiefen Schauern erbebend
Von deiner so wilden, sturmrasenden Umarmung,
Öffnet sie dir ihren heiligen Schoß.
Und es erfaßt die Trunkene süßeste Ahnung,
Wenn Blütenglühender du das keimende Leben
Ihr weckest, des hohe Vergangenheit
Höherer Zukunft sich zudrängt,
Das dir gleich ist, wie du dir selber gleichst,
Und deinem Willen ergeben, stets Bewegter,
Daß an ihr ein ewig Rätselvolles
In hoher Schönheit sich wieder künftig erneuert
...geht es hier um die Sonne oder den Mond ? Könnte mir jmd Hinweise geben oder mir etwas zum Gedicht erzählen ?
2 Antworten
Ich würde sagen, der titanische Bursche ist die Sonne und die vielgeliebte Schlummernde die Erde - und was sie treiben, ist das, was man von einem Burschen und seiner Vielgeliebten erwarten kann: Sie empfängt mit seligem Schweigen den brünstigen Freier, und in tiefen Schauern erbebend von seiner wilden, sturmrasenden Umarmung, öffnet sie ihm ihren heiligen Schoß - das lässt an Deutlichkeit kaum etwas zu wünschen übrig. Resultat der Beiwohnung: Der Blütenglühende weckt ihr das keimende Leben.
Trakl beschreibt also den Morgen als Geschechtsakt zwischen Sonne und Erde, bei dem der Tag gezeugt wird. Oder mit schlichteren Worten: Sonne und Erde schieben jeden Morgen eine Nummer.
Die Sonne, denn sie soll den Himmel (mit licht) erfackeln, und die Wolken verschwinden lassen, mit ihrem guten Wetter.
Also hatte ich mit der Sonne recht, danke schön Und was will der Verfasser damit ausdrücken? Wie schön doch der Morgen ist wenn die Sonne erscheint?