Gab es in Europa keine "Kampfkünste" wie die im antiken Asien?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Entgegen den bisherigen Antworten: Doch, so etwas gab es auch in Europa, sogar lange bevor entsprechende Systeme im asiatischen Raum aufkamen. Du hast schon einen Teil davon genannt, nämlich das Ringen. Tatsächlich gab es in dieser Art damals einige Kampftechniken bei den verschiedenen Völkern, aber nur dijenigen sind auch größtenteils überliefert, die allesamt aus dem antiken Griechenland stammten: Ringen, Faustkampf und Pankration. Pankration heisst übersetzt "alles Kraft" und war der Allkampf, eine Verbindung von Faustkampf und Ringen und dem heutigen MMA sehr ähnlich. Das Pankration war Teil des Pammachon und das wiederum war die Gesamheit der griechischen Kampfkunst und beinhaltete auch so Dinge wie Schwert- und Speerkampf, Speerwurf, etc.

Deine Frage, warum darüber nichts bekannt ist, ist durchaus berechtigt. Damals war es so, dass sich die einzelnen hellenistischen Staaten auch im Wettkampf miteinander massen und für solche Events waren Kampftechniken und Kampfkünste natürlich ideal geeignet. Allerdings wollten die Griechen sich nicht gegenseitig umbringen, so wie das bei den römischen Gladiatoren der Fall war. Deswegen sollten die olympischen Spiele immer relativ friedfertig ablaufen. Für Boxen und Ringen liessen sich entsprechende Regelwerke aufstellen (z.B. beim Boxen: Kein Nachschlagen, wenn der Gegner zu Boden geht, keine Tritte; beim Ringen: Keine Schläge oder Tritte) aber beim Pankration ging es ja gerade um den Einsatz sämtlicher waffenloser Kampftechniken ohne Einschränkungen. Es war äußerst schwierig dafür ein Regelwerk hinzubekommen, u.a. auch weil das Pankration eben die waffenlose Kampftechnik der Soldaten war und eine Verwässerung hin zu einer Kampfsportart eher nicht im Sinne der Betreibenden war. Angeblich weigerten sich die Spartaner schlicht und ergreifend, die zivile Variante des Pankration auch nur in Erwägung zu ziehen.

Die Pankrationkämpfe waren eine ziemlich brutale und blutige Angelegenheit (weil z.B. viele Kämpfer lieber starben als aufzugeben) und das fügte sich nicht so recht in den Kanon der restlichen Wettkämpfe. Da die Pankratiaten sich ihre Kampfkunst nicht reglementieren lassen wollten, die Zuschauer andererseits bei Olympia auch nicht unbedingt Verkrüppelungen und Todesfälle live sehen wollten (was ja auch dem olympischen Geist widersprach), wurde das Pankration einfach von den olympischen Spielen ausgeschlossen und nur noch Boxen und Ringen waren zugelassen. So geriet das Pankration, welches überwiegend mündlich überliefert wurde, im Lauf der Jahrhunderte in Vergessenheit. Allerdings gibt es noch genügend Abbildungen auf Fresken und Vasen so wie Statuen (auch römischen Ursprungs), welche Techniken des Pankration darstellen und auch in schriftlich überlieferten Sagen gibt es einige Andeutungen und Bemerkungen dazu.

Es stimmt leider, dass Pankration, so wie es wirklich war, ausgestorben ist, aber seit einigen Jahrzehnten laufen recht erfolgreiche Bemühungen, es wieder zu rekonstruieren. Weitere Informationen und Links gibt es - wie so oft - bei der Wikipedia:

http://de.wikipedia.org/wiki/Pankration

CSANecromancer  30.09.2013, 08:05

Und hier noch eine Kleinigkeit, welche wohl die meisten "klassischen" Kampfkünstler zur Weißglut treiben kann: Es gibt die - keineswegs völlig aus der Luft gegriffenen - These, dass alle klassischen Kampfkünste auf dem alten Pankration basieren. :) Die Truppen unter Alexander dem Großen sollen diese Kampfart nach Indien gebracht haben, wo sie aufgegriffen und verfeinert (sprich: Den körperlichen Begebenheiten der Bevölkerung) angepasst wurde und wenig später trug Bodhidharma (ein indisch-tamilischer Mönch) das Ganze dann nach China und legte mit seinem System den Grundstein zum Shaolin Kung Fu.

Nur so als Gedankenspiel (da es ja nur eine These ist) am Rande.

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Elektron23 
Fragesteller
 30.09.2013, 18:53
@CSANecromancer

Eine etwas gewagt These wie ich finde aber ist ihr schon mal jemand nachgegangen?

MfG Elektron

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CSANecromancer  30.09.2013, 22:30
@Elektron23

Es wird im Moment nach Aufzeichnungen aus der entsprechenden Zeit gesucht, die das belegen sollen. Aber die Fundlage ist mehr als nur mager, weil eben das Pankration selbst nicht schriftlich gelehrt wurde, die Truppen nicht lange genug vor Ort waren, um einen entscheidenden Einfluß auf Kunst und Kultur gehabt zu haben und auch die späteren Techniken der indischen Mönche nicht schriftlich festgehalten wurden. Genau das war dann schließlich das ganz große Verdienst der Chinesen, die als erste Lehrschriften zu den Kampftechniken angefertigt haben.

Deswegen ist es bis dato wirklich nur eine These.

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Es gab das Boxen und das Ringen. Das schon lange und seit den olympischen Spielen. Allerdings fehlte es in Europa schon immer so ein wenig an dem Interesse für geistige Entwicklung. In Asien dagegen wird dem schon wesentlich mehr Bedeutung beigemessen. Jede richtige Kampfkunst ist dort auch verbunden mit Meditation und Spiritualität.

Kampfkunst und Kampfsport gibt es nur in Ostasien. Asiaten sind in vielem besser als Europa. China und Japan sind die besten Kulturen Asiens und vielleicht sogar der Welt. In Europa gab es auch Kampf, aber plumper und stumpfsinniger.

CSANecromancer  30.09.2013, 07:58

Das ist so absolut falsch. Siehe auch oben.

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Elektron23 
Fragesteller
 30.09.2013, 19:01

Wenn da alles soviel besser ist, dann erkläre mir doch mal beispielsweise wie es sein konnte, dass 1860 und 1901 die "Verbotene Stadt" der Sitz des Chinesischen Kaisers von Europäischen Truppen besetzt wurden?

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Hab zwar nicht viel Ahnung auf dem Gebiet, aber ich denk mal solche waffenlosen Kampfkünste gingen auch zu großen Teilen aus religiösen Ansichten hervor, die in Europa schlicht und einfach nicht gegeben waren. Hier konzentrierte man sich eher auf das Kämpfen MIT Waffen und da gibt es durchaus einige verschiedene Stile