Frage zu Geschichte Mittelalter?

4 Antworten

Die Zeitperspektive des christlichen Mittelalters = lineare Zeit mit geschlossener Zukunft.

Die ganze Weltgeschichte teilt sich eben nicht in diese christliche These auf! Das Christentum ist lediglich eine von mehreren Weltreligionen. Die Araber oder Asiaten sehen das anderes als wir. Es gibt tausende Götter und Religionen auf der Welt!

Daneben: Es gibt nur 3 Zeitperspektiven: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

In Anbetracht, dass der mittelalterliche Mensch meistens nur 30-50 Jahre alt wurde, war ein weites Planen und Sicherheit in der Zukunft nicht derart relevant wie das gegenwärtige Überleben. Viele Bürger waren nur einfache Bauern und lebten von der Hand in den Mund mit zahlreichen steuerlichen Abgaben und Bedrängungen. Frauen verstarben häufig bei Schwangerschaften.

Der heutige Mensch lebt eher für die Zukunft, möchte aus Systeme ausbrechen, sieht Religionen nicht als Beschränkungen oder Ende der Welt, sucht Erfindungen und möchte das Leben verlängern. Dabei vergisst er häufig in der Gegenwart, also im Jetzt, zu leben.

Aus spiritueller Sicht kann der mittelalterliche Mensch jedoch niemals in der Gegenwart gelebt haben, denn dann hätte er ein anderes Bewusstein gehabt und hätte nicht so vielen Menschen geschadet.

Wie oben erwähnt, war das Mittelalter linear mit abgeschlossener Zukunft. Man war sich ganz sicher, was nach dem Tod passiere (Hölle, Fegefeuer) und meinte, alles genau berechnen zu können. Das stimmte jedoch nicht.

Es kommt wahrscheinlich auf die Bildung an. Der einfache Analphabet im Dorf lebte mehr oder weniger in der Gegenwart. Seine Zukunft wurde noch durch den Wechsel der Jahreszeiten, der Ernten, dem Wetter bestimmt. Sie dachten sicherlich nicht 20 Jahre voraus. Sie wussten ja nicht mal, ob sie dann noch lebten. Und wenn sie voraus dachten, dann eher in Form von Hoffnungen - hoffentlich bekommen wir einen guten Gutsherren, jetzt wo der Alte tot ist, und einen guten König - und Befürchtungen: "Hoffentlich werden die Ernten gut. So eine HUngersnot, wie unsere Eltern sie hatten, bleibt uns, so Gott will, erspart."

Große Erfindungen gab es im Mittelalter ja nicht. Ob jemand im Jahre 600 geboren war oder im Jahre 1300, war für die kleinen Leute egal. Weder das Essen, noch die Mode hat sich geändert. Man hatte ja auch kaum Aufstiegmöglichkeiten. Bauer bliebt Bauer, Handwerker blieb Handwerker, Adeliger blieb adelig. Von einer Schicht in die andere konnte man nicht wechseln. Ein Aufstieg war nur möglich, wenn man ins Kloster ging oder Priester wurde.

Vergangenheit fand vermutlich weitgehend durch Erzählungen statt. "Weißt du noch, wie Ritter Kunibert mit seinen Mannen das Dorf verwüstet und das Vieh weggeschleppt hat." Aber sie machten sich sicher keine Gedanken, was 100 Jahre zuvor geschehen war. Da sie nicht lesen konnten, wussten sie es auch nicht. "Es hat immer schon Könige gegeben und Ritter und Kriege und Hungersnöte."

Ich denke doch, in erster Linie aus der Gegenwart. Diese hat natürlich Bezug zur Vergangenheit um bestimmte Dinge zu vedeutlichen.

Der Fehler, den wir häufig machen ist, das mittelalterliche Leben nach den heutigen Maßstäben zu beurteilen.

Die wenigsten Menschen konnten Lesen und Schreiben und haben sich gar nicht so intensiv mit Geschichte befaßt. Natürlich spielte das Jahr "Null" eine Rolle um bestimmte Geschehen auf einen bestimmten Zeitraum einzugrenzen. Damit haben sich dann eher gebildete Menschen beschäftigt. Es gab schon in der Antike römische und griechische Geschichtsschreiber deren Werke man im Mittelalter nachlesen konnte.