Diogenes und Kallikes?

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Kallikles ist hauptsächlich als Dialogfigur in Auseinandersetzung mit der Dialogfigur Sokrates bei Platon, Gorgias 481 b – 513 c bekannt. Er wird der Sophistik zugeordnet.

Kallikles hat ein natürliches Recht des Stärkeren verfochten. Die Menge und die Schwächeren hätten die Gesetze als Einrichtung geschaffen und aufgestellt, entgegen der Natur, um die Stärkeren daran zu hindern, mehr zu haben als sie. Die Stärkeren und Besseren setzt er auf Nachfragen zunächst mit den Kräftigeren gleich. Dies scheitert aber, weil die zusammengeschlossenen Vielen auch nach der Natur stärker als ein Einzelnen sind, indem sie die Gesetze durchsetzen können. Nachdem eine Bestimmung der Besseren und Stärkeren als die Edleren/Vortrefflicheren auch keine Klärung gebracht hat, erklärt Kallikles, mit den Stärkeren und Besseren die in den Staatsangelegenheiten Klügeren und Tapferen zu meinen. Er hält es für gut, die eigenen Begierden möglichst stark zu befriedigen, was die meisten aber nicht könnten.

Kallikles vertritt ein „natürliches“ Recht des Stärkeren, der seine eigenen Begierden möglichst groß sein lassen und nicht einzuschränken möchte, sondern ihrer Befriedigung dienen.

Darin steckt eine Verbindung von Sozialdarwinismus und Hedonismus.

Kallikles meint, das Gute und das Angenehme seien dasselbe.

Kallikles hält es für erstrebenswert, möglichst lange zu leben und die Künste/Techniken zu üben, die vor Gefahren retten. Die Redekunst hält er für empfehlenswert (er ist Politiker), die Schwimmkunst dagegen für unbedeutend. Er bejaht den Maßstab der Tugend/Vortrefflichkeit, sich und das Seinige zu retten.

Diogenes von Sinope gehörte zur philosophischen Richtung der Kyniker. Nach seiner Meinung war die Wahl einer naturgemäßen statt einer nutzlosen Kraftanstrengung die Voraussetzung für ein glückliches Leben. Diogenes von Sinope war der Überzeugung, was natürlich/naturgemäß ist, sei nicht schändlich. Er lehrte und praktizierte Askese (Übung) als Verfahren, um Unabhängigkeit von äußeren Gütern zu erreichen (Autarkie). Dies erforderte die Fähigkeit, sich auf ein Minimum, die Erfüllung der einfachsten von Natur aus notwendigen Bedürfnisse zu beschränken. Mit dieser Unabhängigkeit war es dann auch möglich, etwas zu genießen.

Einfälle für einen Vergleich im Bereich der Glückstheorie

Gemeinsamkeiten

  • Bejahung des Naturgemäßen und Auffassung einer Richtigkeit der Orientierung daran als Weg zum Erreichen von Glück
  • Befriedigung von Grundbedürfnissen als Erfordernis für Glück

Unterschiede

  • Rolle von Herrschaft für Glück: Nach Auffasssung von Kallikles ist Herrschaft sehr wichtig für Glück, er bejaht ein Streben danach, ist der Meinung, es komme darauf an, sich dabei eigennützig durchzusetzen, und sei richtig, als Stärkerer und Besserer andere zu besiegen und zu unterdrücken, vor allem die Menge und die Schwächeren (Sozialdarwinismus). Diogenes betont Selbstbeherrschung und hält in Bezug auf Glück Herrschaft über andere für entbehrlich.
  • Güter: Kallikles hält beim Glück äußere Güter für wichtig, auch wenn er daneben Tugend/Vortrefflichkeit und Ruhm dafür für erstebenswert hält. Diogenes hält möglichst große Unabhängigkeit von äußeren Gütern für den geeigneten Weg zum Glück.
  • Verhalten gegenüber Begierden: Kallikles vertritt den Standpunkt, die eigenen Begierden möglichst groß sein zu lassen und nicht einzuschränken, sondern ihrer Befriedigung dienen. Mit der Gleichsetzung des Guten und des Angenehmen beruht nach seiner Auffassung Glück auf angenehmen/lustvollen Empfindungen (Hedonismus). Diogenes vertritt dagegen Einschränkung auf ein Minimum, die Erfüllung der einfachsten von Natur aus notwendigen Bedürfnisse (sehr starker Gegensatz zu Kallikles). Bei ihm ist Autarkie Grundlage von Glück. Mit dem Erreichen einer solchen Unabhängigkeit ist es dann auch möglich, etwas zu genießen.