Digitalfunk im Privatgebrauch?

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Digitalfunk:

Ist generell reichweitenschwächer und störanfälliger als Analogfunk. Hauptursachen u.a. Es müssen außer der technischen Trägerfrequenz u.a. noch Symbolraten, FEC-Raten (Fehlerkorrekturraten) und Zeitschlitze mit übertragen werden.

Kommt auch nur eines der genannten Parameter nicht sauber bei der Gegenstelle an: Bricht die laufende Digitalverbindung zusammen, oder kommt erst gar nicht zustande, oder klötzelt unverständlich vor sich hin.

Was beim Analogfunk ggfs. leicht rauscht, führt bei Digitalfunk i.d.R. SOFORT zu Verständigungsproblemen.

Die Behauptung daß Digitalfunk weiter als analoger Sprachfunk reicht, kann ich aus eigener Praxiserfahrung nicht mal ansatzweise bestätigen. Ich habe "ja nur" seit Jahrzehnten ein paar aktive Funklizenzen (alle nach entspr. Prüfung vor der damaligen Bundespost)

Mit Tetra-Funk haben übrigens auch seit seiner "Zwangseinführung" in Deutschland viele Polizeien, Feuerwehren, Rettungsdienste immer wieder ihre Probleme. Ein Ende ist nicht absehbar. Zu diesem Thema auf Anfrage gern mehr Infos (was dann aber um einiges länger ausfällt)

Im übrigen sind mir keinerlei anmelde-und lizenzfreien Tetra-Digitalfunkgeräte bekannt.

Außer CB-Funk

gäbe es u.a. lizenz-und gebührenfreien PMR-Funk (446 Mhz und in etlichen EU-Ländern legal)

Hier außer Handfunkgeräten auch div. Mobilfunkgeräte erhältlich. Querverweis zu zugelassenen PMR-Mobilfunkgeräten UNTER ANDEREM auf:

https://www.funktechnik-bielefeld.de/midland-gb1-r-pmr446-mobilfunkgeraet

https://www.pmr-funkgeraete.de/Funkgeraete/PMR446/Alan/Midland-PMR/Midland-GB1R-PMR446-Mobilgeraet::10001.html

https://www.pmr-funkgeraete.de/Funkgeraete/PMR446/Team-PMR/Team-MiCo-PMR446-16-Kanal-Mobilfunkgeraet::11435.html

https://diesnerfunk.de/freenet-pmr446/pmr446/team-pmr446/280/team-mico-16-kanal-pmr446-mobil-funkgeraet-magnetantenne

Handfunk-und Mobilfunkgeräte sind untereinander kompatibel..vorausgesetzt sie haben die gleiche Frequenz bzw. gleichen Kanal geschaltet.

sowie in Deutschland den sog. Freenet-Bereich (149 Mhz, nicht in anderen Ländern zugelassen)

In "Digitalnetzen" auf eigenen Frequenzen funken:

Außer Betriebsfunkfrequenzen (dies ist grundsätzlich anmelde-und gebührenpflichtig) keinerlei Chance auf "eigene Funkfrequenzen bzw. Funknetze".

Anmelde-und gebührenfreie Frequenzen (CB-Funk, Freenet, PMR, SRD) sind Allgemeingut. Somit hat jedermann mit entspr. dafür zugelassenen Geräten das Recht diese Frequenzen zu nutzen.

Abhören

Selbst Digitalfunk ist mit mehr oder weniger Aufwand abhörbar. Querverweis auf dazu entspr. technisch-fähige Funkscanner, RFID-Empfänger etc..

Den absoluten Schutz vor dem Abhören gibt es zumindest für Privatanwender nicht.

Wenn das Vorstehende hoffentlich weiterhilft, dann bitte mein Fleißbienchen 😊😊nicht vergessen.

Freko03 
Fragesteller
 12.06.2020, 19:27

Hallo Brandenburg,

Ich bedanke mich vielmals für diese Ausführliche und gut zu verstehende Antwort. Auf Basis dieser würden wir dann wohl eher auf den PMR446 Bereich gehen, auch aufgrund der Kostenfrage.

Wenn du da tatsächlich kein Problem mit hättest, wäre ich doch auch an einer erläuterung der TETRA Probleme interessiert.

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verreisterNutzer  13.06.2020, 11:36
@Freko03

Kurzerläuterung (und selbst diese ist unvollständig) der Tetrafunk-Probleme:

Tetra (terrestical trunked radio=sog. digitales Bündelfunksystem) wurde Anfang der 1990er Jahre von Motorola entwickelt. Dieser Konzern hat bis heute faktisch sämtliche "Urheberrechte, "Copyrights" bzw. Patente darauf. U.a. deshalb verdient sich Motorola z.B. in Deutschland mittels des digitalen Behördenfunks "eine goldene Nase".

Tetra selbst war/ist jedoch ursprünglich gar nicht für sicherheitsrelevante Anwendungen/Sicherheitsfunkdienste usw. ausgelegt, sondern wurde vielmehr als sog. "Handwerkerfunk" konzipiert...Damals gab es z.B. noch keine Handys wie heute, womit z.B. Handwerker, Monteure vor Ort benötigte Ersatzteile ordern konnten.

Ungeachtet dessen versprach Motorola diversen Behörden, daß z.B. mit Tetra nicht nur Sprechfunk betrieben, sondern auch z.B. Fahndungsbilder (für Polizeistreifen) Gebäudeskizzen (für Feuerwehren im Einsatz) übertragen werden könnten.

Was Motorola bei Tetra u.a. verschwieg:

Mit Tetra (nicht Tetrapol) lassen sich lediglich Datenübertragungen mit rd. 3,8KB/sek nutzen, und auch nur dann, wenn sämtliche Übertragungskapazitäten (z.B. wegen der Belegung einzelner Funkzellen durch andere Funkteilnehmer) verfügbar sind. Diese Übertragungsgeschwindigkeit entspricht den Computer-Akustikkopplern aus den 1980er Jahren.

Resultat:

. Der Verbrecher dessen Bild übertragen wird, befindet sich längst auf Rente, bevor der Streifenpolizist dessen Konfertei erhält.

. das Gebäude dessen Skizze der Feuerwehr am Einsatzort übertragen wird, ist bis zur vollständigen Übertragung bis auf die Grundmauern niedergebrannt.

Bis heute wird u.a. in Deutschland, England, Norwegen usw. der Tetra-Digitalfunk lediglich als reiner Sprechfunk OHNE Datenübertragung (außer in England für SMS) genutzt.

U.a. gravierende Nachteile beim digitalen BOS-Funk:

. bei Netzstörungen etc..sind gleich alle Einsatzkräfte/Nutzer (Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste) davon betroffen.

Es gibt im Vergleich zum bisherigen Analogfunks wo alle Kanäle/Frequenzen im selben Frequenzband jeweils unabhängig voneinander arbeiten, KEINERLEI Rückfallebenen, Ausweichmöglichkeiten usw.

Flapsig gesagt kann in solchen Fällen das Digitalfunkgerät lediglich noch als Briefbeschwerer genutzt werden.

. Stromausfälle bei Digitalfunk-Umsetzern, Relaisstationen etc..:

Die Überbrückungszeit beträgt max. 2Std bevor die USV-Batterie leergesaugt ist. Hauptursache: Auch bei nicht anstehenden Funkmeldungen sendet der Umsetzer im sog. Organisationskanal (dieser ist bei allen analogen und digitalen Bündelfunksystemen nötig) mit voller Trägerleistung.

Bündelfunkgeräte (analog und digital) würden sich beim Nichtempfang des Organisationskanals über mangelnde Netzabdeckung, Nichtverfügbarkeit des Netzes etc..beklagen. Was in ähnlicher Form auch beim normalen Handy/Smartphone etc..abläuft.

Beim analogen Funkumsetzer/Relaisstation (kein Bündelfunk) wird nur während der Funkmeldung selbst mit voller Trägerleistung gesendet. Ansonsten wird im Empfangsbetrieb rd. 4-fach weniger Strom benötigt. Weshalb diese Umsetzer/Relaisstationen bei Stromausfällen gut 8Std. und länger mittels USV-Batterien durchhalten.

Zum Abschluß dieses Kommentars (bevor es noch länger wird)

Wir (eine Gruppe von lizensierten Funkamateuren) konfiguierten ein digitales Behördenfunkgerät (Motorola) auf eine Amateurfunkfrequenz um.

Anschließend fanden Reichweitentests mit jeweils identischen Parametern (dieselbe Frequenz, dieselbe Sendeleistung, derselbe Standort, derselbe Antennengewinn usw) mit Digitalfunk und FM-Analogfunk statt.

Das desaströse Ergebnis: Beim Digitalfunk gab es rd. 75% weniger Reichweite als beim Analogfunk.

Was sich auch mit immer wiederkehrenden Klagen von Einsatzkräften (Polizei, Feuerwehr usw) deckt. Im DMO-Modus (direct modus ohne Relaisstation, Umsetzer etc) fangen ab 250m-300m optischer Sicht die Reichweitenprobleme an.

Kurzum: der digitale Behördenfunk ist lediglich ein milliardenschweres Lobbyistenprojekt, welches auf Steuerzahlerkosten die innere Sicherheit eklatant gefährdet. Im übrigen werden die immer wiederkehrenden Probleme beim digitalen Behördenfunk von politischen Verantwortlichen möglichst der Öffentlichkeit verschwiegen..ein Schurke wer Böses dabei denkt.

Weitere Infos zum Thema gerne auf entsprechende Anfrage.

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