Denn keinem sterblichen Wesen gleicht der Mensch, der inmitten unsterblicher Güter lebt

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Der Satz steht am Ende des Briefes an Menoikeus:

"Diese Lehren also, und was mit ihnen verwandt ist, beherzige selbst bei Tag und Nacht und lege sie auch deinen Gesinnungsfreunden ans Herz, und du wirst niemals weder im Wachen noch im Traum in Unruhe geraten. Du wirst vielmehr wie ein Gott unter den Menschen leben; denn keineswegs gleicht einem sterblichen Wesen ein Mensch, der im Besitz unsterblicher Güter lebt."

Es geht um die Zusammenfassung des gesamten Lehrbriefs. Mit "unsterbliche Güter" sind hier nicht materielle Güter gemeint sondern die Errungenschaften eines furchtlosen Lebens in gutem Geist (EUDAIMONIA). Denn die Glückseligkeit der Götter ist nach Epikur, dass sie ohne Sorgen und äußere wie innere Anfechungen leben. Diese Seelenruhe der "Unsterblichen" kann auch der Mensch erreichen, wenn er nach Epikurs Vorstellungen ein autarkes, selbstbestimmtes und diszipliniertes Leben führt. Das ist alles andere als die ihm oft fälschlicherweise unterstellten Ausschweifungen.

hexelilifee 
Fragesteller
 10.11.2011, 07:50

Dann heißt das, dass er gut Mensch einem Gott ähnlich ist dadurch, dass er seelisch beruhigt ist "wie die ober´fläche des meeres"(Cicero) und so ist er in gewissen sinne anderen nicht guten überlegen?

0
berkersheim  10.11.2011, 09:34
@hexelilifee

@hexelilifee

Erst mal Danke für den Stern. - Um die Einstellung in der Antike zu verstehen muss man in die Geschichte schauen. Das Leben war damals viel unruhiger, bedrohter. Rechtssicherheit gab es nur in der Polis. Ernten waren extrem mehr wetterabhängig als heute (weil die Erträge nicht annähernd so hoch waren). Als Händler war man gefährdet durch Räuber aller Art, sodass man heute reicher Händler und morgen rechtloser Sklave sein konnte. In diesen extrem unsicheren Zeiten galt ALLEN PHILOSOPHEN des Altertums von Platon über Aristoteles bis zur Stoa oder Epikur ein einigermaßen ruhiges Leben als Ideal. Bei Epikur kommt hinzu, dass er ja zusätzlich Angst, hervorgerufen durch vielfältigen Aberglauben an die unterschiedlichsten Götter und Dämonen als Hauptstörfaktor für ein "Leben in Seelenruhe" ausgemacht hat. Auch seine breiten Studien zur Naturlehre sind dazu gedacht, mehr Angstfreiheit durch Wissen zu erzeugen. Heute würde sich Epikur sicher gegen die Medien wenden, die mit Schüren von Angst und ausschließlich negativer Berichterstattung ihre Auflagen in die Höhe treiben wollen.

0

Ich hätte jetz man auch gesacht, dass es bei den "unsterblichen Gütern" um so was wie Liebe, Weisheit, Tugend und die wahre Philosophie geht.

Aber gib' den Stern mal Berkersheim, der hat so solide recherchiert!