3 Seelenteile bei Platon - Der Staat

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Der mittlere Seelenteil, das Muthafte/sich Ereifernde (τὸ θυμοειδές) wird als Unterstützung des Vernünftigen gegen die Begierde bei einem Beispiel angegeben, bei dem jemand einerseits eine Bgierde hat, sich Leichen anzusehen, andererseits sich mit Abscheu abwenden möchte.

Den mittleren Seelenteil gibt es auch bei noch äußerst jungen Kindern und bei Tieren, die nicht voll Vernunft sind.

Menschen können eigene Impulse tadeln, die weder auf sinnliche Begierde noch Vernunft zurückgehen.

Dafür wird auf Homer, Odysee, 20 Gesang (υ), Vers 17 verwiesen (Odysseus schilt sein Herz/seinen eigenen θυμός; der θυμός drängt ihn aus Empörung/Verbitterung, die mit den Freiern verbundenen Frauen sofort zu töten, was aber seinen Racheplan durch Vorzeitigkeit gefährden würde). Der θυμός zieht ihn zu etwas nicht Vernünfigen (auf sinnlicher Begierde beruht die seelische Regung, die ihn in die Richtung des Töten bewegt, auch nicht).

Auch ein Verzicht auf Essen und Trinken, obwohl jemand Hunger und Durst hat, könnte ein begründendes Beispiel sein, wenn dahinter z. B. ein Ausleben von Zorn oder Trauer steht.

An Duellen im Namen der Ehre könnte auch ein Versuch unternommen werden, die Unterscheidung zu begründen. Denn die Handlung ist nicht von Vernunft gelenkt, aber auch nicht in Übereinstimmung mit sinnlichen Begierden (es droht Gefahr von Verletzungen, Schmerzen oder sogar Verlust des Lebens - Widerstreit mit Impuls der physischen Selbsterhaltung). Das Verhalten ist stark meinugsgebunden.

Die Seelenteile werden zu den 3 Ständen im Staat (der Dialog ist von einer Analogie zwischen Seele und Staat getragen) und zu Tugenden in Beziehung gesetzt.

Die vier Haupttugenden sind nach Platon Besonnenheit (σωφροσύνη), Tapferkeit (ανδρεία), Weisheit (σοφία) und Gerechtigkeit (δικαιοσύνη). In einer Verbindung mit einer Seelenlehre/Psychologie sind diese Tugenden mit Seelenteilen jeweils auf besondere Weise verbunden (auch wenn sie alle Vernunft voraussetzen): Die Besonnenheit mit einer Kontrolle über das Begehrende (τὸ ἐπιθυμητικόν), die Tapferkeit mit dem Muthaften/sich Ereifernden (τὸ θυμοειδές), die Weisheit mit dem Vernünftigen (τὸ λογιστικόν) und die Gerechtigkeit mit einer Übereinstimmung/Harmonie aller Seelenteile/Seelenvermögen. Gerechtigkeit bedeutet, das Seine zu haben und das Seine zu tun (Politeia 433b τὸ τὰ αὑτοῦ πράττειν).

Die drei Seelenteile sind Arten der seelischen Ausrichtung/seelische Strebeformen. Die ihnen eigentümliche Tugenden sind bei dem Vernünftigen Weisheit (σοφία), bei dem sich Ereifernden (gemeint ist nicht wütend sein, sonder eher etwas wie engagiert sein) Tapferkeit (ἀνδρεία) und bei dem Begehrlichen Besonnenheit (σωφροσύνη). Alle Seelenteile/Strebeformen umfassen Denken, Fühlen und Wollen. Das Vernünftige ist mit Erkenntnis verbunden, das sich Ereifernde mit Meinung und das Begehrliche mit Sinneswahrnehmung. Die Vernunft soll die Leitung übernehmen, eine kluge Fürsorge/Voraussicht (προμήθεια). Platon beschreibt das Verhältnis bei gutem Zusammenspiel (dem gerechten Zustand) als Freundschaft (φιλία), Übereinstimmung/Einklang (συμφωνία) und Harmonie (ἁρμονία).

Alle Seelenteile haben ein Eigenrecht. Begierden sollen nicht die Leitung übernehmen und nicht die Vernunft bloß als dienendes Hilfsmittel ohne Kontrollfunktion benutzen. Sie sind dafür anfällig, sich von einem Anschein täuschen zulassen („blind“ vor Begierde) und das angezielte Gute nicht zu erreichen. Das Begehrliche hat aber eine Zuständigkeit und das Vernünftige ist nicht dafür da, ein Lustgefühl wahrzunehmen, festzustellen (etwas fühlt sich angenehme an) und zu melden.

die drei Tugenden sind ..... !!!!!!