Weshalb ist Oregairu so beliebt?
Ich frage mich schon länger als Anime Fan, weshalb Oregairu so viel Anerkennung bekommt. Meiner Meinung nach, wird der Anime unnötig „geglazed“. Der Anime ist in meinen Augen Krank. Sollten Rückmeldungen kommen, dann bitte sachlich.
Das sind meine Kritik Punkte:
- Hachiman entwickelt einen Opferkomplex, stellt sich absichtlich als Sündenbock dar, und der Anime stellt dieses ungesunde Verhalten als edel dar, statt es kritisch zu beleuchten. (,,Ach die Pubertät, so geht es vielen, dass ist normal.“) Sein Verhalten wird toleriert von anderen denen es genau so geht. Aber sowas ist doch nichts positives und worauf man stolz sein sollte.
- Seine Beziehung zu Yukino wirkt nicht natürlich, da sie auf emotionaler Distanz, Schweigen und Ausweichverhalten basiert, nicht auf wirklicher Kommunikation oder Verständnis.
- Das Ende widerspricht dem eigenen Anspruch, keine typische Schulromanze zu sein, indem es auf ein klassisches, vorhersehbares Happy End hinausläuft.
- Yuis Gefühle werden nicht ernsthaft behandelt, sie wird emotional ignoriert und am Ende ohne Auflösung zurückgelassen.
- Hiratsuka-sensei bleibt eine passive Figur, obwohl sie Hachimans Probleme erkennt, greift sie nie wirklich ein oder hilft aktiv. (Haben beide, aber auch einen kranken Lehrer-Schüler-Taboo-Komplex)
- Die Serie spricht soziale Masken und Unehrlichkeit an, aber keine der Hauptfiguren legt diese Masken wirklich ab oder entwickelt sich konsequent weiter.
- Tiefe wird oft nur vorgetäuscht, etwa durch bedeutungsschwere Monologe oder angedeutete Konflikte, die nie vollständig aufgelöst werden.
Der Anime soll kein Klischee sein, aber am Ende versteht sich jeder super mit jedem. Als wäre was weltbewegendes passiert.
Vielen Dank fürs Lesen. :)
3 Antworten
- Hachiman entwickelt einen Opferkomplex, stellt sich absichtlich als Sündenbock dar, und der Anime stellt dieses ungesunde Verhalten als edel dar, statt es kritisch zu beleuchten. (,,Ach die Pubertät, so geht es vielen, dass ist normal.“) Sein Verhalten wird toleriert von anderen denen es genau so geht. Aber sowas ist doch enichts positives und worauf man stolz sein sollte.
Du meinst damit, dass er immer Probleme löst, indem er absichtlich sich selbst im schlechten Licht darstellt oder radikale Methoden verwendet? Also z.b. als sie beim sommercamp der grundschüler bemerkt haben, dass ein mädchen ausgeschlossen wird und Hikigaya deshalb vorschlägt, einfach die ganze Freundesgruppe zu zerstören? Oder als er beim Kulturfestival absichtlich fiese Kommentare abgibt, um der „Schurke“ zu werden, damit die anderen Komiteemitglieder mehr mithelfen? Dass er immer zum Sündenbock wird zum Wohle der anderen? Ich denke, ja, dieses Verhalten ist sehr ungesund, aber man muss zugeben, dass er eigentlich am Ende damit auch geholfen hat, deshalb ist er meiner Meinung nach schon in gewisser Weise edel. Im Herzen ist er auch ein sehr gutmütiger Mensch (hat bei der Komiteearbeit nie geschwänzt, hat Yuigahamas Hund gerettet). Zum Beispiel als Yukino die ganze Arbeit vom Komitee machen musste und deshalb auch krank wurde, haben seine Taten extremst geholfen. Ich würde sagen, niemand mag jetzt seine Methoden allzu sehr, aber letztendlich haben sie immer trotzdem seine Vorschläge angewendet. Aber trotzdem wird dieses Verhalten auch kritisch beleuchtet. Zwar hat Hikigaya geholfen, aber alle Hauptcharaktere haben sich trotzdem um ihn Sorgen gemacht und sein Verhalten kritisiert.
Und zum Opferkomplex, allzu schöne Erfahrungen hatte er in der Mittelschule nicht wirklich.
- Seine Beziehung zu Yukino wirkt nicht natürlich, da sie auf emotionaler Distanz, Schweigen und Ausweichverhalten basiert, nicht auf wirklicher Kommunikation oder Verständnis.
Meinst du damit ihre Beziehung zu Beginn der Serie? Nun ja, natürlich sind sie distanziert, da Yukinoshita wirklich kein Bisschen Interesse an Hikigaya hatte, im Gegenteil, da war vielleicht eher Abscheu dabei. Beide haben sich einfach gegenseitig toleriert und ignoriert. Beide sind eine Form von „Einzelgängern“ und sozial unbeholfen, deshalb sind sie eigentlich überhaupt in diesem Club. Aber das macht es ja umso schöner, als sie mehr und mehr emotionaler sowie offener miteinander wurden. Im Endeffekt sind sie meiner Meinung nach in gewisser Weise für einander geschaffen, weil Yukinoshita ist ja so einsam, weil sie immer so kalt gegenüber allen ist(auch wegen familiären Hintergründen). Einzig Hikigaya konnte diese Fassade durchbrechen. Auch hat er immer ihre Probleme erkannt und ihr geholfen. Auch wenn er anfangs nur unfreiwillig im Club war.
- Das Ende widerspricht dem eigenen Anspruch, keine typische Schulromanze zu sein, indem es auf ein klassisches, vorhersehbares Happy End hinausläuft.
Ich weiß nicht was genau du meinst, aber ich persönlich hab schon immer mitgefiebert, dass Yukinoshita und Hikigaya zusammenkommen. War süß zu sehen, vor allem da yukinoshita vorher so kalt war. Man hat auch gemerkt, wie Yukinos Bild von Hikigaya im Verlauf immer besser wurde und sie ihn nicht mehr als den einen komischen Typen gesehen hat. Ist ja nur meine Meinung.
- Yuis Gefühle werden nicht ernsthaft behandelt, sie wird emotional ignoriert und am Ende ohne Auflösung zurückgelassen.
Bittersüß, aber ich stimme in diesem Fall den anderen (RedPanderSavior) zu
- Hiratsuka-sensei bleibt eine passive Figur, obwohl sie Hachimans Probleme erkennt, greift sie nie wirklich ein oder hilft aktiv. (Haben beide, aber auch einen kranken Lehrer-Schüler-Taboo-Komplex)
Da kann ich nicht komplett zustimmen. Sie war es ja, die all diese „Problemkinder“ in diesen Serviceclub gesteckt hat, auch weil sie sich selbst in ihnen wiedererkannt hat. Man merkt auch, dass sie sich viel mehr um Hachiman als um die anderen Schüler gekümmert hat. Diese „romantische“ Beziehung war nur ein Witz. Hikigaya sagt ja immer, jemand solle endlich Hiratsuka heiraten, sonst werde er es selbst tun. Das sagt er, weil sie wirklich eine nette Person ist und er einfach ernsthaft gehofft hat, dass sie endlich mal einen Mann findet.
Nenn mal zu den anderen Punkten vielleicht paar konkrete Beispiele.
Ich persönlich fand, dass Hachiman eine gut geschriebene Figur ist, mit seinem negativen Bild der Gesellschaft, auch wenn sein Herz eigentlich am rechten Fleck ist. Insgesamt ist meiner Meinung nach Oregairu ein guter Anime, einerseits lustig, andererseits auch bisschen tiefer. Aber ich respektiere deine Meinung.
Hallo, ich nehme gerne Stellung zu deinen Punkten.
Hachimans Verhalten wird nicht ausschließlich verherrlicht Figuren wie Yukino und Hiratsuka kritisieren ihn mehrfach. Vielmehr zeigt die Serie, wie ungesund sein Umgang mit Problemen ist, auch wenn das nicht immer deutlich ausgesprochen wird.
Die Beziehung zu Yukino wirkt zunächst distanziert, das stimmt. Aber genau das ist Teil der Entwicklung. Beide sind emotional verschlossen und lernen langsam, ehrlich miteinander umzugehen. Diese langsame Annäherung ist bewusst gewählt und entspricht dem realitätsnahen Stil der Serie.
Yuis Gefühle bleiben leider offen, das stimmt ebenfalls. Aber auch das spiegelt eine bittere Realität wider: Nicht jede Liebe wird erwidert, und nicht jede emotionale Geschichte bekommt eine klare Auflösung oder ein Happy End.
Die Szenen mit Hiratsuka-sensei mögen für viele verstörend wirken, dienen aber eher als „Was-wäre-wenn“-Moment und nicht als ernsthafte romantische Option.
Dass das Ende nicht allen gefallen hat, liegt stark daran, was man sich selbst davon erhofft hat. In deinem Fall vermute ich, dass du erwartet hast, dass Hachiman und Yukino Freunde bleiben, weil sie sich lange emotional distanziert haben. Diese scheinbar widersprüchliche Entwicklung kann natürlich frustrierend wirken.
Fazit: Man darf nicht vergessen Anime ist Fiktion. Jeder betrachtet Figuren und Entwicklungen subjektiv, und das ist auch in Ordnung so. Nach einer „objektiven Meinung“ zu fragen, gerade wenn es um Charakterverhalten und Emotionen geht (nicht wie bei Kampfstärken in z. B. Naruto), ist schwierig.
Verständlich, dass du Hachiman nicht tolerieren kannst und das ist nachvollziehbar. Vielleicht fehlt dir einfach der persönliche Bezug oder die Erfahrung mit solchen Situationen, um sein Verhalten nachzuempfinden (nicht böse gemeint). Natürlich verhalten sich nicht alle Figuren „korrekt“, aber wer ist schon perfekt? Genau das will dieser Anime zeigen: Menschen handeln oft widersprüchlich und genauso endet auch die Geschichte. Bitte sei wegen so etwas nicht Frustriert, (am besten die Subjektive Meinung anderer (ob „gut oder schlecht“) hinnehmen und weiterleben) jeder geht mit Situationen anders um und Gefühle, lassen sich nur schwer erklären.
Ich hoffe ich konnte der Diskussion gut beitragen.
Vielen Dank für deine Mühe, ich habe meistens Probiert, wie du im Fazit schon erwähnt hast, es einfach über mich hergehen zu lassen, doch meine Freunde behagten penetrant darauf, dass der Anime so gut sei.
Ich brauchte nun eine Gedanken Umstellung, da ich dachte es liegt an mir. Durch dein Fazit wurde mir wieder Klar, dass es immer andere Möglichkeiten und Ansichten gibt.
Das Char Dev. und Verhalten hat mir persönlich nicht gefallen und wenn es anderen gefallen hat, dann ist es auch gut so.
Danke nochmals für die Rückmeldung.
Ich frage mich schon länger als Anime Fan, weshalb Oregairu so viel Anerkennung bekommt. Meiner Meinung nach, wird der Anime unnötig „geglazed“.
Grundsätzlich würde ich zwar zustimmen, dass sicherlich gewisse Leute diesen Anime weit überbewerten - aber deine Einschätzung verkennt aus meiner Sicht die Natur des Gesamtwerkes völlig unabhängig davon, wie gut es seine Konzepte nun umsetzt.
Hachiman entwickelt einen Opferkomplex, stellt sich absichtlich als Sündenbock dar, und der Anime stellt dieses ungesunde Verhalten als edel dar, statt es kritisch zu beleuchten. (,,Ach die Pubertät, so geht es vielen, dass ist normal.“)
Hikigaya hat nie einen Opferkomplex gehabt oder entwickelt. Ganz im Gegenteil ist Hikigaya gar davon besessen, dass er kein Opfer ist - seine schlechte soziale Situation versucht er stoisch zu rationalisieren und Verantwortung versucht er zu sich zu ziehen statt auf andere abzuwälzen; das ist quasi das genaue Gegenteil eines Opferkomplexes. Sich als Sündenbock anzubieten und einen Opferkomplex zu haben, sind völlig verschiedene Sachen.
Ich wüsste auch nicht, inwiefern dies als edel dargestellt wird. Im Gegensatz zum Light Novel ist die Grundstimmung tatsächlich etwas lockerer, da Hikigaya deutlich selbstsicherer agiert, aber die grundsätzliche Tatsache, dass nicht einmal er wirklich an seinen vorgehaltenen edlen Stoizismus und Gesellschaftskritik glaubt, wird durchaus wahrnehmbar gezeigt.
Ach die Pubertät, so geht es vielen, dass ist normal:
Was genau ist denn diese Normalität? Die Charaktere und deren Ansichten zum Leben (/dem Teilbereich der Pubertät) sind in fast allen vom Anime behandelten Punkten konträr und keine dieser Ansichten wird jemals als umfassende Wahrheit dargestellt.
Der Erzähler des Animes ist nahezu ausschließlich Hikigaya selbst. Vom Zuschauer wird klar erwartet zu erkennen, dass es sich um einen unzuverlässigen Erzähler handelt ... folglich ist deine Erkenntnis, dass die reine Darstellung (Framing bzw. Inszenierung als normal) nicht der eigentlichen Kernaussage des Werkes entspricht, eine an den Zuschauer gestellte Grundanforderung.
Sein Verhalten wird toleriert von anderen denen es genau so geht.
'Genauso geht'? Ich wüsste nicht, welcher Charakter Hikigayas Verhalten ähnelt.
Aber sowas ist doch nichts positives und worauf man stolz sein sollte.
Wir sind offensichtlicher Weise uneinig darüber, wo Hikigayas Schwächen liegen - aber es wäre mir neu, dass diese als positiv oder stolz dargestellt werden. Hikigaya selbst weicht doch ständig aus, weil er sich implizit eingesteht, dass er seinen Ansprüchen nicht gerecht wird - nicht einmal die voreingenommene Erzählperspektive versucht dies zu behaupten.
Seine Beziehung zu Yukino wirkt nicht natürlich, da sie auf emotionaler Distanz, Schweigen und Ausweichverhalten basiert, nicht auf wirklicher Kommunikation oder Verständnis.
Die zweifelnde Haltung gegenüber dieser Beziehung ist letztlich nicht falsch oder richtig - Hikigaya, Hiratsuka und ggf. Isshiki(?) zweifeln allesamt in gewisser Hinsicht an der Natürlichkeit der Beziehung. Der letzte Dialog zwischen Hikigaya und Hiratsuka ist letztlich nur die in schwammigen Worten getarnte Einsicht (Hikigayas etablierte Art seine Selbstzweifel vor sich herzuschieben), dass beide nicht so recht wissen, ob das Ziel einer wirklich 'unverfälschten' Beziehung wirklich erreicht ist. Es ist für den Anime recht üblich, dem Zuschauer die Interpretation zu überlassen, während er selber nur das Angebot für potentielle (teils Extrem)-Ansichten durch die verschiedenen Charaktere liefert. Im Endeffekt ist es ja Kernaussage des Animes, dass solche sozialen Dynamiken viel zu kompliziert sind, um sie in einfaches Ja und Nein zu verpacken.
Außerdem sind beide Charaktere durchgängig daran bemüht sich aus wirklicher Verständigung mit anderen Herauszuwinden - die bloße Tatsache, dass sie miteinander weniger (verbal) kommunizieren, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Kommunikation dafür deutlich ehrlicher/direkter (von Seiten Yukinoshitas) und interessierter/verständnisvoller (von Seiten Hikigayas) ist als gegenüber den meisten anderen Charakteren. Yukinoshita öffnet sich quasi ausnahmslos nur dann gegenüber ihrer Familie/Yuigahama, wenn Hikigaya versucht ihre Motivationen konfrontativ zu ergründen. Hikigaya hingegen öffnet sich zwar allen Personen gleichermaßen (mäßig viel), aber er erkannte bereits 3 Staffeln früher als bei Yuigihama (welche er für Ewigkeiten für rein instinkt-gesteuert und damit ausreichend verstanden hält), an welchen Stellen er sein Verständnis von Yukinoshitas Charakter füllen muss.
Das Ende widerspricht dem eigenen Anspruch, keine typische Schulromanze zu sein, indem es auf ein klassisches, vorhersehbares Happy End hinausläuft.
Eigentlich ist der Teil des Titels mit der 'als falsch erwarteten komischen Teeny-Romanze' zumeist nur eine Spielerei des Light Novels, welche im Anime größtenteils ignoriert wird. So ist die die Tatsache, dass Hikigaya und Totsuka sowie Yuigahama und Yukinoshita zunächst enge Beziehungen aufbauen anstatt die Mädchen mit den Jungen, eine dieser witzhaften Anspielungen an den Titel, die im Anime relativ unterschwellig verläuft (ebenso das Lehrer-Schüler-Verhältnis).
Außerdem ist das Werk ist ja nicht einmal vordergründig eine Romanze sondern Behandlung sozialer Interaktion und Weltansichten im Allgemeinen ... womit es eigentlich bereits keine typische Comedyromanze ist. Das ist gar die Pointe eine der Anspielungen auf den Titel, in welcher Hikigaya anmerkt, dass die Teeny-Romanze insofern ein Irrtum war, dass sich die eigentliche Romanze erst nach Ende seiner Teeny-Zeit (und der tatsächlich erzählten Geschichte) abspielt.
Und ein klassisches, vorhersehbares Happy End? Du wirktest eigentlich recht entfremdet gegenüber dem Gedanken, dass Hikigaya und Yukinoshita zusammenkommen ... diese Subversion einer stereotypischen und freudigen Liebe ist Absicht.
Yuis Gefühle werden nicht ernsthaft behandelt, sie wird emotional ignoriert und am Ende ohne Auflösung zurückgelassen.
Weil der Anime nahezu ausschließlich aus Hikigayas Perspektive erzählt wird (die kurzen und seltenen Übergaben an Yuigahama dienen nur dazu, dem Zuschauer Wissen zu vermitteln, welches aus Hikigayas Perspektive nicht [gesichert] existiert) - und für Hikigaya ist Yuigahama nun mal weitestgehend zunächst uninteressant. Bis kurz vor Ende Staffel 2 ist Yuigahama für ihn nur ein von sozialen Instinkten getriebenes Wesen, sodass er sich damit zufrieden gibt ihre soziale Rolle in seinem Weltbild der normalen Gesellschaft zu beschreiben und ab Staffel 3 weigert er sich dazu über ihre Motivationen nachzudenken, da ihr Streben gegen "Unverfälschtheit" ihn schmerzlich darauf aufmerksam macht, dass er seinem eigenen Anspruch nach Unverfälschtheit nicht gerecht wird und es ihr stattdessen g.
Zudem gibt es in diesem Anime quasi keine wirklichen Auflösungen - die Kernaussage des Animes ist es immerhin, dass abschließende soziale Wirklichkeiten nicht greifbar sind und viel mehr ein Ideal. Du hast ja selbst erkannt, dass auch die Beziehung zwischen Yukinoshita und Hikigaya teils aus nicht aufgelösten Uneinigkeiten (~Kompromissen) beruht.
Hiratsuka-sensei bleibt eine passive Figur, obwohl sie Hachimans Probleme erkennt, greift sie nie wirklich ein oder hilft aktiv.
Eigentlich ist sie ein schon fast unangenehmer künstlicher Katalysator für den Plot, war mein Eindruck. Nur auf Grund ihres Erkennen der charakterlichen Mängel von Hikigaya und Yukinoshita gibt es letztlich überhaupt irgendeinen Fortschritt. Die Tatsache, dass sie Hikigaya erst zwingt und danach hilft Yukinoshita zu konfrontieren, ist doch ein aktiver Eingriff. Ohne ihr Zutun wäre Hikigaya nicht einmal aufgefallen, dass Yukinoshita seine grundsätzlich ablehnende Haltung gegenüber der Gesellschaft teilt, und somit wären auch die Konfrontation und teilhafte Synthese beider Weltbilder nie geschehen.
Die Serie spricht soziale Masken und Unehrlichkeit an, aber keine der Hauptfiguren legt diese Masken wirklich ab oder entwickelt sich konsequent weiter.
Keine Maske wird abgelegt, weil die Idee, dass dies möglich wäre, Hikigayas Extremposition ist. Der Anime kritisiert gerade den Gedanken, dass solche einfachen Schwarz-Weiß-Interpretationen komplexer sozialer Zusammenhänge auf die Realität anwendbar sind.
Was eine 'konsequente' Weiterentwicklung sein soll, ist mir nicht klar, aber Hikigaya hinterfragt seine Extremhaltung durchaus und weicht von dieser im Laufe des Animes ab. Er ist auch nicht die einzige Person, die so etwas tut. Der Gedanke, dass Menschen ihr Weltbild radikal verändern anstatt inkrementell und stetig anzupassen, ist auch etwas, das der Anime kritisiert und als Kernthema führt ... daher mag es diese konsequente Weiterentwicklung, wie du sie dir wünschst, schlicht nicht geben.
Tiefe wird oft nur vorgetäuscht, etwa durch bedeutungsschwere Monologe oder angedeutete Konflikte, die nie vollständig aufgelöst werden.
Der Anime behauptet eigentlich, dass soziale Beziehungen viel zu tief sind, um sie vollkommen zu ergründen ("vollständig aufzulösen"). Anstatt in die Tiefe zu gehen, geht er folglich auch in die Breite und zeigt verschiedene Ansichten auf die soziale Natur des Menschen. Daher die vielen Andeutungen und bedeutungsschweren Monologe, welche die verschiedenen Philosophien in den Raum stellen. Da ist schon deswegen kein kohärenter Tiefgang möglich, weil sich die Aussagen dieser Monologe teils gegenseitig widersprechen und den Zuschauer dazu einladen sollen, seine eigene Position zu überdenken und Stellung zu beziehen.