Hier treffen eben die 2 Welten aufeinander.
Die Sportler, die trainiert haben und trainieren, das Rad als Sportgerät sehen ärgern sich natürlich über die Pedelec-Fahrer die sie am Berg überholen und sich dabei noch nett Unterhalten können und die Natur genießen. Sie sehen darin eben den sportlichen Aspekt verloren.
Viele Pedelec Nutzer hingegen sehen das Pedelec nicht mehr unbedingt als Sportgerät, sondern als Verkehrsmittel. Als Transportgerät. Als Auto-Alternative. Sie wollen sich nicht sportlich verausgaben sondern ohne viel Aufwand von A nach B gelangen. Zur Arbeit pendeln, den Wocheneinkauf absolvieren, Freunde besuchen oder einfach einen Ausflug in die Natur.
Das Pedelec ist ein rießiger Erfolg. Er bringt Menschen Mobilität zurück, die vorher nur mit dem Auto oder dem ÖPNV Mobil sein konnten. Es bringt Menschen aus dem Auto, die ohnehin nur kurze Strecken gefahren wären.
Ich kann jetzt nur für meinen Teil sprechen. Aber ich kenne aus der Arbeit und dem Freundeskreis einige, die zwar Führerschein, aber kein Auto mehr besitzen oder wollen, da sie auf dem Land die 15 km zur Arbeit oder zum Supermarkt Problemlos mit dem Pedelc erledigen können. Am Donnerstag habe ich mein Pedelec genau 1 Jahr. Mein Auto habe ich noch im Winter verkauft, nachdem ich seit dem Pedelc-Kauf eh keinen Meter mehr damit gefahren bin. Nach einem Jahr bin ich dann ca. 8000 km gefahren. Vor dem Pedelec bin ich mit meinem normalen Rad vl. 5 mal im Jahr gefahren, als Schönwetterfahrer zum Eis essen.
Mein Vater hat einen weiteren Arbeitsweg, den er früher mit dem Motorrad zurückgelegt hat, heute macht er es mit seinem Pedelec. Mein Bruder hat zu seinem bestandenen Führerschein kein Auto gewollt, er wollte ein EBike.
Natürlich gibt es auch die Kehrseite. Wir haben in Deutschland nicht die Infrastruktur für so viel Radverkehr. Jahrzehnte lang wurde Radfahren als Sport oder Freizeit gesehen, dem Autoverkehr die Straßen zusammen mit Umgehungsstraßen und Umgehungsstraßen gebaut, während es statt einem Radnetz nur einzelne Wege gibt. Dadurch kommen natürlich viele eigentlich Vermeidbare Unfälle zustande. Der Jahrzehntelang bevorteiligte Autoverkehr sieht sich gestört wenn ein Radfahrer seine Pendelstrecke auf der Landstraße absolviert, ohne das der Radfahrer eine Ausweichmöglichkeit hat. Der Radfahrer fühlt sich vom Autoverkehr bedroht, die viel zu knapp überholen oder schlimmeres (Meine Dashcam am Bike ist voll mit extrem gefährlichen Fahrmanövern von Autofahrern, knapp 1500 Videomitschnitte).
Hier muss ein Umdenken stattfinden. Länder wie die Niederlande mit deutlich mehr Radverkehr haben im Vergleich weniger Unfälle, vor allem weniger mit Autoverkehr. Dort gibt es im Vergleich zu uns ein Netz aus Radwegen, getrennt vom Autoverkehr. Bei jeder Begegnung (Kreuzungen, Kreisverkehre) sind die Vorfahrtsregeln klar definiert, der Radverkehr oftmals im Vorrang. Bei Straßen ohne seperate Radwege ein Straßendesign das Autos nicht überholen lässt wenn Verkehr in beide Richtungen unterwegs ist, gedrosselte Geschwindigkeiten machen ihr übriges.
Das Pedelec wird nicht mehr verschwinden. Egal wie sehr so manche dagegen sind. Es ist ein Verkehrsmittel das längst in der Bevölkerung angekommen ist. Es gilt jetzt nur diesem Verkehrsmittel auch gerecht zu werden und die Infrastruktur zügig sicherer zu gestalten, Wege auszubauen und dort wo es Platztechnisch nicht anders geht, auch zu lasten von Mehrspurigen Straßen.