Ganovenehre bedeutet, sich an einen ungeschriebenen Regelkodex zu halten, der für den Umgang von Ganoven untereinander gilt. Der Schutz von Opfern vor Exzessen kann im Einzelfall ein Nebeneffekt der Ganovenehre sein, Schutzziel sind aber ganz klar die Geschäfte der Ganoven. "Ehre" hat, wer als Garant für diesen Kodex Auftritt.
Ich habe mal ein Fernsehinterview mit einem gealterten Zuhälter gesehen, der beschrieb, daß Auseinandersetzen untereinander auf seinem Kiez bis in die 70er Jahre nur mit Fäusten und ohne Messer oder Schusswaffen geführt wurden.
Es gilt auch der Grundsatz, bei Auseinandersetzungen nicht die Staatsgewalt mit einzubeziehen.
Weiterhin gibt es auch Straftaten, die von Ganoven als unehrenhaft angesehen werden. Raub, Mord, Erpressung und Totschlag gelten als ehrenhaft, Vergewaltigung von Kindern nicht.
Die Ganovenehre ist außerdem ein sehr zartes, verletzliche Pflänzchen. Ein Ganove muss - meist mit Gewalt - auf jede Infragestellung dieser Ehre reagieren, um sie zu erhalten.
Zuletzt hat die Ganovenehre einen psychologischen Effekt für den Ganoven. Er kann sich selbst trotz aller Straftaten einreden, nicht der allerletzte Abschaum zu sein, sondern in einer verqueren Art doch rechtschaffen zu handeln. Es gibt ja immer noch andere, die schlimmer (=ehrloser) sind.
