Wie hast du dich geoutet?

13 Antworten

Ein Kumpel und Arbeitskollege von mir ist schwul. Er hat auch ein bisschen gebraucht bis er sich bei seinen Arbeitskollegen geoutet hat. Das war jetzt keine große Überraschung, da wir uns das schon gedacht haben . Aber er hatte eben bedenken wie die Kollegen reagieren würden.

Wäre ich Schwul und müsste mich outen, dann müsste ich erstmal mit meiner Frau sprechen. Meine Eltern würden das ganz locker sehen . Das weiß ich

leonardammik 
Fragesteller
 11.09.2020, 22:49

danke für deine antwort! :) hab einen tollen abend!

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Ich war mit meinem damaligen Freund zusammen, aber ich habe unsere Beziehung geheim gehalten.

Mein Vater wusste aber, dass wir nicht nur Freunde sind und hat mir gesagt, dass er über unsere Beziehung und meine Sexualität Bescheid weiß und er kein Problem damit hat.

leonardammik 
Fragesteller
 11.09.2020, 22:42

gut, dass dein vater kein problem damit hat! darf ich fragen, ob die beziehung unter dem geheimhalten gelitten hat bzw. ob es schwerer war, sie zu führen?

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CarlosDR  11.09.2020, 22:44
@leonardammik

Es war nicht schwerer, aber es hat mich ein bisschen traurig gemacht. Er war mein erster Freund und ich wollte mein Glück am liebsten mit jedem teilen.

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Bei meiner Mutter vermutlich. Die ist bei sowas per se ziemlich locker und hätte kein Problem damit. Hatte sie zumindest nicht, als ich mal dachte es wäre so, doch da war ich noch jünger und es hat sich dann als 'falsch' rausgestellt.

leonardammik 
Fragesteller
 11.09.2020, 22:34

@BeviBaby - danke dir für die antwort! :)

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Die erste war die Ex meines Bruders (die auch damals schon länger "Ex" war). Einfach weil ich endlich ein Wort für hatte und das loswerden musste. Reaktion war:

"Joah, das passt zu dir." Sache war durch, hat mir aber wirklich Selbstvertrauen gegeben, was ich zum gleichen Zeit von meinem Freund nicht bekommen habe.

Nächster war mein Vater, am Telefon, weil ich ihm erzählen wollte, warum ich gleich los muss und wohin. Wurde dann ein längeres Gespräch. Er hat toll reagiert. Fragte, was das sei, sagte, dass er es sich nicht vorstellen könne, dass er sich aber freut, dass ich so viel Vertrauen zu ihm habe, dass ich das mit ihm teile - und das er das mit den Enkelkindern irgendwie schade findet, die er damit in weite Ferne rücken sieht. Süß wie mein Vater ist :-D.

Meine Oma war definitiv nicht geplant, aber mal ehrlich, was soll ich denn sagen, wenn sie mich, als Asexuelle, nach den sexuellen Vorlieben und Erfahrungen der heutigen "Jugend" fragt - woher bitte soll ich das wissen :-D. Also habe ich ihr das erzählt, mit dem Resultat, dass sie mich verwundert angesehen hat, als ich sagte, dass ich das total langweilig fände mit dem Satz "Nee, also, langweilig war das nie."

:-D. Sie fragt ständig nach Urenkeln...

Meine Mutter war das einzige, wo ich tatsächlich ein mulmiges Gefühl hatte. Deswegen habe ich darüber mit meinem Bruder gesprochen - der das auf diesem Wege erfahren hat, dem ich aber keine Zeit gelassen habe, da irgendwie zu reagieren. Bei meiner Mutter hatte ich deswegen Sorge, weil ich im Laufe meiner Beziehung mit ihr über meine Probleme mit meinem Freund im sexuellen Bereich gesprochen habe - bevor ich den Begriff kannte. Sie hatte sich da die Schuld gegeben - von wegen, sie hätte mir ja auch nie vermittelt, dass Sex was tolles sei. Deswegen habe ich dieses Gespräch auch herausgezögert. War im Endeffekt dann aber recht unproblematisch.

Ansonsten hatte ich ein Gespräch mit meiner Tante beim Salat machen, weil sie mich nach dem Ring gefragt hat, den ich als Symbol trage - und ich sonst halt gar keinen Schmuck trage, da war meine Cousine dabei gestanden.

Ansonsten, im Prinzip ist ja jedes Gespräch über die Sexualität ein "Outing" - denn ich gehe damit absolut offen um, das heißt aber nicht, dass das das erste ist, was ich den Leuten sage, nur wenn es auf so Themen kommt, was eher selten passiert, sage ich das meistens auch.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin selber asexuell und kenne auch einige andere.
leonardammik 
Fragesteller
 11.09.2020, 22:48

ich danke dir sehr für deine ausführliche antwort und offenheit! es klingt toll, dass alle es so positiv angenommen haben! :)

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guitschee  11.09.2020, 22:53
@leonardammik

Ich habe sowieso eine total tolle Familie. Ich wünsche jedem eine Familie wie meine.

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Ich verstehe das einfach nicht. Warum muss man sich outen? Geht das die Welt etwas an? Jeder kann doch leben wie er will ohne das der Menschheit auf die Nase binden zu müssen. Ich erzähle doch auch nicht jedem wenn ich drauf stehe ausgepeitscht zu werden oder Barbiepuppen sammele.

Ideka512  11.09.2020, 22:35

Ich habe, bis ich mich geoutet habe, immer wieder homophobe Aussagen von Freunden und Verwandten mitbekommen.

Das tat mir besonders weh, weil ich selber bi bin und dazu nichts sagen konnte.

Auch die Angst, dass sie es auf irgendeiner Weise rausfinden und mich deshalb weniger mögen, plagte mich.

Hätte ich mich nie geoutet, würde ich alles in mir Fressen und das tut weder mir noch meinen Freunden und Verwandten gut

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GreenLurchi  11.09.2020, 22:39
@Ideka512

Aber wenn sie früher homophobe Sichtweisen hatten, werden sie die doch immer noch haben und durch Dein Outing nicht abgelegt haben. Du bekommst es halt nur nicht mehr mit.

Außerdem hättest Du Dich doch auch ohne Outing gegen die homophoben Äußerungen wehren können und eine tolerantere Gesellschaft einfordern können. Ich bin nicht schwul oder bi, aber bin trotzdem immer auf die Barrikaden gegangen, wenn jemand sich negativ über sexuelle Neigungen geäußert hat. Das kann man als betroffener doch ebenso.

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Ideka512  11.09.2020, 22:43
@GreenLurchi

Ich habe Kontakte zu sehr vielen Menschen verloren, was aber für mich in Ordnung war, da ich mich endlich befreit gefühlt habe und eine stärkere Bindung zu meiner Familie habe.

Ich habe auch sehr oft mit meiner Familie darüber diskutiert, bevor ich mich geoutet hab.

„Es ist eine Krankheit“ „Gott will das nicht“ „Je freier sie leben, desto mehr Kinder machen es ihnen nach und sie werden auch schwul“

War keine leichte Zeit. Aber jetzt denken sie viel differenzierter nach und die Menschen, die es immer noch nicht tolerieren können, haben sich schon distanziert.

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GreenLurchi  11.09.2020, 22:47
@Ideka512

darf ich fragen, wie lange das her ist. Das klingt für mich alles wie aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts. So etwas wie Deine Zitate habe ich nie gehört. Das finde ich schon echt krass.

Ich denke, den Kontakt zu Menschen zu verlieren, die solche Einstellungen pflegen, ist kein wirklicher Verlust.

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Ideka512  11.09.2020, 22:49
@GreenLurchi

Zu deinem zweiten Abschnitt, ja definitiv.

Ich bin 16 und habe mich etwa vor Monaten geoutet

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GreenLurchi  11.09.2020, 22:51
@Ideka512

Unfassbar. Hätte echt nicht gedacht, dass es offenbar immer noch Leute gibt, die solche Ansichten haben. Aber für mich wäre das schon ein Grund mich nicht zu outen, damit ich sowas mitbekomme und gleich aussieben kann, welche Menschen ich zum Teufel jage.

Für Dich alles erdenklich Gute! Ich wünsche Dir, dass Du leben kannst was Du bist ohne angefeindet zu werden!

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BieBoss  13.10.2020, 14:05
@Ideka512

Warum sollte man dazu nichts sagen können??? Du mußt ja in dem Moment nicht sagen, daß Du selbst betroffen bist, aber man kann trotzdem reagieren und die Leute fragen, was sie für ein Problem damit hätten (wenns nichtmal derjenige selbst hat!), und Du kannst Dir verbitten, daß jemand in Deiner Anwesenheit irgendwelche negativen oder gar diskriminierenden Äußerungen diesbezüglich macht. Nur sowas hilft in der Gesellschaft weiter, die allgemeine Akzeptanz zu erhöhen: wenn Leute, die sich so äußern, von allen Seiten mal ein negatives Feedback kriegen zu homophoben Äußerungen.... Sie müssen sehen, daß solch ein Verhalten nicht akzeptiert wird und unerwünscht ist. Auf diesem Boden kann man sich später dann auch gern mal outen, wenn man meint, das wäre für das eigene Seleenheil wichtig. (ich bin ja auch der Meinung, es geht niemanden in meiner Familie was an, mit wem ich ins Bett steige...... *gg Aber wenn man natürlich dann eine feste gleichgeschlechtliche Partnerschaft hat, fällts dann schon auf, klar *gg)

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Ideka512  13.10.2020, 14:54
@BieBoss

Ich habe doch schon davor etwas gesagt?

Ich habe mich nur geoutet, damit sich Menschen von mir entfernen können, die so denken

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BieBoss  13.10.2020, 15:34
@Ideka512

OK - na dann.... ;-) Für Dich gilt wie für alle Andren: DU SELBST mußt damit zurechtkommen. Nicht die andren Menschen. Und wem wirklich was an Dir als Mensch liegt (und nicht an dem, "was die Nachbarn sagen"), der wird das auch akzeptieren können. Auf den Rest kannst eh verzichten, das hast Du ganz Recht - solche Menschen braucht man nicht in seinem Leben. Selbst wenn man anderer Meinung ist, oder sich etwas für sich selbst nicht vorstellen kann: man kann den jeweils Andren leben lassen und ihm mit Respekt begegnen... In diesem Sinne: alles Gute :-)

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leonardammik 
Fragesteller
 11.09.2020, 22:37

@GreenLurchi - ich verstehe, was du meinst; ich denke aber, in der gesellschaft ist ein outing zur aktuellen zeit noch "nötig": wenn man einen neuen job anfängt und sich mit seinen kolleg*innen anfreundet, kommt als mann meistens die frage "und, hast du eine freundin?" es ist ja auch eine art outing, dann zu sagen "nope, ich stehe auf boys" - frage auch nur danach, weil ich erfahrungen anderer dazu hören möchte :) danke dir trotzdem für deine antwort!

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guitschee  11.09.2020, 23:02

Outen bedeutet auch nicht, zumindest meistens nicht, dass man sich mit einem Megaphon in die Menge stellt und rumschreit, auf was man im Bett so steht ;-). Schon der offene Umgang mit diesem Teil seiner Identität ist im Prinzip ein "Outing". Es ist einfach erleichternd, wenn man diesen Teil von sich nicht verstecken muss. Das heißt aber nicht, dass das das erste ist, was man neuen Bekannten sagt, oder der Welt.

Aber nehmen wir mal folgende Situation an: Du hast einen Sohn und der sagt: "Hey ich möchte euch übrigens jemanden vorstellen", dann würde eigentlich jeder erstmal an eine Freundin denken, weil das der Normalfall ist und dann würde ohne Vorwarnung die meisten, einfach auf Grund der Überraschung vielleicht doof reagieren. Nicht, dass ich Kinder habe, aber wäre ich irgendwann in der Position, hätte ich gerne eine Vorwarnung, damit ich nicht so überrascht bin ;-).

Wobei ein "Outing" meiner Meinung nach eben am besten so sein sollte, dass zum Beispiel der Sohn von einem männlichen Promi, Klassenkameraden (was auch immer) schwärmt, denn im Prinzip ist sowas dann auch ein Outing :-D, nur soweit ich das mitbekomme, würde sich viele diese Sache gar nicht trauen, weil sie Angst vor der Reaktion haben.

Aber wenn wir irgendwann eine Gesellschaft haben, in der sowas das ganz normale "Outing" ist, dann wären wir so weit, wie wir eigentlich kommen sollten, finde ich.

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filmfan69  11.09.2020, 23:04

Ich finde hier hilfreich, den Unterschied zwischen outing und coming out zu machen. Outing bedeutet eigentlich, jemanden, der heimlich queer ist, ans Tageslicht zu zerren und einer bestimmten Öffentlichkeit zu sagen: Der/die ist schwul, lesbisch, bi....... Coming out hingegen bedeutet, dass man sich erst selbst bewusst wird: ich bin queer und es dann auch anderen entweder erzählt oder einfach vorlebt. Und das ist für die meisten schon wichtig. Wir leben nun mal in einer heteronormativen Welt. Als ich aufgewachsen bin, gingen einfach alle irgendwie davon aus, ich sei hetero, fragten mich, warum ich keine Freundin habe, wollten mich geradezu überreden, mir eine zuzulegen, was mich ziemlich nervte. Als ich mir dann irgendwann klar drüber wurde, dass ich schwul bin, habe ich das den Leuten im meinem Umfeld, und insbesondere welchen, die mich fragten, ob ich nicht mal langsam ne Freundin haben wollte, dann schon gesagt, das schafft einfach große Klarheit. Und nur das schafft ja auch Sichtbarkeit von queeren Menschen, wenn möglichst viele jemanden kennen.

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