Wie findet ihr "Aus dem Leben eines TAUGENICHTS"CON Joseph von Eichendorff?

3 Antworten

Da schrieb der gelangweilte Beamte J. von Eichendorff eine kurze Geschichte, die vom Leichtsinn des braven Lebens in Gottvertrauen geprägt ist, in der ein naiver Taugenichts singend mit einer Geige spielend irgendwie nach Wien und Rom und irgendwohin zurück wandert, von Frauen gehänselt wird und am Ende seine Liebste heiraten darf und noch ein Schloss als Geschenk erhält - und die meisten der fast gleichaltrigen Schüler, die sie lesen müssen, können wegen ihrer vielen pubertären Identitätskrisen oft wegen des Leistungswahns und der Informationssintflut des Belanglosen nicht das Geringste mit diesem in der deutschen Literatur fast einzigartigen und genau deshalb so ungewohnten `Hans im Glück´ anfangen.

So einfach und glücklich könnte sich auch heute noch manches jugendlich männliche Leben entwickeln, wenn man nur die Parallelen erkennen und doch den wunderbaren Wald trotz lauter versteinerter Bäumen sehen würde.

Ich finde es nicht so toll... Mir scheint es als roman nicht sehr ausgearbeitet... zu schwarzweiss, zu wenig nuanciert...

achwiegutdass  30.10.2019, 19:15

Das Schlimme ist, dass du das offenbar gar nicht ironisch meinst...

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Frenchsuperman  30.10.2019, 19:19
@achwiegutdass

Ich finde es wirklich nicht gut.

Das war eben noch vor der Zeit, wo man gute Romane schrieb...

...zumindest auf Deutsch...

Verletzt das jetzt deine Sensibilität als Deutschlehrer, der so etwas von Berufs wegen gut finden muss?

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achwiegutdass  30.10.2019, 19:21
@Frenchsuperman

Dass du es nicht gut findest, ist dein gutes Recht. Ob deine Argumente ("nicht sehr ausgearbeitet... zu schwarzweiss, zu wenig nuanciert...") greifen, steht auf einem anderen Blatt.

Ich bin kein "Deutschlehrer", "muss" das nicht "gut finden", sondern mein Urteil beruht auf einem intensiven Umgang mit diesem und anderen Texten der Romantik.

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Frenchsuperman  30.10.2019, 19:26
@achwiegutdass

Ich habe deutlich zum Ausdruck gebracht, dass es hier um meine subjektive Meinung geht.

Das habe ich mit "ich finde" und "mir scheint" deutlich zu verstehen gegeben.

Also verstehe ich die Empörung nicht ganz...

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achwiegutdass  30.10.2019, 19:50
@Frenchsuperman

Ich bin gar nicht "empört", aber wenn ich einen Text nicht lesen kann, habe ich nicht das Bedürfnis, meine Nicht-Lektüre mitzuteilen und dabei andere irrezuführen - was ja bestimmt nicht der Sinn dieses Forums ist und auch nicht den Erwartungen des FS entsprechen dürfte.

Warum musst du eine subjektive Meinung mitteilen, die du mit Argumenten nicht untermauern kannst (denn auch eine subjektive Meinung will gerechtfertigt sein, sonst ist das ja keine subjektive Meinung, sondenr einfach eine willkürliche)?

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Der Taugenichts gehört zu den wichtigsten Texten der deutschen Romantik und wohl auch der deutschen Literatur. Man soll es aber schon lesen können, was offenbar nicht so einfach ist. Der Text ist äusserst präzise und hintergründig, steckt voller literarischen Reminiszenzen.

Unter anderem wird Goethes Italienreise im Sinne der Romantik bewusst ironisiert: Statt Linearität werden Zufall und damit auch Umwege privilegiert. Ferner ist der Taugenichts ein Text, in dem auf symbolischer Ebene (und für die meisten Leser nicht zu erkennen) die Geschichte der deutschen Literatur und Religion ironisch dargestellt werden. Goethe wird hier zum Beispiel in der Gestalt des Portiers ironisiert.

 

Joshua18  30.10.2019, 21:05

Wow, das ist mal eine kurze Antwort mit erschöpfendem Inhalt. Ich werde mit das jetzt mal vornehmen und habe mir eine Lektürehilfe dazu direkt mal bestellt. Scheint ja wohl eine echte Bildungslücke zu sein, wenn man das nicht kennt.

Besten Dank!

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