Das Marmorbild, Entwicklung der Beziehung von Florio und Bianka?

1 Antwort

 

Florio trifft Bianka zunächst auf einem Fest vor der Stadt und verliebt sich in sie. (Er küsst sie, nachdem er sein Trinklied gesungen hat). Sie erwidert seine Gefühle (das zeigt sich beim Abschied, ihr Blick vom Pferdesitz aus).

In der Nacht träumt er von Sirenen, die alle wie Bianka aussehen. Aufwachend beginnt er eine Wanderung, singt ein Ständchen, doch nicht mehr für „die reizende Kleine mit dem Blumenkranze“, sondern für ein viel schöneres, größeres Bild. Florios Verliebt-sein scheint zu schwinden.

Florios Gefühle konzentrieren sich mehr und mehr auf die schöne Venus, deren Gestalt er zuerst in dem Marmorbild an einem Weiher sieht, später dann im Lustgarten eines Palastes, wo sie verführerisch singt, sich ihm aber wieder entzieht.

Auf einem Maskenball im Landhaus eines gewissen Pietro trifft Florio auf zwei als Griechinnen verkleidete Damen. Die eine entpuppt sich als die schöne Sängerin aus dem Garten des Palastes. Sie lädt ihn in ihr Haus ein. Indessen sitzt die andere „Griechin“, Bianka, einsam und still trauernd auf der Terrasse, denn Florio hat schnell Abschied genommen, interessiert sich nicht mehr für sie.

Einige Tage später sucht Florio zusammen mit dem Ritter Donati das Anwesen der schönen Dame, die dem Venusbilde ähnelt, auf. Als er allein mit ihr ist, steht die Verführung des schönen Jünglings unmittelbar bevor. Da ertönt von draußen ein frommes Lied, und ein Gewitter erhebt sich. Florio ist verwirrt, er bekommt Angst und ruft aus: “Herr Gott, lass mich nicht verloren gehen in der Welt!“ Er bekommt Halluzinationen und verlässt in Panik das Landhaus.

Einige Tage später verlässt Florio die Gegend. Unterwegs gesellen sich Fortunato, Pietro und ein Knabe zu ihm. Letzterer ist Bianka. Ihr Onkel Pietro will sie durch eine Reise durch Italien von ihrem Liebeskummer ablenken. Florio erkennt jetzt erst, dass die keusche Bianca seine eigentliche, ihm Glück verheißende Liebe ist. Sie kommen an einer Ruine, einem ehemaligen Venustempel, vorbei mit einem Weiher und einem zertrümmerten Marmorbild. Symbolisch wird hier gezeigt, dass die für den verträumten Florio gefährliche, rein sinnliche Liebe keine Macht mehr über ihn ausübt,

Das Romantische bedeutet so viel wie die Verwandlung des Alltäglichen ins Unwirkliche, Phantastische. Auch bei Eichendorff, dem Schriftsteller der Romantik, erkennen wir diese typisch romantische Darstellungsweise. Die Verwandlung geschieht z.B., wenn die Steinfigur des Marmorbildes lebendig wird, d. h. als lebende Venus erscheint. Sie repräsentiert die Verführungsgewalt des Weiblichen und die „heidnische“ Sehnsucht des Protagonisten nach sexueller Erfüllung; außerdem will sie den Protagonisten (Florio) vom rechten Weg abbringen, während Bianca die Reinheit und Unschuld verkörpert. Am Ende entscheidet sich Florio für Bianca, die ihn liebt. Das fromme Lied, das von außen ins Schlafgemach der Verführerin dringt, hat wohl Florio zur Besinnung gebracht und ihm den rechten Weg gewiesen, denn die venusartige schöne Frau bedeutet für Florio Gefahr, und die Gefahr ist eines der Hauptmotive der Romantik.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Forcecrusher 
Fragesteller
 25.09.2020, 14:17

Wow, danke für die ausführliche Antwort.

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