Weswegen haben die Zebras in Afrika sich so gut verbreitet, Pferde aber nicht?


08.06.2020, 07:49

Anmerkung: Tse-Tse Fliegen können wie die meisten Fliegen hell-dunkel gestreift nicht erkennen. Durch die Fasettenaugen wird das gemittelt und dann auf die Entfernung unsichtbar.

6 Antworten

Zebras sind ja eine Untergattung der Pferde, so wie auch Esel, die sich halt den Bedingungen angepasst haben.

Wobei es nicht allein an den Streifen liegen kann, das sie besser klar kommen, denn bis der Mensch es ausgerottet hat, gab es auch eine Zebraart, die nur an Kopf und Hals gestreift war...

Schlussendlich haben sich Pferde in Afrika sogar ausserdordentlich gut verbreitet, denn sie sind mit immerhin 4 Arten in Afrika vertreten (3 Zebraarten und eine Wildesel) - in Eurasien gab es nämlich vermutlich auch nicht mehr Arten (wenn man sich für das Modell entscheidet, dass Equus ferus in Eurasien eine einzige Art mit mehreren Unterarten war).

Zebras gehören zu den Pferden, irgendwann haben sie sich abgespalten und angepasst. "Normale" Pferde, so wie wir sie kennen, würden nicht lange überleben bzw haben keine körperlichen Vorraussetzungen dazu. Das fängt mit der Tarnung an und hört im Verdauungsapparat auf. Zebra und Pferd können sich kreuzen, daher erkennt man auch die Verwandtschaft. Diese Hybriden wiederrum können sich nicht weiter fortpflanzen. LG Zootierpfleger

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Die Tsetsefliegen oder Zungenfliegen (Glossina sp., Abb. 1) können bei ihrem Biss Trypanosomen, einzellige Blutparasiten, übertragen. Die Art Trypanosoma brucei (Abb. 2) löst beim Menschen die Trypanosomiasis oder afrikanische Schlafkrankheit aus. Bei Haus- und Nutztieren verursacht Trypanosoma die Naganaseuche. Während Nutztiere auffällig oft unter der Nagana leiden, sind die afrikanischen Wildtierbestände oft erstaunlich frei von der Seuche. Die besonders mit Testsefliegen durchseuchten Regionen im tropischen Zentralafrika sind deshalb bis heute weitgehend naturbelassen und nicht durch Nutzviehbestände verändert worden.

Warum sind die Wildbestände weitgehend immun gegen die Nagana-Seuche? Das liegt zum einen daran, dass die afrikanischen Wildtiere und der Parasit schon seit langer Zeit coexistieren und es zu einer Co-Evolution gekommen ist, bei der sich Parasit und Wirt wechselweise aneinander angepasst haben. Infolgedessen haben die Wirte gegen den Erreger Resistenzen entwickelt. Zwar lassen sich Trypanosomen auch im Blut von Wildtieren finden, sie lösen dort jedoch oft nur milde Symptome aus. Die Nutzviehbestände hingegen kamen mit dem Erreger nie in Kontakt und sind weitgehend naiv gegenüber dem Parasiten. Der Prozess der natürlichen Selektion hatte noch nicht die notwendige Zeit, dass es hier zu einer Resistenz hätte kommen können.

Bei den Pferdeartigen scheint es noch einen weiteren Schutzmechanismus zu geben. Die in Afrika verbreiteten Pferde haben ein auffälliges Streifenmuster, dessen Intensität mit der Häufigkeit von Glossina-Fliegen korreliert. Alle in Afrika verbreiteten Arten der Pferde haben Streifen: das Bergzebra (Equus zebra, Abb. 3) mit ungestreifter Bauchseite, das Grévy-Zebra (Equus grevyi, Abb. 4) mit besonders vielen, schmalen Streifen, das Steppenzebra (Equus quagga, Abb. 5), bei dem die Streifen auch an der Unterseite vorhanden sind und selbst der Afrikanische Esel (Equus africanus, Abb. 6) weist an seinen Beinen ein Streifenmuster auf. Das Muster ist dabei umso deutlicher und umso stärker ausgeprägt, je stärker eine Region von Tsetsefliegen bevölkert ist. Das Quagga (Equus quagga quagga, Abb. 7) etwa war eine in Südafrika verbreitete Unterart des Steppenzebras. Es wurde Ende des 19. Jahrhunderts durch den Menschen ausgerottet und war überwiegend braun gefärbt. Ein auffälliges Streifenmuster besaß das Quagga nur am Kopf, am Hals und auf der Schulter. Anscheinend war für Quaggas das Streifenmuster nicht notwendig, denn in Südafrika gibt es keine Glossina-Mücken, die die Seuche übertragen könnten (zur Verbreitung der Tsetsefliege siehe Abb. 8). Auch in anderen Regionen, die weniger stark von Testesfliegen betroffen sind, sind die Steppenzebras weniger intensiv gestreift, etwa das Burchell-Zebra (Equus quagga burchelli, Abb. 9), das ebenfalls im südlichen Afrika verbreitet ist (manche dieser wenig gestreiften Zebras dienen inzwischen als Ausgangspunkt für eine Rückzüchtung des Quaggas, für eine so genannte Abbildzucht Abb. 10). Bei dieser Unterart sind viele Strefen nur blassgrau und werden dann als Geisterstreifen bezeichnet. Bei den Unterarten im nördlichen Verbreitungsgebiet, wo Testsefliegen viel häufiger sind, sind die Tiere hingegen sehr intensiv gefärbt, wie z. B. das Grant- oder Böhm-Zebra (Equus quagga boehmi, Abb. 11) Das lässt vermuten, dass die Streifung einen wirksamen Schutz vor den Tsetsefliegen darstellt.
Man hat schließlich Experimente mit Hauspferden (Equus durchgeführt und einige Tiere künstlich mit Streifen versehen, indem man sie einfach angemalt hat. Andere Tiere hat man als Kontrollgruppe nicht angemalt und siehe: die nicht angemalten Tiere wurden sehr viel häufiger von Tsetsefliegen gebissen und erkrankten an Nagana als die Pferde mit Streifen. Dieser Trick funktioniert sogar beim Menschen. Warum die Fliegen das Streifenmuster meiden, ist noch nicht ganz klar. Es wird angenommen, dass die Fliegen mit ihren Facettenaugen schlecht das Streifenmuster wahrnehmen und beim Landeanflug dadurch irritiert sind.

Bildnachweis: alle verlinkten Bilder von Wikimedia Commons.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Ja, ich schätze dass die Streifen und deren Wirkung auf die Fliegen der Grund ist. Pferde finden fast überall sonst auf der Welt die Bedingungen gut, also warum sollten sie in Afrika bleiben? Und Zebras kommen mit den Bedingungen in Afrika zurecht, sie haben also keine Konkurrenz in den Pferden.

Vielleicht war aber auch der Grund, dass es überall Pferde ähnliche Arten gab und diese in Afrika Streifen entwickelt haben und hier braune Tarnfarben.

Woher ich das weiß:Hobby – Seit 2008 Erfahrung mit Pferden | Seit 2019 Reitbeteiligung