Wer hat Erfahrungen mit rausspringendem Knie beim Pferd?
Vorweg: Mein Pferd ist in tierärztlicher Betreuung und mit Medikamenten versorgt!
Ich stehe vor einem Rätsel: Mein Islandwallach steht seit heute Morgen auf drei Beinen. Laut TÄ springt hinten rechts dauernd seine Kniescheibe raus. Und mit "dauernd" meine ich dauernd: Die Scheibe springt raus, er geht einen Schritt, sie flutscht wieder rein. Er macht einen zweiten, dritten Schritt, die Scheibe springt erneut raus. Das Kuriose: Der Wallach ist 8 Jahre alt und war sein ganzes Leben nie auffällig in der Hinsicht. Auch auf unebenem Böden oder bergab hat er nie irgendwelche Anzeichen gehabt. Er ist seit knapp drei Jahren unterm Sattel, wurde schonend und mit viel Zeit ausgebildet.
- Hat jemand von euch Erfahrungen mit einem ähnlichen Fall? Ich kenne das Problem nur von Fohlen / Jährlingen oder sehr alten Pferden.
- Was kann ich meinem Pferd noch Gutes tun? Er bekommt ein Schmerzmittel und Entzündungshemmer. Laut TÄ soll ich ihn auf hartem Boden stellen und möglichst 2-3 x täglich á 15 Min. auf Asphalt führen. In 5 Tagen schauen wir weiter.
- Renkt sich eine springende Kniescheibe (irgendwann) wieder ein? Oder muss ich damit rechnen, dass er unreitbar wird?
- Was können Ursachen dafür sein, dass ein 8jähriges Pferd plötzlich & aus heiterem Himmel derartige Knieprobleme hat?
Bin für jeden Erfahrungswert und Rat dankbar.
3 Antworten
Ja - meine Friesen tendiern auch gerne zur Kniescheibenluxation. Von meinen 7 Pferden hatten bisher 3 Probleme damit.
Meine erste Zuchtstute besonders stark, bei ihr wurde mit Reizmittel das Knieband unterspritzt - damit hatte sich das Problem.
Bei einem Wallach musste man 2 mal Spritzen.
Bei einem Wallach hat guter Muskelaufbau ausgereicht.
Ich versuch dir mal zu erklären was das Problem ist: Bei Pferden läuft über die Kniescheibe ein Band, dieses Band kann wenn es zu lang ist sich an der Kniescheibe einklemmen und verrutscht aus seinem Stammplatz. Bei der nächsten Bewegung wird das Bein erst gerade angehoben um dann mit einem "knick" wieder abgewinkelt zu sein - das Knieband ist jetzt wieder in richtiger Position.
Rückwärtsrichten ist bei solchen Pferden so gut wie unmöglich ohne das Knieband einzuklemmen.
Bei der Reizmittelbehandlung wird unter dem Knieband ein entzündungsfördender Fremdstoff eingeschleußt, der an der Stelle eine kontrollierte Entzündung anrichtet, das Knorpelgewebe auf der Kniescheibe verdickt sich. Bei den meisten Kniescheibenluxationen reicht es das es ein paar Milimeter verdickt wird und das Band liegt wieder sauber an.
Bei viel zu langen Bändern kann man auch über eine Operation das Knieband selbst verkürzen, allerdings braucht das weit mehr Heilungszeit und auch weit mehr finanzielle Mittel.
Pferde mit Kniescheibenluxation haben das meist nicht erworben, sondern es ist eine genetische Komponente in der Zucht.
Schmerzmittel würde ich hier nicht geben lassen und das Pferd darf auch auf gar keinen Fall Boxenruhe bekommen - sonst wird alles noch viel schlimmer.
Diese lokale Entzündung macht deinem Pferd nichts aus und ist auch für das restliche System vollkommen ungefährlich. Stell dir einfach einen Mückenstich vor, der entzündet ist und später eine dickere Stelle hinterlässt.
Das Band leiert nicht plötzlich aus, das ist über viele Monate entstanden und ist auch nicht dein Fehler. Es hat auch nichts mit böswilligem Verschweigen des Züchters zu tun - ich hab meine Käufer immer darüber unterrichtet, das manche Ahnen meiner Pferde damit Schwierigkeiten haben/hatten, als Züchter kannst du auch nicht alles was genetisch im Pferd sitzt zu 100 % kompensieren. Ich kann lediglich darauf achten, das der Hengst diese Probleme nirgends in der Ahnenbank aufweisst. Bei meiner Stute war das auch nicht bekannt bis es auftrat.
Bei Wallachen spritzen die Tierärzte gerne auch noch Testosteron, ich würde davon abraten, weil die Pferde dann sehr hengstig werden und wenn dann noch Stuten im Auslauf sind wird der Wallach diese besteigen (evtl. Deckverletzungen sind dann möglich).
Übrigens ist es meist ein sehr gehaltvolle Aufzucht die dafür sorgt, das die Pferde recht gleichmäßig (Winter wie Sommer) wachsen. Die Bänder wachsen erst - dann wächst der Knochen und wenn das Band ständig schneller ist kommen solche Sachen mit 4 bis 6 Jahre alten Pferden zum Vorschein. Natürlich wäre eine Aufzucht, die darauf achtet, das die Pferde im Winter sehr karg zu fressen haben - ergo kann der Knochen langsam in die Bänder wachsen und wird nicht ständig von einem schnelleren wachstum des Bandes überholt.
Hallo
Unsere Stute stand als dreijährige in enem Laufstall der mit Gittern unterteilt war. Sie hat sich in einer Nacht unter den Gittern verkeilt und Gag fest. Ihr ist danach auch häufig die Kniescheibe rausgesprungen. Wir haben sie nach Rücksprache mit dem Tag einfach weiter in der Herde auf weiten Flächen mitlaufen lassen. Ohne Schmerzmedikation.
Das ganze wurde immer weniger und blieb irgendwann ganz aus
Man merkt lediglich dass das betroffene Hinterbein ihr schwächeres ist. Ob das allein durch die Kniescheibe kommt, weiß ich nicht. Sie zieht Pech an und ist ein paar Jahre später an der kompletten Seite von unbekannten regelrecht aufgeschlitzt worden und daher dort auch schwächere Muskeln
Die Quali für die DIM gab's trotzdem 😋
Danke für deine Antwort.
Das Schmerzmittel bekam er gestern akut, da er nur noch auf drei Beinen humpeln konnte. Die nächsten Tage gibts nur noch einen Entzündungshemmer.
Habt ihr irgendwas an eurer Stute gemacht oder heilte es von sich aus? Mein Wallach ist 8, dass sich da was wieder verwächst ist eher unwahrscheinlich. Mir ist auch nach wie vor schleierhaft, woher er urplötzlich Probleme hat...
Toelter, wie ist es ausgegangen?
Ich habe seit ein paar Stunden das gleiche Problem mit meinem Wallach. Er ist 7, hatte nie damit Probleme. Als ich heute am Stall ankam, konnte er dann nicht mehr laufen. Es ist wie bei deinem, sie springt wirklich ständig raus. Mit einem Rückwärtsschritt geht sie rein, ist aber sofort wieder draußen.
Der Tierarzt war da, aber konnte erstmal nichts weiter machen außer Entzündungshemmer und Schmerzmittel, weil es nur der Arzt für den Wochenendnotdienst war. Montag vereinbare ich dann einen Termin für weitere Untersuchungen...
Danke für deine Antwort.
Mein TÄ hat mich über die Unterspritzung unterrichtet. Wir warten jetzt erstmal ein paar Tage ab, um zu sehen, ob es sich verschlimmert oder verbessert. Dennoch schon mal die Frage an dich: Wie sicher ist denn die Unterspritzung? Wenn ich dran denke, in meinem Pferd bewusst eine Entzündung hervorzurufen - uh, da stellen sich meine Nackenhaare auf.
Aber woher kann das Band denn plötzlich "ausleiern"? Ich hab gestern Abend noch mit seinem Züchter gesprochen (wir stehen im freundschaftlichen Verhältnis, daher weiß ich, dass er ehrlich zu mir ist). Weder bei den Elterntieren noch bei deren anderen Nachkommen ist eine Luxation bekannt.
Das Schmerzmittel war nur gestern akut. Weil er nur noch auf drei Beinen humpelte. Heute Morgen gehts ihm etwas besser. Er stakst zwar, aber immerhin belastet er das Bein wieder. Er bekommt jetzt nur noch Entzündungshemmer.
Und von Boxenruhe hält meine TÄ auch nix. Haben den Paddock lediglich etwas verkleinert.