Welpen Aggression stoppen/mindern?

SasiBebbi  11.07.2022, 13:53

Kannst du uns noch mehr zum Setting sagen, in dem dein Welpe das macht? Draussen beim Versäubern oder drinnen?

Fortolus 
Fragesteller
 12.07.2022, 10:15

Nur drinnen wenn der welpe im garten ist dann Spielt sie ganz normal

3 Antworten

Das ist für das Alter ganz normal und auch keine Aggression. Welpen sind leicht erregbar und tun sich schwer damit, in einer hohen Erregung zu denken, bevor sie handeln. Das ist auch kein Übersprungsverhalten (dazu braucht es einen Motivationskonflikt), sondern einfach Ausdruck von Erregung.

Das Problem mit einem Nackengriff ist, dass der Hund nicht wirklich weiß, was er tun soll. Entweder, er versteht es gar nicht, oder er hört kurz auf, fängt dann aber wieder an, zu beißen, weil er ja gar nicht weiß, was er stattdessen tun soll. Hinzu kommt, dass das für den Hund sehr bedrohlich ist, und er dadurch Angst vor dir bekommen bzw. einfach eine Unsicherheit entwickeln kann. Außerdem versuchen viele Hunde sich dann zu befreien, was dazu führt, dass sie noch mehr beißen. Ist keine Methode, die ich anwenden würde.

Ein paar Tipps habe ich:

  • Darauf achten, dass er genug Schlaf bekommt (ist von Welpe zu Welpe individuell, ständige hohe Erregung kan naber ein Zeichen dafür sein, dass er zu wenig schläft)
  • Eine gute Balance aus Auslastung (Spiel, Futterspiele, Schnüffeln, Sozialkontakt usw.) und Ruhe finden
  • Deckentraining und konditionierte Entspannung im Alltag
  • Stress abbauende Aktivitäten im Alltag (Kauen, Schlecken, Bewegung usw.)
  • Wenn er beißt würde ich folgendes machen: Ihn bitten loszulassen (man kann zum Beispiel ein Aus-Signal beibringen, in dem man ohne, dass der Welpe etwas im Mund hat, das Signal sagt, und dann zum Beispiel Futter auf dem Boden verstreut oder ein Spielzeug anbietet, in dem man es auf dem Boden vom Hund weg zieht. Nach einigen Wiederholungen erwartet der Hund bei diesem Signal die Belohnung, für die es aber nötig ist, den Mund "frei" zu haben. Dann kann man beginnen, das Signal zu geben, wenn der Hund etwas im Mund hat, die Erregung aber niedrig ist. In der Regel lässt der Hund dann von alleine los. Dann kann man die Erregung langsam steigern), oder zum Beispiel Futter streuen, wenn er kein Aus-Signal kennt, ihn danach aber beschäftigen, zum Beispiel durch ein Spiel mit dem Spielzeug, oder beruhigenden Aktivitäten, wie Futtersuche oder Deckentraining. So weiß er auch, was er statt dem Beißen machen soll
  • Nach dem Beißen bitte weder quietschen, noch Aua schreien, noch ignorieren. Alles das führt zu Frust und/oder erhöht die Erregung, was das Problem noch schlimmer macht
  • Viel zum Kauen anbieten
  • Wenn es um den eigenen Schutz geht: Arme verschränken, dann kommen wie weniger dran und die Arme bewegen sich nicht so verführerisch. Am besten enge Kleidung tragen, die nicht flattert oder ähnliches. Langes Spielzeug nutzen, so dass der Abstand zwischen seinem Maul und eurer Hand groß sein kann. Situationen, in denen er besonders viel beißt managen, in dem der Hund anders beschäftigt ist (zum Beispiel mit Kauen), oder nicht im gleichen Raum ist
  • Lernen, die Anzeichen von hoher/steigender Erregung zu erkennen und dann frühzeitig dafür sorgen, dass die Erregung wieder niedriger wird oder der Welpe etwas bekommt, an dem er die Erregung auslassen kann , zum Beispiel ein Spielzeug. Es geht nicht darum, dass der Hund nie erregt ist, sondern dass man diese Erregung kontrolliert und mit eurer Hilfe wieder herunter fährt
Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin Hundetrainerin und Verhaltensberaterin

Der Nackengriff stellt für Hunde eine lebensbedrohliche Situation dar und gehört somit nicht in die Hundeerziehung.

Ein Hundehalter ist der Sozialpartner des Hundes und ein Sozialpartner bedroht nicht das Leben seines Schützlings, das führt nur zu Vertrauensverlust und mit älter werden des Hundes zu Selbstschutzreaktionen sprich Gegenaggression.

Das ist auch kein Aggressionsverhalten sondern vermutlich Übersprungsverhalten. Zu hohe Energielevel führen bei Hunden dazu, das sie auch mal beissen, nicht böse oder gar böswillig absichtlich sondern weil sie eben die Beißhemmung dem Menschen gegenüber noch nicht gelernt haben.

Der Hund weiß nicht, das wir kein Fell haben und so "Jammerlappen" sind, unter Hunden ist diese Art zu spielen normal.

Wie alt ist der kleine denn und welche Rasse?

Bei sowas hilft es immer dem Hund Alternativen anzubieten, Kauspielzeuge oder auch Dinge die er z.B. kaputt machen darf.

Ruhiges spielen und ein ruhiger Umgang sind auch sehr wichtig, damit man den Hund runterbekommt.

Nackengriff oder überhaupt Bestrafungen jeglicher Art pushen den Hund nur noch mehr und können wie oben schon beschrieben mit zunehmendem Alter zu wirklichem Aggressionsverhalten führen.

Bis hier hin ist das keine Aggression, sondern einfach überschiessende Energie und Lebensfreude.

Aber am sinnvollsten ist es, wenn man schon mit diesen anfänglichen Schwierigkeiten nicht richtig umgehen kann, das man sich eine Hundeschule sucht, die gewaltfrei arbeitet.

Ein Trainer kann sich das ganze vor Ort ansehen und beurteilen was ihr da am besten machen solltet. Dazu schau doch einfach mal bei TSD (trainieren statt dominieren) oder bei der Vereinigung der Trainer die sich dem gewaltfreien Hundetraining angeschlossen haben.

Dort hast Du den Garant das Du Dir mit Strafhandlungen dem Hundekind gegenüber nicht noch etwas richtig versaust.

Wichtig sind Geduld, Verständnis und Ruhe und das alles von Deiner Seite.

Hunde verhalten sich nur hündisch und reagieren entsprechend auf das Verhalten ihrer Halter.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Elocin2910 hat eigentlich alles schon beschrieben. Ich habe das Übersprungverhalten zu Hause so reguliert indem ich ihm jedesmal als er in etwas oder jemanden biss ruhig und wortlos den Babykong zwischen die Zähne schob. Frei unter dem Motto: hier darfst du. Manchmal nahm er ihn an und biss ein wenig darauf herum aber meistens trottete er irgendwann davon. Er hat bis heute noch seine eigene Decke mit der er wüten darf:)

Auf keinen Fall die Geduld verlieren.
Alles Gute euch ♥️

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung