Weiter VWL studieren oder abbrechen und was soziales machen?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Also erst einmal muss ich sagen, dass du mit 22 auf jeden Fall noch genug Zeit hast. Auch dafür, vielleicht ein paar Semester in den Sand zu setzen. ;) Mach dir da wirklich keine Gedanken.

Ich habe selbst einen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften gemacht und befinde mich momentan im Masterstudium. Im Bachelor habe ich Wirtschaftspädagogik studiert. Damit kannst du entweder ins berufliche Lehramt gehen (die Einstellungschancen sind da sehr viel besser, als bei den "herkömmlichen" Lehramtsstudiengängen) oder du kannst in einem Unternehmen Aufgaben übernehmen, die mit Personal und Fortbildung zu tun haben. 

Mir hat die soziale Komponente an dieser Vertiefung immer sehr sehr gut gefallen. Außerdem kann man ein Zweitfach wählen (sinnvoll eigentlich hauptsächlich, wenn man ins Lehramt will). Ich hatte Germanistik und fand das super, weil es noch einmal was ganz anderes ist als die wirtschaftlichen Inhalte.

An meiner Uni kann man ohne Probleme von VWL zu Wipäd wechseln. Aber auch wenn du die Uni wechseln würdest, dann könntest du dir sicherlich vieles anrechnen lassen. Der wirtschaftliche Grundstock ist ja doch extrem ähnlich. Damit verlierst du dann also auch nicht so viel Zeit, als wenn du etwas komplett Neues anfängst.

Bei dieser Variante hast du auf jeden Fall den Vorteil, dass sie sich finanziell gesehen weiter bringt als zum Beispiel eine soziale Ausbildung oder ein Studium der Sozialen Arbeit. Da sind die Einkunftsaussichten leider nicht sehr rosig.

Ich habe mich für den Master allerdings gegen Wipäd entschieden und mache jetzt Marketing. Ist natürlich weniger sozial als Wipäd aber auch hier hat man viele psychologische Einflüsse. Damit kann man zum Beispiel auch in die Marktforschung gehen oder eben ins klassische Marketing oder auch in die Unternehmensberatung. Die Möglichkeiten sind da vielfältig und du hast natürlich auch die Option, mit deinem wirtschaftlichen Wissen ein Unternehmen zu unterstützen, dass sich für soziale Zwecke engagiert. Denn auch die brauchen ja nicht nur Sozialpädagogen, Psychologen und solche Leute sondern auch welche, die sich mit der Wirtschaft auskennen.

Ich denke aber nicht, dass du dir Sorgen machen musst, dass du zum Egoisten wirst. Dagegen spricht schon alleine die Überlegung, die du gerade anstellst. VWL ist ja doch eher ein sehr empirischer Bereich. Man arbeitet viel mit Modellen. Es geht nicht wirklich darum, rücksichtslos zu sein, sondern eher darum, (volkswirtschaftliche) Prozesse zu optimieren. Das kann man durchaus aber auch mit einem sozialen Gedankengut verbinden.

Es gibt ja in der Wirtschaft(spolitik) viele verschiedene Denkschulen. So zum Beispiel einen liberalen, einen sozialistischen, einen kapitalistischen Ansatz. Und natürlich noch viele mehr. Wirtschaft zwingt dich nicht, eine bestimmte Denkweise anzunehmen. Vieles hängt davon ab, wie du deine Prioritäten setzt. Du kannst als Unternehmer ganz strengt gewinnorientiert handeln, du kannst dich aber auch dazu entscheiden, sozial zu agieren, indem du deine Mitarbeiter gut behandelst, dich für die Umwelt und Soziales engagierst. Da ist dir nichts vorgeschrieben. 

Du könntest dir also auch vornehmen, die Wirtschaft, die dir jetzt eher kalt und unsozial vorkommt, ein Stückchen besser zu machen, indem du sie positiv beeinflusst.

Wenn dir das alles allerdings gar nicht zusagt und du wirklich einfach nur Wert darauf legst, sozial zu arbeiten und es dir egal ist, dass du damit weniger verdienst, dann rate ich dir, dich auf jeden Fall umzuorientieren und nicht darüber nachzudenken, wie viel Zeit du vielleicht verlierst. Erstens bist du wirklich noch sehr jung, also gar kein Stress (ich bin übrigens 29 und wie du siehst, ich studiere noch ;)) und zweitens ist es einfach wichtig, dass du etwas machst, was dir Freude bereitet. Alles andere hat einfach keinen Sinn.

Marcelao 
Fragesteller
 30.10.2016, 12:44

Wow, danke Dir vielmals für deine ausführliche und sehr ehrliche und aufbauende Antwort!! :-)

Das gibt mir gerade sehr viel Zuversicht und lässt mich wieder mit deutlich mehr Gelassenheit die Dinge und mein Studium sehen. 

Ich werde auf jeden Fall die Sachen in Erwägung ziehen, die du gerade genannt hast. 

Vielen Dank!!! :-)

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Nee, die Ökonomie muss so verändert werden, dass sie gleichsam von selber gute Ergebnisse im Bereich Soziales und Umwelt liefert. Um diese Veränderung herbeizuführen bedarf es Leute mit einem Sinn für die Menschen und die Umwelt, die fit genug in VWL sind, um den Alteingesessenen Paroli bieten zu können. Deshalb mache weiter mit VWL und lerne, wo die Fehler in der bisherigen Lehre liegen und wie man Mensch und Umwelt wieder in den Mittelpunkt rücken kann!

Hierzu empfehle ich das Buch: Prinzip Rentenökonomie, von Dirk Löhr

Marcelao 
Fragesteller
 30.10.2016, 13:28

Danke Dir!

Da hast du auch wieder Recht. die Überlegung habe ich auch selbst schon oft angestellt, einfach in der Hinsicht was zu verändern. Und habe in einer Hausarbeit mit Spieltheorie auch schon z.B. gezeigt, wie sich durch soziales und mitfühlendes Verhalten, ein Gefangenendilemma und die Tragödie der Allmende lösen lässt.

Vielleicht ist das ja auch eine Aufgabe, die ich habe.

Danke! :-)

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NewKemroy  30.10.2016, 13:34
@Marcelao

Die Welt braucht Dich! Ich brauche Dich! Wenn es so Leute wie Dich nicht gäbe. Ich würde die Zeitung beiseite legen, den Fernsehr ausmachen und ins Kloster gehen.

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Natürlich  kann man Ökonomie mit sozialem verbinden.Im sozialen bereich werden auch viele gesucht mit ökonomischen Kenntnissen. Aber was meinst du, was da abläuft im sozialen bereich, da geht es auch nur ums Geld.

Ich habe auch BWl studiert, und seit 15 Jahren mit dem sozialen und medizinischem Bereich zu tun. Da kann man nur noch mit dem Kopf schütteln. Menschen intreressieren da nur am Rande. Und wenn du was ändern willst, wirst du nicht mehr beachtet.