Was macht der innere Zügel beim Angaloppieren?

7 Antworten

Es wurde hier ja im großen so mancher Lösungsansatz angebracht.

nicht der selbstbewussteste Reiter überhaupt bin. Also bin ich erstmal nur Schritt und Trab geritten, bis ich mich sicher gefühlt habe.

Nicht wenige Pferde gehen nicht optimal, wenn der Reiter nicht eindeutig kommuniziert. Widersprüchlich kann man sehr schnell werden, Hilfen gehen durch, aber die Körperspannung/Energie passt nicht.

Manchmal muss man erst auch den Spaß an der jeweiligen Lektion entdecken, bevor man das Pferd echt mitnehmen kann!

Anlehnung kann man "nicht" in der Hand sondern im Rücken des Pferdes spüren. In der Hand hält man eigentlich nur den Zügel.

Hier sollte man schauen ob das Pferd den Zügel nicht als halt braucht und dementsprechend aufbereitet werden muss.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ausbildung Pferdewirt, ganzheitlicher Pferdetherapeut
pony  14.12.2021, 20:54

unabhängiger sitz heisst auch unabhängige hand.

1

Die innere Hand geht vor und lässt den Galoppsprung raus, sie gibt die Schulter frei. Das heißt nun nicht, Zügel wegwerfen - was aber zu Korrekturzwecken durchaus hilfreich sein kann - sondern einfach nur nachgeben. Ein weiches Öffnen der Finger, eine kleine Bewegung aus dem Handgelenk, da kannst du dich ran tasten, wie es für dich u. das Pferd am besten passt.

Ich bin überhaupt kein Freund von viel in der Hand und Zügel immer unter Druck zu haben - sowas macht stumpfe Pferdemäuler. Anlehnung heißt nicht nichts in der Hand zu haben, aber auch keine 10 kg. Sondern beschreibt eine feine, weiche und vor allem nachgebende und nicht starre Verbindung zw. Reiterhand und Pferdemaul.

Ich bin hier bei deiner Trainerin, die dir sagt, den inneren Zügel erstmal weg zu lassen und so dem Pferd die Möglichkeit geben, überhaupt anzuspringen. Dann musst du einfach viel ruhiger werden und sitzen bleiben! Nicht in den leichten Sitz gehen, weiter atmen, erstmal auf gebogener Linie angaloppieren. Evtl. nimmt dich mal jmd an die Longe, damit du dich erstmal nur auf deinen Sitz konzentrieren kannst.

Ich denke, das Thema ist, dass du selbst nicht davon überzeugt bist, dass du wirklich galoppieren willst. Deine Beine signalisieren vermutlich Galopp, während dein restlicher Körper, dein Sitz, deine Atmung, deine innere Haltung, deine Anspannung, deine Hände dem Pferden sagen: Nein.

Unter Englisch-Reitern oft verpönt, aber in meinen Augen spricht überhaupt nichts dagegen, auch seine Stimme einzusetzen. Ein herzhaftes Schnalzen oder auch ein bestimmtes, forderndes "Galopp" kann sowohl dir helfen, ein wenig Spannung rauszulassen und dein Pferd kann das evtl. - wenn es das zB von der Longe kennt - als Signal unter deinen ganzen widersprüchlichen Hilfen erkennen, was es denn nun wirklich tun soll.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin
Staratmidnight 
Fragesteller
 14.12.2021, 12:06

Vielen Dank für die Antwort!

Ja, das kann durchaus sein, dass ich unterbewusst sage "nö lass mal". Ich brauche auch bei routinierteren Pferden meistens so eine halbe Zirkelrunde, bis ich den Galopp wieder reite statt nur draufzusitzen. Das ist bei diesem Pferd vermutlich die halbe Zirkelrunde, die er selber bräuchte, um überzeugt zu sein 😃

Ich werde weiter dran arbeiten!

2
Urlewas  14.12.2021, 19:57

Körperspannung macht sehr viel aus! Und auch da ist ein stetes An - und Abspannen das Geheimnis, um weder zu schlaff noch zu Starr zu sitzen.

Und auch die Stimme einzusetzen ist auch bei „Englischen“ ein gutes Hilfsmittel. Man muß es ja nicht übertreiben. Aber grade ein kurzer , beim Longieren eingeübter Befehl ist meist sehr hilfreich für den Anfang. Ich habe sogar schon die Erfahrung gemacht, dass englische Pferde, die ich nie longiert hatte, auf das Western „Küsschen“ Geräusch reagierten. Ist so dezent, dass man Mitreiter nicht stört, und bewirkt vermutlich auch so eine unbewusste Gewichtshilfe wie umgekehrt das Brrrrr.

1

So - hier die versprochene Fortsetzung 😄

Inzwischen kamen schon verschiedene Hinweise, an die ich auch dachte, die brauche ich ja nicht zu wiederholen. (ich hoffe, ich habe jetzt den Überblick nicht verloren😆)

Dass Pferd und Reiter gute und schlechte Tage/Wochen oder gar Monate haben, ist völlig normal. Und der große Vorteil des ambitionierten Freizeitreiters ist ja, dass man dies getrost berücksichtigen kann. Ich persönlich galoppiere eigentlich für mein Leben gern - aber wenn es mit einem Pferd eine Weile, warum auch immer, nicht klappt, lasse ich es eben, statt Frust zu schieben, bis wieder mal ein besserer Tag kommt.
Was wohl jetzt noch keiner so recht beleuchtet hat, ist die Diskrepanz zwischen deinen beiden Reitlehrern. Ich denke, die Wahrheit liegt in der Mitte, und ist eine Sache von Maß und Gefühl. Denn beide haben irgendwie recht, und du mußt für dich herausfinden, wie sich das ergänzt. Wenn man so einen „Knoten“ hat, sollte man auch ruhig unterschiedlichste Reitlehrer konsultieren. Es ist mir schon passiert, dass 2 Meister und eine Trainerin schier verzweifelt sind, weil ich etwas einfach nicht kapiert hatte. Der Lehrling dann erstaunlicherweise in seiner fast frech zu nennenden schnoddrigen, überdeutlichen Art hat es dann geschafft, es mir begreiflich zu machen.

Du mußt das Pferd in der Stellung halten, aber dennoch mit einer „stets zum Nachgeben bereiten Hand“. Dass heißt, nie länger als einen Schritt oder Tritt „festzuhalten“, sondern sofort wieder leicht zu werden mit der Hand, aber immer nur so viel, dass der Zügel nie schlackert. Denn für das Pferd gibt es nichts schlimmeres als ein Gebiß, dass ihm im Maul herumschlägt, weil die Reiterhand mal zieht und mal los läßt. Habe so wenig wie möglich an Gewicht in der Hand, aber so viel wie nötig, dass das schlackern nicht passiert. Und das wir damit der Übung immer weniger werden. Apropos „zieht“: rückwärts ziehen sollte die Hand NIE.
Vielleicht geht es ja noch mehr Leuten so wie mir, dass der Begriff SEITWÄRTS WEISENDE Zügelhilfe so schwerfällig im Gehirn angekommen ist: wenn du das Pferd stellst, darfst du den inneren Zügel nicht verkürzen, sondern etwas vom Pferdehals entfernen. Nicht „Richtung Bauch“, sondern eher „Richtung Knie“ des Reiters.

Sehr gut finde ich auch euren Ansatz erst mal Seitengänge zu erarbeiten! Auch, wenn das nicht so toll gelingt, das Pferd nicht so recht kreuzt: wichtig ist der korrekte Ansatz, ohne den Takt/ das Tempo zu verlieren, und (ganz wichtig!!!) ohne den Hals zur Seite zu ziehen. Denn dabei lernst du die diagonalen Hilfen, die du auch zum Galopp brauchst. Und aus einem Übertreten lasen auf dem Zirkel kann ein Pferd dann oft überraschend leicht angaloppieren, und du kannst dann überraschend gut sitzen.

Und nun noch was, was eigentlich an den Anfang gehört: mach daheim Gymnastik für Reiter! Insbesondere trainiere Deine Crosscordination, sieh dir gute Lehrfilme an, visualisiere die Bewegungsabläufe in der Zeitlupe und mache auch Mentaltraing.

Von Experte pony bestätigt

Zur eigentlichen Frage oben kurz und knapp: Der innere Zügel stellt und gibt nach, ohne die Stellung aufzugeben.
Das mag auf den ersten Blick für den weniger geübten Reiter widersprüchlich klingen, aber denk erst schon mal drüber nach.
Genaueres werde ich später hinzu fügen, aber für den Moment erst mal den Rat: bleib bei deiner Einstellung, das du ja alle Zeit der Welt hast, und nichts „übers Knie brechen“ mußt. Wenn das Galopp reiten dir keine Freude macht, warte damit ruhig noch ab. Du brauchst ja keinem was zu beweisen.
(Fortsetzung folgt 😉)

pony  14.12.2021, 11:56

fortsetzung folgt in form eines vorläufigen "amen".

ein vorläufiges amen, weil was fehlt^^

galoppiere aus dem schritt an. es ist VIEL einfacher. du kannst dich besser auf dem pferd sortieren und die hilfen kommen präziser. der äussere schenkel ist enorm wichtig. NICHT hochziehen, sondern wirklich nur verwahrend eine handbreit hinter dem gurt. nicht weiter hinten.

und lass dir bitte keine betonhand beibringen, sondern sei weich in der hand. die belastung des zügels darf 500g in keinem fall überschreiten. besser ist eine maximalbelastung von 250g.

3
Staratmidnight 
Fragesteller
 14.12.2021, 13:14
@pony

Vielen Dank! Aus dem Schritt habe ich noch nie probiert, weil ich immer so ein bisschen den "Schwung" aus dem Trab mitnehmen wollte, keine Ahnung, ob das so koordiniert wird. Aber ich kann es ja versuchen!

0
pony  14.12.2021, 13:16
@Staratmidnight

es ist VIEL einfacher - für dich und fürs pferd. die bewegungsrichtung ist ähnlicher. eigentlich können pferde rein anatomisch gar nicht aus dem trab angaloppieren.

du wirst es NICHT versuchen. du wirst es TUN. ;))

3
Staratmidnight 
Fragesteller
 14.12.2021, 13:23
@pony

Na gut, dann werde ich es tun :D ich dachte nur immer, dass aus dem Schritt schwieriger ist, weil es fürs Pferd mehr Kraft erfordert, aus einer Gangart ohne Schwebephase "loszuspringen"

0
Urlewas  14.12.2021, 20:00
@Staratmidnight

In der Natur springen Pferde locker aus dem stand los. Ein einigermaßen trainiertes Pferd schafft das dann auch ohne Probleme aus dem Schritt mit einem Reiter drauf - du wirst ja keine 2 Zentner wiegen, dass du dir Gedanken über seine Kraft machen müßtest.

3
Urlewas  14.12.2021, 20:07
@Staratmidnight

Nicht alle, aber sehr viele Pferde lassen sich leichter aus dem Schritt angaloppieren. Das hat mehrere Vorteile. Vor allem störst du das Pferd nicht, indem dein Sitz und deine Atmung vom Gehoppel im Trab durcheinander geraten sind. Du hast mehr Zeit, den richtigen Moment für deine Hilfengebung zu erspüren. Und schlussendlich: wenn das Pferd nicht korrekt aus dem Schritt anspringt wie ein L -Pferd, macht es zwar ein paar Trippler dazwischen, aber es bleibt immerhin „bei Dir“, statt loszurennen: daher wird es nicht so lang, reißt den Kopf nicht hoch drückt den Rucken nicht weg. Kurz: Du behältst leichter die Kontrolle über Tempo und Haltung.

2

Die innere Hand geht vor beim Angaloppieren, um dem inneren Hinterbein (und Vorderbein) Platz zu machen.

Natürlich gibt die Hand nicht vor, dass die Anlehnung verloren geht.

Stell dir das "Vorgeben" eher mal als bewusstes Entspannen des Unterarms vor.

Viel in der Hand haben solltest du nicht - arbeite an deinem Sitz, lerne das Becken vernünftig abzukippen und das Pferd mit deinem Sitz einzurahmen. Hast du das einmal gespürt im Leben, weißt du, was du brauchst. Das kann man nur leider nicht einfach übers Internet erklären.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Pferdehaltung, Huforthopädin
Staratmidnight 
Fragesteller
 14.12.2021, 10:27

Ich glaube, ich weiß sogar, wo das mit dem Becken hingeht. In den anderen Gangarten klappt das ja auch schon ganz gut. Vielleicht fehlt mir für den Galopp auch einfach noch ein bisschen die Körperspannung, wenn ein Pferd kein "Selbstläufer" ist.

Der Unterschied bei den beiden Trainern liegt glaube ich hauptsächlich darin, dass ich es bisher immer so gemacht habe, dass die Zügel erstmal gar nicht dran sind, und ich das Pferd die Anlehnung selber suchen lasse und dann nach und nach kürzer werde, und bei dem vom Lehrgang eher die Zügel gleich recht kurz anstehen, und ich das Pferd in die stehende (!!), nicht "zuppelnde" Hand reintreibe. Dafür brauchte ich aber recht viel Kraft / Spannung (nicht bloß im Arm, im ganzen Körper)

0
Punkgirl512  14.12.2021, 10:29
@Staratmidnight

Körperspannung ist dafür wichtig - im Zweifelsfall lass es einfach nur 1-2 Galoppsprünge werden. Galopp ist eigentlich wundervoll versammelt zu reiten, solange das Pferd das halten kann.

Wenn du Kraft brauchst, ist das nicht der richtige Weg für euch ;)

2
Staratmidnight 
Fragesteller
 14.12.2021, 10:40
@Punkgirl512

Bei "meinem" Weg ist halt oft das Problem, dass ich den Zügel dann gern mal zu lang habe und der springt oder ich anfange, da zu viel rumzufuhrwerken 😐 und dann kann das Pferd sich halt auch sehr leicht frei machen und ich nicht mehr einwirken...

0