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Habe mich nicht genügend damit beschäftigt, als dass ich genaueres über sagen könnte, außer dass das Konzept von den Nazis missbraucht wurde.
Als Nitzsche verstorben ist, was Hitler gerade 11 Jahre alt. Ich gehe mal stark davon aus, dass ihn zu diesem Zeitpunkt noch fast niemand kannte und Nietzsche ihn mit Sicherheit nicht als Übermenschen bezeichnet hat.
Nun stellt sich die Frage, ob die Person Hitler mit Nietzsches Beschreibung des Übermenschen übereinstimmen könnte.
Das wiederum ist unglaublich schwer zu beantworten, da Nietzsche erstens nicht wirklich geradlinig ist und seine poetischen Werke stark interpretationsbedürftig sind. Zweitens gibt es bei Nietzsche nicht nur einen klar definierten Übermenschen. Vielmehr skizziert er den Übermenschen bereits in seinen früheren Werken, geht aber auch in seinen späteren Werken weiterhin darauf ein. Allerdings hat der Übermenschen der letzten Werke kaum noch Gemeinsamkeiten mit dem ursprünglichen Übermenschen.
In Nietzsches frühen Werken ist der Übermenschen vorallem durch seine Charakter- und Willensstärker charakterisiert. Um es frei wiederzugeben ist er ein Mensch, der seinem eigenen Willen folgt und nicht das tut, was er "soll".
Im Laufe der Werke kommen dann immer weitere Begriffe wie Herren- und Sklavenmoral hinzu, die das Bild des Übermenschen verändern. Als schließlich in den späten Werken der Wille zur Macht eingeführt wird, spricht man praktisch nicht mehr von dem Übermenschen, wie er anfänglich skizziert wurde.
Je jünger die Werke Nietzsches werden, desto eher könnte man eine Übereinstimmung zwischen Hitler und Nietzsche erkennen. Es gibt es ganz wesentliche Punkte des Nationalsozialismus, die sich nicht durch Nietzsches Werke rechtfertigen lassen. So schreibt Nietzsche beispielsweise nie davon, dass der Übermenschen mit ethnischen Rassen zusammenhängen würde. Der Holocaust ist also schon ein gutes Beispiel dafür, dass Hitler nicht die Verkörperung des Übermenschen war. Vielmehr geht es beim Übermenschen um einen hochkultivierten Menschen, der sich Nietzsche zufolge vorallem der Kunst zuwenden sollte.
Man sollte die Schriften Nietzsches ohnehin alle nicht zu ernst nehmen. Wenn man jedes seiner Worte auf die Goldwaage legt, führt das zu nichts. Viele seiner Ideen - und meiner Meinung nach auch der Übermenschen - sind ausgedehnte Metaphern und Kunstfiguren.
Nietzsches Übermensch ist das Ideal eines empathielosen, beziehungsunfähigen männlichen Egomanen als neue ICH-Gottheit, nur ein möglicher Ausdruck einer damals aus Jahrtausenden alten patriarchalischen Denksystemen entwickelten Theorie von "Naturgesetzen" mit biologisch-ethischen "Wahrheiten" wie dem angeblichen "ethischen Recht des physisch Stärkeren, den physisch Schwächeren zu eigenen Zwecken zu missbrauchen".
Wenn junge Männer mit noch pubertären Minderwertigkeitsgefühlen zum Beispiel Nietzsches "Also sprach Zarathustra" lesen, ist es nur logisch, dass sie sich verstanden fühlen und ihre noch unterentwickelte Persönlichkeit mit Nietzsches Ideen zu einer Art sich selbst glorifizierenden Gottheit emporzuwachsen bemüht ist..
Vor vielen Jahrzehnten habe ich einmal den Test gemacht, männliche Philosophiestudenten*innen, die einen mitzubetreuenden Pflegefall oder eine/n behinderte/n Bruder/Schwester oder schon ein eigenes Kind zu Hause hatten, über jenes Werk Nietzsches nachzudenken: Da bestätigte sich nur meine Beurteilung.
Darüber könnte auch ich schon ein eigenes Buch schreiben - Nietzschefan war ja zum Beispiel auch der psychopathisch (die alexithymische und die sadistische Neigungen) Adolf, der seinen Schäferhund mehr liebte als eine Frau. Und natürlich auch der Patriarch Richard Strauss (vgl. seine Orchestermusikfassung "A.s.Z."), der kurzzeitig sogar Adolfs Reichsmusikkammerpräsident mit dann doch einem schlechten Gewissen war. Die damalige Zeit der absichtlichen Grausamkeit gegenüber einfach festgelegten Sündenböcken verschiedener Art war eben besonders reif für Nietzsches Denken. Er wurde als ethische Autorität eingesetzt - nicht missbraucht...
Wir versuchen das allerdings leider immer noch damit zu rechtfertigen, dass sie damals Nietzsches Gedankengut falsch verstanden oder in ihrem eigenen boshaften Sinne umgedeutet hätten - Es wäre interessant, wie viele AfD´ler heute über Nietzsches Ideen denken, also falls sie überhaupt lesen und irgendetwas verstehen können...
Ich mochte die wenigen Texte, die ich von Nietzsche las, schon rein intuitiv nicht.
Er hat zwischen den Zeilen eine Unmenschlichkeit schweben. Und mich erschrack der Gedanke, dass es meine Interpretation seines Textes sei. Er also in gewisser Weise einen schlechten Einfluss auf mich hatte, gegen den ich mich unterbewusst wehrte, in dem ich seine Texte beiseite lag ^^
Damit will ich nicht meinen, dass seine Schriften gefährlich sind, sondern, dass nicht jeder den Intellekt hat ihn zu verstehen. Ich gehöre dazu.
Wir versuchen das allerdings leider immer noch damit zu rechtfertigen, dass sie damals Nietzsches Gedankengut falsch verstanden oder in ihrem eigenen boshaften Sinne umgedeutet hätten - Es wäre interessant, wie viele AfD´ler heute über Nietzsches Ideen denken, also falls sie überhaupt lesen und irgendetwas verstehen können...
Das ist nunmal der Konsens der Fachwelt. Nietzsche "hasste" den Nationalismus.
Ebenso wie er den hippen Addi nicht so toll gefunden hätte. Ich würde dich bitten Sachargumente anzuführen, anstatt wilde Thesen zu verbreiten.
Wir versuchen das allerdings leider immer noch damit zu rechtfertigen, dass sie damals Nietzsches Gedankengut falsch verstanden oder in ihrem eigenen boshaften Sinne umgedeutet hätten - Es wäre interessant, wie viele AfD´ler heute über Nietzsches Ideen denken, also falls sie überhaupt lesen und irgendetwas verstehen können...
Entsprechende Zitate:
"Beiläufig gesagt: das ganze Problem der Juden ist nur innerhalb der nationalen Staaten vorhanden, insofern hier überall ihre Thatkräftigkeit und höhere Intelligenz, ihr in langer Leidensschule von Geschlecht zu Geschlecht angehäuftes Geist- und Willenscapital, in einem neid- und hassenserweckenden Maasse zum Uebergewicht kommen muss, so dass die litterarische Unart fast in allen jetzigen Nationen überhand nimmt - und zwar je mehr diese sich national gebären -, die Juden als Sündenböcke aller möglichen öffentlichen und inneren Uebelstände zur Schlachtbank zu führen.“
„Die beiden gegnerischen Parteien, die socialistische und die nationale - oder wie die Namen in den verschiedenen Ländern Europa's lauten mögen - sind einander würdig: Neid und Faulheit sind die bewegenden Mächte in ihnen beiden.“
Um den Gedanken weiter zu führen. Aus dem von dir zitieren "Also sprach Zarathustra":
Das wären für Nietzsche die Nationalsozialisten
"Wo ich Lebendiges fand , da fand ich Willen zur Macht; und noch im Willen des Dienenden fand ich den Willen, Herr zu sein. Dass dem Stärkeren diene das Schwächere, dazu überredet es sein Wille, der über noch Schwächeres Herr sein will: dieser Lust allein mag es nicht entrathen.
Und wie das Kleinere sich dem Grösseren hingiebt, dass es Lust und Macht am Kleinsten habe: also giebt sich auch das Grösste noch hin und setzt um der Macht willen – das Leben dran. Das ist die Hingebung des Grössten, dass es Wagniss ist und Gefahr und um den Tod ein Würfelspielen. Und wo Opferung und Dienste und Liebesblicke sind: auch da ist Wille, Herr zu sein. Auf Schleichwegen schleicht sich da der Schwächere in die Burg und bis in's Herz" dem Mächtigeren – und stiehlt da Macht.
Die Juden sind hier in der Position "des Mächtigsten" und die Nationalsozialisten "die Schwächeren.
Nietzsches Übermensch ist das Ideal eines empathielosen, beziehungsunfähigen männlichen Egomanen als neue ICH-Gottheit, nur ein möglicher Ausdruck einer damals aus Jahrtausenden alten patriarchalischen Denksystemen entwickelten Theorie von "Naturgesetzen" mit biologisch-ethischen "Wahrheiten" wie dem angeblichen "ethischen Recht des physisch Stärkeren, den physisch Schwächeren zu eigenen Zwecken zu missbrauchen".
Sicherlich nicht. Beim Ideal des Übermenschen geht es in kaum einer Textzeile um physische Stärke. Du scheinst die Werke und Grundgedanken Nietzsches schlichtweg nicht verstanden zu haben.
Wenn junge Männer mit noch pubertären Minderwertigkeitsgefühlen zum Beispiel Nietzsches "Also sprach Zarathustra" lesen, ist es nur logisch, dass sie sich verstanden fühlen und ihre noch unterentwickelte Persönlichkeit mit Nietzsches Ideen zu einer Art sich selbst glorifizierenden Gottheit emporzuwachsen bemüht ist..
Aber natürlich. Und 2039 beginnt das vierte Reich, was?
Das der neue Zeitgeist, jene Philosophien mit unsachlichen Mitteln besudelt, ist kein Wunder.
Nietzsche verachtete vieles, wofür der neue Zeitgeist steht.
Du kannst deine Einschätzung aber gerne mit Textzeilen belegen. Ich denke eine Diskussion ist immer zielführend.
Nietzsches Übermensch ist ein Ideal, dem man nacheifern soll, das aber nicht zu erreichen ist. Ich denke, er hat den Übermenschen erschaffen, weil er Gott ablehnte (Gott ist tot). Er war wohl der Meinung, dass der Mensch ein Vorbild braucht und so hat er eines erschaffen.
Ja, eben. Man kann dem Ideal nacheifern, muss es aber nicht erreichen.
Diese Idee des Übermenschen reizt mich voll . Will versuchen einen Übermenschen zu werden
Gott ist tot lehnt sich m. M. nach an, an die buddhistische Formel, "triffst Du den Buddha auf deiner Reise, töte Buddha... "(oder so ähnlich). Natürlich hat jeder von uns den Auftrag ein Steinchen auf den großen Haufen zu legen, möglichst weit oben... Ich denke, N. (aber ich bin Nietzschianer) meint, mit dem "Übermenschen" nicht viel Mehr als Marx (o. a.) wenn sie auf den Schultern des Riesen Sitzend Nabelschau halten ...
Ja, der alte Hut hat als Erklärungszusammenhang ausgedient - Was ich hier immer zu vermitteln suche.
Eigentlich war es vorauszusehen, daß der Begriff „Übermensch“ dazu führte, daß sich diese unmoralischen (übermenschlichen) Individuen berufen fühlten, gegen die „Nichtübermenschen“, also den Untermenschen zu polemisieren.
Was dabei herausgekommen ist, war nicht eine bessere Welt, sondern faschistische Barbarei.
Er meinte wohl sich selbst damit? Als misogynes A-Loch, was er war, lehnte er alles Idealistische ab.
Missbrauch ist hier das richtige Wort. Die Ideologie der Nazis hatte nämlich absolut nichts mehr mit dem Übermenschen von Nietzsche zu tun.
Nietzsches Übermensch ist stark und heroisch und folgt keiner Sklavenmoral. Einen Holocaust kann man dadurch aber unter keinen Umständen rechtfertigen.