Was ist der Rittereid im Mittelalter?

Sangallo  24.03.2024, 10:30

Da könnte verschiedenes gemeint sein (Lehenseid, Ritterschlag usw.?). Wo hast du den Begriff genau her? Das wäre wichtig.

leonaschultipps 
Fragesteller
 24.03.2024, 11:28

Ich habe am Dienstag eine Geschichtsprüfung über das Mittelalter und in den Lernzielen steht, dass wir bestimmte Begriffe können müssen und Rittereid ist einer davon

3 Antworten

Wenn Ritter etwas geloben mussten, dann waren es Dinge, die einerseits einem Lehens- bzw. Dienstherrn, andererseits der Kirche wichtig waren. Wer Ritter werden wollte, der musste daher religiöse und weltliche Zeremonien über sich ergehen lassen.

Die Kirche verlangte eine Zeit der Besinnung und des Gebets. Sie legte dem angehenden Ritter die Befolgung bestimmter christlicher Tugenden auf, die dieser geloben musste. Dazu gehörten die Verteidigung der Schwachen, der Schutz von Wehrlosen, die Barmherzigkeit gegenüber Armen, die Demut vor Gott, die Verteidigung des Glaubens und des Friedens.

Der weltliche Herr band dem angehenden Ritter den Gürtel mit dem Schwert um (Schwertleite) und verlangte gegen Sicherstellung des materiellen Auskommens (Lehen) einen Lehenseid, der dem Ritter Treue und Gehorsam gegenüber seinem Lehens-/Dienstherrn und militärische Tapferkeit auferlegte.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Das soll wohl ein Eid sein, den ein Mann bei der Aufnahme in den Ritterstand abgelegt haben soll. Für diese Aufnahme gab es unterschiedliche Traditionen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Ritterschlag

In dem Artikel steht aber nichts von einem Eid. Ich finde auch im Internet gerade keine verlässlichen Quellen dazu. Ich bin nicht sicher, ob es diesen Eid überhaupt tatsächlich gegeben hat.

Woher ich das weiß:Hobby – Geschichte, langjähriges Interesse incl. Fachliteratur
Es gab keinen Rittereid!

Hallo, Leon!

Schön, dass du eine Frage zum Mittelalter stellst, auch wenn du das nur wegen der Geschichtsarbeit machst. Ich werde dir gern versuchen zu helfen.

Es gab im Mittelalter keinen "Rittereid" und ich wüsste nicht einmal, was damit gemeint sein sollte. Diesen Begriff gibt es in der Geschichtsforschung nicht und dein Lehrer hat sich also schwer geirrt. Vielleicht hat er auch nur ein Wort benutzt, damit ihr das etwas leichter habt. Falsch ist es trotzdem.

Vermutlich meint dein Lehrer den Eid, den jeder Adlige schwören musste, der von seinem Herren ein Lehen erhielt. Dieser Eid nennt sich Lehensschwur oder Lehnseid.

Bild zum Beitrag

Lehensschwur in einer hochmittelalterlichen Darstellung (Codex Manesse oder Sachsenspiegel).

Du musst wissen, dass im Mittelalter das Land aufgeteilt wurde um es besser regieren zu können. Der König vergab also große Ländereien an Herzöge und andere hohe Adlige, manchmal auch an die Kirche. Diese mussten dem König dafür Gefolgschaft und Treue schwören, sein Recht durchsetzen und Abgaben zahlen. Dafür hatten sie in ihren geliehenen Ländereien umfangreiche Rechte und Privilegien. So war es gerade für die frühen Könige nach dem "Untergang" des Römischen Reiches einfacher, riesige Ländereien überhaupt regieren zu können. Zugleich konnte der König treue Gefolgsmänner belohnen und an sich binden.

Die Herzöge vergaben nun von ihrem geliehenen Land ihrerseits Ländereien bis wir dann irgenwann bei den Rittern ankommen.

Diese sollten ja das Reich schützen, z.B. vor den Wikinger- und Ungarneinfällen und sollten sich aus den Ländereien selbst versorgen können und ihre teure Ausrüstung bezahlen können. In ihren kleinen Lehen waren sie die Herren, mussten aber stets bereit sein ihren Herren und natürlich dem König militärisch zu Hilfe zu eilen, wenn es notwendig war.

Und dies schworen die Ritter in einer Zeremonie ihrem Herren. Auf den Bildern kannst du eine solche Zeremonie sehen. Die obere stammt direkt aus dem Mittelalter, die untere ist noch ganz neu und fand übrigens gerade vor kurzem statt, mit der Krönung Charles in England.

Bild zum Beitrag

Gibt es noch heute: Den Lehnseid

Der Lehensnehmer (hier also ein Ritter) legt seine Hände in die Hände des Herren - eine wichtige Geste - und schwört ihm Treue und Gefolgschaft. Gleichzeitig akzeptiert der Ritter die Strafen, sollte er seinen Schwur brechen. ABER: Der Schwur war gegenseitig! Denn der Lehensgeber schwor seinem Vasallen ebenfalls etwas: nämlich Schutz und gerechte Behandlung.

Alle Schwüre und Abhängigkeiten im Mittelalter waren immer auf Gegenseitigkeit begründet.

Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen!

ACHTUNG: Alles was ich geschrieben habe ist absolut richtig. Ich kann dir nur nicht 100%ig versprechen, dass dein Lehrer dies gemeint hat. Möglicherweise hat er auch die Schwertleite gemeint, also die Zeremonie, in der die Knappen zum Ritter geschlagen wurden. Aber ich vermute, er meinte eher den Lehnseid. Das ist eben das Problem, wenn man falsche Begriffe verwendet.

Wenn du also deine Arbeit schreibst, schreibe, dass du mit dem Lehnseid den sogenannten Rittereid deines Lehrers meinst.

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