Was haben Steinzeit Menschen mit behinderten Kindern gemacht?

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Darüber geben uns unsere Quellen, also archäologische Funde und ggf. für einen gewissen Zeitraum künstlerische Darstellungen keinen Aufschluß.

Bestenfalls können wir anhand völkerkundlicher Vergleiche spekulieren, und selbst da gibt es kein einheitliches Verfahren, wie mit Behinderten umgegangen wird/ wurde. Während einige Völker kranke Kinder aussetzten, konnten sie bei anderen straffrei getötet werden. Bei wieder anderen Völkern war es davon abhängig, ob der Vater das Kind annahm. Manche Völker integrierten die Behinderten auch in ihre Gruppe. Gerade bei geistig behinderten Kindern gab es auch die Möglichkeit, daß die Behinderung als "magisch" betrachtet wurde; auch das konnnte nun wieder als gut oder schlecht interpretiert werden.

Das Spektrum der Möglichkeiten ist also breit, wahrscheinlich gingen verschiedene Kulturen zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich mit einem behinderten Kind um. Nur wie es wirklich ablief, das können wir heute nicht mit Sicherheit sagen.

Wo wir allerdings in einem gewissen Rahmen Aussagen treffen können, das sind behinderte Erwachsene. Aus vorgeschichtlichem Kontext kennen wir viele Fälle von verheilten Wunden, ob nun Brüche, die verheilt zu verkürzten Gliedmaßen führten oder verheilte Schädeltrepanationen, die wir schon aus der Jungsteinzeit (Neolithikum) in großem Umfang kennen. Zumindest wer im Erwachsenemalter gesundheitliche Probleme bekam, wurde von der Gesellschaft getragen, wo man konnte, entwickelte man Methoden zur Behandlung.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Studium und 17 Jahre Berufserfahrung

Das hing wohl sehr mit der Versorgungslage zusammen, denn in der Steinzeit zählte wie noch bis in die frühe Antike vor allem die Gruppe, nicht das Individuum. Funde toter Kinder sind schlecht zuzuordnen, ob sie "geopfert" wurden, ob auch gesunde Babies getötet wurden, wenn die Gruppe kaum Nahrung zum eigenen Überleben hatte. Dass dabei an den Knochen feststellbare Behinderungen identifiziert worden sind, ist mir nicht bekannt. Den Gruppen war wohl sehr klar, dass bei den hohen Überlebensrisiken, denen sie ausgesetzt waren, Kinder eine Zukunftsversicherung waren. Wir können uns heute gar nicht recht vorstellen, wie extrem damals Menschen ums Überleben kämpfen mussten.

Sie als gottähnliche Wesen verehrt, oder ausgesetzt, oder den Wölfen zum Fraß vorgeworfen, oder vielleicht waren Behinderungen damals wegen der gesunden Lebensweise noch gar nicht bekannt.

Wurden getötet bzw sind von alleine gestorben. Das wird in vielen Ländern immer noch gemacht.

Entweder die Kinder sind wegen ihrer Behinderung garnicht erst lebendig zur Welt gekommen oder sie sind kurz nach der Geburt gestorben. Wenn sie doch etwas länger überlebt haben, kommt es drauf an, ob sie als "böser Dämon" erkannt wurden oder nicht. Im ersten Fall wurden sie wahrscheinlich recht schnell geopfert, im zweiten Fall hat man halt so lange wie möglich versucht, sie am Leben zu halten. In der Steinzeit gab es ja noch keine moderne Medizin.

guinan  21.12.2012, 09:37

Woher weißt du denn das? Die Erkenntnisse aus der Steinzeit beruhen auf Höhlenmalereien und versteinerungen. Da wird vielleicht mal ein versteinerter SChädel gefunden, der zeigt, dass damals "operiert" wurde. Aber Opferhandlungen wären mir neu. Altare und ähnliches sind ja erst sehr viel später aufgekommen. Und die Höhlenzeichnungen zeigten Tiere und Jagdtszenen. Ich denke die hatten damals andere Probleme als ne Religion zu erfinden.

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daCypher  21.12.2012, 09:57
@guinan

Ich weiß es natürlich nicht genau, weil ich damals noch nicht gelebt hab. Das ist nur das, wie ich es einschätze. Ob das jetzt wegen irgendeiner Religion ist, oder z.B. weil irgendein Medizinmann etwas gesehen hat, macht keinen Unterschied. Es kann natürlich auch sein, dass es zu der Zeit keine Opfergaben gab und die Menschen nach dem Motto gehandelt haben "wer nicht alleine lebensfähig ist, wird zurückgelassen".

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Jerne79  22.12.2012, 13:31
@guinan

Es gibt verschiedene Hinweise auf Religion auch in der Steinzeit. Dazu zählen Beispielsweise auch Bestattungsbräuche. Wo diese immer gleich ablaufen, muss man davon ausgehen, daß es nicht nur ein liebevoller Abschied vom Verstorbenen ist.

Die Archäologie ist eine sehr umfangreiche Quelle zu damaligen Lebensumständen, während die Höhlenmalereien letztlich auch nur ein archäologischer Aspekt sind, der noch dazu zeitlich und räumlich sehr eingeschränkt ist. So stammen in Europa sämtliche Höhlenmalereien aus dem Jungpaläolithikum, daß es sie nicht überall gibt, wo Menschen lebten, sollte klar sein.

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