warum wird in der Prüfung ohne Gamaschen geritten aber auf dem Abreitepatz mit?
Also, vorweg. Ich weiß warum in der Prüfung mit nackigem Pferde bein geritten wird.
Nur geht so eine Prüfung ja auch mehrere Minuten. Ich frag mich nur immer. Wenn es das Pferd schafft in der Prüfung, sich nicht die Beine zu brechen, oder zu verletzten, warum werden die dann, sobald die das Viereck wieder verlassen haben sofort eingepackt. Ich sehe auch jedesmal, das die Pferde mit Glocken und Gamschen, abgeritten werden, dann gehts zum Viereck und erst kurz bevor die einreiten, wird der ganze klaberadatsch von den Beinen abgenommen.
Mir erschließt sich da halt der Sinn nicht. so nach dem Motto, oh jetzt ist die Prüfung vorbei, jetzt könnte er sich wieder die haxen brechen?
Gibt es da irgendwie eine Sinnvolle erklärung?
6 Antworten
Bandagen und Gamaschen sind ja generell so ein Glaubensding - die einen sind davon überzeugt, dass sie schädlich sind, die anderen davon, dass sie nützlich sind. Die Diskussionen darum gehen auf beiden Seiten der Lager ins Unendliche.
Du schreibst, dass Du weisst, warum sie in der Prüfung verboten sind, dann brauche ich darauf ja auch nicht eingehen. Warum vor der Prüfung dann mit großem Gewese abbandagiert wird und TTs dafür im Dreck knien, hat tatsächlich viel mit Inszenierung zu tun - aber eben auch mit dem Glauben an die Wichtigkeit eben dieser Ausstaffierung, von der man sich wehen Herzens für die Prüfung trennt, eben weil es Vorschrift ist.
Und warum das bis in die kleinen Klassen so ist, obwohl im L und A-Bereich überwiegend eben keine Millionenpferde laufen? Ganz einfach - die "Kleinen" sehen das Brimborium bei den "Großen" und tun es ihnen gleich. Es gehört für sie dazu. Sie wollen schließlich auch mal wie die "Großen" sein. Und wenn die das machen, dann muss das ja richtig sein.
Generell ist im Reitsport - sowohl im Springen, als auch in der Dressur- sehr vieles Show. Bei manchen Reitern kann es nicht genug Strass geben, der überall drauf geklöppelt ist. Und eine ordinäre weiße Reithose von Loesdau unter 100€ geht für viele auch nicht - Pikeur, Kingsland, Cavaleria Toscana - diese Marken stellen was dar. Es kommt auf den teuren Sattel der richtigen angesagten Marke an, auf die entsprechende Trense, auf auffällige Stiefel und die 1000€-Kappe - egal ob die einen optischen Wasserkopf macht mit ihrem breiten Poloschirm. Man möchte, wie überall im Leben, zeigen, was man hat, wer man ist und sich entsprechend inszenieren.
Ich meine auch nicht prinzipiell, dass jeder TT sich inszeniert. In der Regel sind es eher die Reiter, die Teil dieser ganzen Inszenierung sind, "weil man das so macht" , "weil es so üblich ist", "Weil der Reiter von der Wirksamkeit der Maßnahmen überzeugt ist," - und sorry, aber es ist schon sehr oft so, dass es eine ganze Reihe von Reitern gibt, die ihre Entourage ganz schön scheuchen und nicht immer ist der Umgangston der feinste. Gerade die unerfahrenen Sportler benehmen sich ihren Helfern (meist Vater und/ oder Mutter) gegenüber mehr als grenzwertig aufgrund der eigenen flatternden Nerven. Und so manche Familie legt sich ganz schön krumm für die "richtige" Turnierausstattung.
Ich bin selber jemand, der sein Pferd bandagiert reitet, demnach würde auch bei mir vor der Prüfung ein Ausziehen der "Rüstung" anstehen, müsste auch mir ein TT davor knien und das vornehmen, wenn ichselber nicht absteigen wollen würde, weil ich sonst meine weiße Hose im matsch schwer verdrecken würde, Matsche an die polierten Stiefel käme und es keine Aufsteighilfe gäbe.
Ich bin zuweilen als TT mit einer Grand Prix Reiterin unterwegs. Undicht kann dir versichern, es hat überhaupt nichts mit „Mode“ oder so zu tun, dass die Pferde eingepackt werden. Solche Pferde teilweise sind 7-stellige Zahlen wert, und sie sind hochsensibel. Wenn so ein Pferd sich mal aufregt, erschreckt oder so, könnte es sich ja verletzen. Wer jahrelang viel Zeit, Geld und Mühe (und auch wenn es hier mancher Spötter nicht glauben will) Liebe in ein Pferd gesteckt hat, um mit ihm so weit zu kommen, riskiert nichts.
Wenn es nur die großen machen würden, wäre es ja die eine Sache. Aber es wird auch für E-L so dermaßen eingepackt.
Ich gebe Dir schon recht. Aber was die großen Vorbilder machen, machen die ich sag mal Nachkömmlinge nach ;) Für die großen steht halt oft mehr der finanzielle Aspekt im Vordergrund und bei den Nachkömmlingen ein emotionaler.
Bei uns im Stall stehen viele Turnierreiter und ich kann nur sagen, es hat mit Mode zu tun. Eindeutig! Die haben ja teilweise einen solchen Gamaschen und Schabrackenwahn, nicht mehr normal. In höheren Klassen, wo dann auch noch drauf zu achten ist, dass möglichst oft das Logo vom Sponsor auftaucht, ist das doch ganz was anderes. Und ich glaube nicht, dass hier soviel Leute mit Pferden im 7stelligen Bereich unterwegs sind.
Was meinst du mit wahn? Aufs Tunier sollte man schlichtes weiß haben und ich nur 2 Schabracken fües Tunier, beides Sponsoren Schabracken
Viele denken ja wirklich, dass Pferde zu blöd zum laufen sind und sich ständig verletzen würden. Ernst jetzt, denken wirklich viele "Sportreiter"!
Ich frage mich generell jedes Mal bei Dressurpferden, warum dieso Fett eingepackt werden müssen, schließlich sollten die ja immer mehr in Balance kommen und sich dadurch eben NICHT Streifen oder selbst treten. Sowas passiert bei Pferden, die nicht ausbalanciert sind und/oder voll aufdie Vorhand geritten werden.
Ich kann deine Frage durchaus verstehen und verstehe es selbst nicht, warum das Pferd nun plötzlich doch schnell wieder eingepackt werden muss... 🙄
Edit : als "Erklärung"... Mode. Man muss doch heute zeigen, was man für teure Sachen fürs Pferd hat.
das kann auch sein. Also meine hatte nie was um die Beine, war mir auch viel zu blöd. hatte nur für den Transport welche drauf, weil im Hänger finde ich dass schon sinvoll. Sie hat es trotzdem überlebt XD
Ich habe nichtmal zum Transport welche dran. Für Gelände Sprünge, also richtig Richtung VS oder Extreme Trail zumindest zu Beginn ja, aber grundsätzlich... Nein, einfach nur Schwachsinn. Aber da gaukelt die Werbung einem genug vor...
Weil es beim Abreiten plötzlich nicht mehr laufen kann? 😅
Ich verstehe gar nicht, wo das Problem liegt... Ich bereite ein Turnierpferden doch auch vor, was Coolness angeht. So, dass es sich nicht cht ewig erschreckt. Und selbst beim erschrecken verletzen sich eher die Pferde, die nicht wissen, wo ihre Beine sind. Mit anderen Worten die, die nicht vernünftig gymnastiziert werden. Auch auf dem Abreiteplatz braucht es keine Gamaschen oder Bandagen. Wir reden hier ja von Dressur, vom gesundheitsförderndem Reiten. Das beinhaltet das Pferd in Balance bringen und ihm zu zeigen, wie es seinen Körper bewusster wahrnimmt und seine Beine gezielter setzt. NICHTS anderes ist Dressurreiten.
Ja aber sag niemals nie. Wir hatten auch mal ein Pferd am Stall, der wirklich hohe Lektionen ging, und der hat sich einmal alle 4 Beine aufgehauen, weil er sich dermaßen erschrocken hat, und das war auch ein sehr sehr gelassenes Pferd, das er seine Beine nicht mehr so tiert bekam unterm Reiter.
Und wegen einmal bei einem Pferd müssen dann die Beine ewig eingepackt werden, die Sehnen geschwächt werden? Wegen EINER Sache, die passiert ist? Pferde lernen daraus. Und das wird ihnen mit dem einpacken abgeschrieben.
Oh, in den 10 Jahren jetzt hatte meiner einen Ballentritt. Einen. Buh.
Es gibt halt gewisse Verletzungen die nicht passieren oder nicht so extrem, wenn man das Bein einpackt. Das sind keine Wildpferde. Sondern Hauspferde. Und das mit den sehnen. Naja.
Hier am Stall steht ein 23 jähriger der immer Bandagiert wurde. Der hat top beine. Dafür kenne ich ein Pferd der mit 12 schon einen Sehnenschaden hat und seine Beine wurden nie Bandagiert.
Ich habe beim Abreiten immer Glocken und Gamaschen drauf weil mein Pony echt ein Spezialist ist was sich selber in die Beine treten betrifft( inzwischen macht er es eigentlich nicht mehr aber Vorsicht ist besser als Nachsicht :))Das ist aber auch der einzige Grund bei mir.
Dann ist er nicht ausreichend in Balance. Ein Pferd, bei dem die Hufbearbeitung wenigstens halbwegs stimmt, was halbwegs reell geritten wird, tritt sich nicht in die eigenen Beine. Und gerade in der Dressur ist es doch mit ein Ziel, das Körperbewusstsein zu Schulen.
Das hat er schon lange nicht mehr gemacht . Inzwischen bin ich reiterlich auch schon weiter . Früher war mein Problem das mein dass ich ihn nicht in konstanter Anlehnung reiten konnte. Das ist schon länger her damals bin ich noch meine Reiterwettbewerbe mit Dreieckszügeln geritten. Das war eben so und jetzt ist es nur Gewohnheit.
Und was hat das jetzt mit in die Beine treten zu tun? Ein Pferd, was in Balance ist, muss nicht zwangsläufig nach FN in "Anlehnung" gehen. Die meisten, die sich treten dümpeln auf der Vorhand rum, auch in hohen Klassen. Dann kommt die Vorhand nicht schnell genug weg und zack, reingetreten.
Warum erhitzt du denn dann aus Gewohnheit die Sehnen und schwächst sie damit?
In der Prüfung darf man keine haben. Deswegen, hat amn keine drum. Aber stell dir mal beim abreiten passiert was? Häufig geht man ja nicht nur eine Prüfung. und auf den Abreitplätzen geht es oft drunter und drüber.
Habe ich auch schon machen müssen als ich noch mit Pferden eines Auftraggebers an den Start ging um für Pferde Qualifikationsnachweise zu holen. Das waren meist Pferde mit sehr wenig Turniererfahrung und relativ jung aber sehr viel Potenzial hatten an Turnieren erfolgreich zukünftig teilzunehmen. Die waren eh schon ein kleines Vermögen Wert und das steigerte natürlich den Preis. Da wird kein Risiko eingegangen das sich das Pferd Verletzungen zufügt sofern es vermieden werden könnte. Ein dapsiger Sprung zur Seite kann halt doch Verletzungen hervorrufen. Im dümmsten Fall Verletzungen die den Preis des Pferdes mindern. Bei so teuren Pferden wird jede minimale Narbe zum Kritikpunkt und da wird alles getan um das zu vermeiden.
Bei Pferden die bereits ihre Routine auf Turnieren haben, haben wir das noch nie verwendet, aber ich/wir haben immer drauf geachtet Abstand zu anderen Teilnehmern zu halten außer die Pferde kannten sich weil sie gemeinsam im Stall und auf der Koppel standen.
Man sieht es aber auch bei Reitern die in niedrigeren Klassen reiten auf kleinen Turnieren ect. die wollen halt auch vorsichtig sein, immerhin besser als zu leichtsinnig. Für sie hat ihr Pferd einen emotionalen großen Wert und wenn das die Vorbilder der höheren Klassen auch machen, macht man das natürlich auch ;)
Verletzungen sind nie ausgeschlossen, aber man kann das Risiko damit minimieren. Manchmal geht es auf dem Abreitplatz auch Vogelwild zu, vor allem bei Jugendlichen in der Anfangszeit. (gibts alte Hasen aber auch ;) ) Wenn Abreitplatz und Aufwärmplatz noch ein Platz gemeinsam sind, ist Chaos keine Seltenheit!!
Wie bereits erwähnt, in Prüfungen dürfen Gamaschen und Bandagen nicht getragen werden. Ausnahme beim Springen!
Der gehobenere Turnierreiter möchte sich im Viereck inszenieren. Klar, da müssen Strass und Lippenstift her. Aber dass ich als TT im Dreck knie, „um etwas zu inszenieren“, ist völlig ausgeschlossen. Das tue ich nur, weil ich weiß, dass der Trainer es aus Sicherheitsgründen für sinnvoll erachtet. Selbige Pferde sind dann übrigens im Stall mit ihren alten, häßlichen Decken zu sehen, und mit halb zerlumpten Stallgamaschen. Ob letztere sinnvoll sind, ist natürlich eine „Glaubensfrage“, oder vielleicht auch eine Frage der Erfahrungen. Die vielen gewonnen, schönen, nagelneuen Sachen dagegen liegen gut aufgehoben im Schrank. Was soll das dann mit „Inszenierung“ zu tun haben...? Klar, manche andere zieren sich gern auch im Alltag mit ihren schönsten Sachen; aber die Hauptsache bleibt doch der „Glaube“, dass die Sachen das Pferd schützen.