Warum waren viele Menschen im 19.Jahrhundert vom Mittelalter und den Rittern angetan, z.B. der König Ludwig mit seinem Märchenschloß?

Das 19. Jahrhundert war das Zeitalter der industriellen Revolution. Die Städte wuchen, da dort billige Arbeitskräfte gebraucht wurden. Es entstanden die ersten Slums. Gleichzeitig gab es in der zweiten Hälfte der 19. Jahrhunderts große Misernten mit Hungersnöten auf dem Land.

Das war eine Zeit des Umbruchts und der Unsicherheit. Solche Zeiten sind typisch für Epochen, wo man sich nach der "guten alten Zeit" sehnt, die es so nie gegeben hat.

Heute ist wieder so eine Umbruchzeit. Eine Pandemie, ein ständig presenter Krieg, ein Mindestlohn der durch Aufstockung erst zum Leben reicht, Digitalisierung, die zum wegfall einfacher Arbeitsfelder führt, Umstrucktuierungen etc. Kein Wunder das Mittelalterfestivals so groß im Mode sind und sogar jeder größere Weihnachtsmarkt einen mittelalterlich geprägten Teil mit dabei hat.

Das war halt das Zeitalter der Romantik, wo alles "Alte" plötzlich wieder in war, genauso wie es bei uns Retro und Vintage gibt, wo man auf Dinge der 50er/60er Jahre abfährt. Solche Modebewegungen rückwärts sind nichts neues, vorher gab es schon mal die Renaissance, wo alte Griechen und Römer total in waren. Ist ja eigentlich auch schön, wenn man die Vergangenheit nicht in Bausch und Bogen in die Mülltonne kippt, sondern sich hin und wieder auch erinnert daß es da auch manches Gute gab.

Ich denke, das war einfach eine Modeströmung. Ritterlichkeit, vornehmes Benehmen, das wurde auch alles angestrebt. Wenn ich an die Burgen am Rhein denke (wohne in der Gegend), fast alles wiederaufgebautes Fake aus dem 19 Jhr., aber sehr hübsch.

Das war das Zeitalter der Romantik. Nachdem Napoleon versuchte ganz Europa einzunehmen, wollten die Adligen die Welt wieder so aufbauen wie sie vor Napoleon war. Das stand im Gegensatz mit der Renaissance, welche mehr Wissen wollte. Die Romantik wollte eine schöne Märchenwelt, die schön war und nicht realistisch.