Warum ist das Römische Reich zusammengebrochen?

10 Antworten

Warum ist das Römische Reich zusammengebrochen?

Ist es denn überhaupt "zusammengebrochen"?

Es hat sich vorallem seit dem 3. Jh. n. Chr. gewandelt, und zwar auf wirtschaftlich, sozial, religiös und politisch.

Das Römische Reich unterlag in der Spätantike erheblichen Wandlungen. Im ausgehenden 5. Jh. (476/480) gab es zwar keinen Kaiser mehr im weströmischen Reich, aber das war keine Besonderheit, denn über Jahrhunderte hatte das Römische Reich nur einen Kaiser. Seit dem 5. Jh. gab es wieder nur einen Kaiser, der eben in Konstantinopel residierte.

Die ins weströmische Reich eindringenden germanischen Völkerschaften wurden als Reichsangehörige anerkannt, ihre Anführer/Könige verstanden sich als römische Amtsträger. Die merowingischen Franken wurden das erfolgreichste und mächtigste Volk. In Rom und Italien regierten die Goten in Übereinstimmung mit dem Willen Ostroms, wobei König Theoderich als Stellvertreter des Kaisers im weströmischen Reich seine politische Macht auch über Franken in Germanien und Gallien sowie über Goten in Spanien auszudehnen versuchte.

Nach Kaiser Justinian wurde der direkte Zugriff Ostroms auf Westrom freilich immer geringer. Stattdessen rückte der Papst in kaisergleiche Stellung ein und etablierten sich die Franken als bedeutendste Macht im weströmischen Reich. Der Papst übertrug im Jahre 800 eigenmächtig das weströmische Kaisertum an die Franken, was beim oströmischen Kaiser auf Widerstand stieß. Seitdem haben sich beide Reiche unwiderruflich auseinanderentwickelt.

Das oströmische Reich existierte bis 1453 und wurde dann von den Osmanen beerbt, die sich auch als Nachfolger der (ost-)römischen Kaiser fühlten.

Im Westen etablierte sich das Heilige Römische Reich (Deutscher Nation), das 1806 vom letzten Kaiser suspendiert worden ist.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Von Experte Udavu bestätigt

Da du Italien schreibst, gehe ich davon aus, du meinst das Weströmische Reich.

Die erste Schwächung des Reichs, welche die Blütezeit, das goldene Zeitalter der Adoptivkaiser beendete war eine extrem schlimme Pandemie https://de.wikipedia.org/wiki/Antoninische_Pest

217 wurde Caracalla ermordet. Seine Tante Iulia Maesahttps://de.wikipedia.org/wiki/Julia_Maesa versuchte die Herrschaft für ihre Familie zu sichern und gewann gegen Macrinus und der Schlacht. Sie wurde 218-226 Augusta. Sie hatte jedoch nur Töchter. Ihre Enkel waren noch minderjährig. Das Römische Reich war patriarchalisch und akzepierte keine Frauen an der Macht. Sie setzte ihre Enkel als Augustus ein und regierte zusammen mit ihren Töchtern und nach ihrem Tod regierte, die weniger geschickte einzige noch lebende Tochter Iulia Mamaea weiter bis 235.

Zwischen 235-285 kam es zur absoluten Kriese. Überall wurden Augusti ausgerufen. Diese regierten mit- und gegeneinander, mit und ohne Annerkennung des Senats. Mir sind aus dieser Zeit über 100 Augusti bekannt. Hinzu kam der erneute Ausbruch der Pandemie https://de.wikipedia.org/wiki/Cyprianische_Pest

Danach festigte sich das Römische Reich nochmals unter Diocletianus (284-305).

Endgültig geschwächt wurde das Weströmische Reich, als die militärische und politische Macht in den Händen von Männern gelangte, welche gegeneinander statt miteinander regierten. Valentinianus III. (437-455) war der letzte Augustus im Weströmischen Reich, der zusammen mit seinen Feldherren Aetius (437-454) die Hunnen in einer Schlacht besiegen konnten. Beide Misstrauten sich und schließlich kam es zum offenen Bruch. Valentinianus III. ließ den Aetius beseitigen und wurden dann von seinen Anhängern getötet.

Die militärische Führung lang im Weströmischen Reich in Händen von Menschen, die nicht Römische Bürger mit vollen Römischen Bürgerrecht waren. Sie konnten dementsprechend nicht Augustus werden. Scheinbar gab es kaum noch Römer, die zum Militär gingen. Alle Augusti nach Valentinianus III. im Weströmischen Reich waren nahezu machtlos. 465-467 regierte Ricimer als Feldherr sogar ohne dass es einen Augustus gab. Ein Reich ohne Herrscher ist natürlich den Feinden fast schutzlos ausgeliefert. Der Feldherr und glühende Verfechter der römischen Staatsidee Orestes, setzte daher Augusti auf den Thron, die in seinen Namen regieren sollten, taten sie es nicht, kamen sie in ein Kloster. Dort erlebten Nepos (474-475) und Romulus (475-476), Romulus war Sohn des Orestes, den endgültigen Zusammenbruch des Weströmischen Reichs.

Das Oströmische Reich, welches Zeitgleich aus ähnlichen Gründen auch fast vor dem Zusammenbruch stand, hatte das Glück mit Justinos I. (518-527) und dessen Neffen Justinianos I. (527-565) wieder Augusti zu haben, die auch militärisch fähig waren.

Sicher wurde diese Kriese auch durch die immer kleiner werdende Mittelschicht mit ausgelöst. Legionäre stammten meist aus dieser Schicht. Reiche Menschen lassen verteidigen anstatt es selbst zu tun und armen Menschen ist die Regierung egal, die haben mit den eigenen Überleben genug zu tun. Zumindest war die immer höhere Steuerlast, welche auf die Wehrbauern im Oströmischen Reich lastete, der Hauptgrund für dessen Staatskriesen.

Meines Erachtens war es jedoch der 4. Kreuzzug mit der Zerstückelung des Oströmischen Reichs 1204, welcher zum Untergang führte.

Woher ich das weiß:Hobby

Das Römische Reich ist so groß geworden, weil die Römer allen anderen technologisch überlegen waren. Sie haben auf dem Schlachtfeld unglaublich innovativ agiert.

Zusammengebrochen ist das Reich, weil sie diese technologische und innovative Führung verloren haben. Sie konnten sich mit ihren veralteten Methoden zum Beispiel nicht gegen Reiter mit einem Reflexbogen durchsetzen. Dazu kamen Gier, Dummheit, Überheblichkeit und ein paar weitere Gründe. Jeder wollte sein eigenes Süppchen kochen und sich ein Stück vom Kuchen abschneiden und sein eigenes kleines Königreich gründen.

Es wird immer behauptet, das Reich wäre zu groß geworden. Doch das ist Schwachsinn, denn die letzten 200 Jahre ist das Reich überhaupt nicht gewachsen. Im Gegenteil, es ist "kleiner" geworden, weil die Straßen immer mehr ausgebaut wurden. Dadurch wurden die entlegensten Teile im Reich immer schneller erreicht. Dieses Argument für die Teilung ist also an den Haaren herbei gezogen. Das Reich wurde geteilt aus Gier und Dummheit und aus den gleichen Gründen ist es am Ende untergegangen.

  • Überdehnung, zu groß geworden
  • zwei aggressive Gegner gleichzeitig: Germanen und Parther/Sassaniden
  • um die strapazierte Armee zu finanzieren: steigende Steuern
  • Dekadenz der Oberschicht, Luxus, Kinderlosigkeit
  • Sinken der Wehrhaftigkeit, sinkender Selbstbehauptungswille
  • Christentum lenkte das Denken auf das Jenseits
  • Oberschichtssöhne gingen vermehrt zur christlichen Kirche (hohe Ämter) statt in den Staats- und Militärdienst
  • Einwanderung von Germanen, die man als Söldner und Heerführer einsetzte. Ethnische Reibereien und Konflikte. Germanen nehmen am Ende den Staat von innen heraus in die Hand (Germane Odoakar setzt letzten Kaiser ab usw.)

"Viele Jäger sind des Hasen Tod".

Das Römische Reich war überdehnt, die Außengrenzen nur schwer zu halten.
Ringsherum nur renitente Völker, die so gar nichts von römischer Kultur hielten.

Allen voran diese Germanen.
Da bildet man eben noch den Arminius aus und dann haut der drauf, nicht auf die Germanen, sondern auf die Römer, bei der Schlacht im Teutoburger Wald.

Im Norden die Briten, eher die Picten, so in der Gegend Schottland.
Mit nüschts waren die zu begeistern.
Schlimmer geht bekanntlich immer, da hoppeln die Hunnen heran.
Statt denen Mores zu lehren nehmen die Goten reißaus, ausgerechnet Richtung Rom.
Die nicht allein, gleich noch alle anderen, während der Völkerwanderung.

Den Vogel vollends abgeschossen haben die Christen.
Statt "wie es sich gehörte" 'ne Legion aufzustellen beteten sie, bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit.

Es kam wie es kommen musste.
"Was nun?" sprach Zeus, "die Götter sind besoffen".