Warum hatten Juden Angst davor den Namen Gottes auszusprechen?

8 Antworten

User "Enzylexikon" hat das schon recht gut erklärt. Dazu möchte ich noch etwas ergänzen.

Ausschlaggebend dieses Gesetz wieder genauer zu nehmen war, dass das Volk Israel ein paar Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung aus Israel ins Exil vertrieben wurde. Sie hatten sich über einen Zeitraum von mehreren Jahrhunderten von Gott entfernt, nicht mehr nach seinen Gesetzen gelebt. Nun saßen sie weit entfernt von ihrer eigentlichen Heimat, weg vom gelobten Land, welches Gott ihnen einmal zugesichert hatte, und machten sich Gedanken wie es dazu kam...

Sie begannen, die Regeln die Gott ihnen gegeben hatte, wieder auszugraben und genauer zu befolgen. (Dies führte auch zu gewissen Auswüchsen und Übertreibungen.) Eine Folge davon war dass der Name Gottes konsequent durch "Adonai" ersetzt wurde. Das wird im Judentum heute noch so gehandhabt. Heute schreibt man auf Deutsch G'tt statt Gott.

Eine Nebenerscheinung davon ist, dass heute nicht mehr gesichert klar ist, wie der damalige Gottesname JHW ausgesprochen wurde. Eine Zeitlang dachte man, es hieß Jehova, woraus sich die Bezeichnung der Zeugen Jehovas ableitet.

Woher ich das weiß:Hobby

Ich meine, dass den Namen Gottes zu missbrauchen bedeutet in seinem Namen aufzutreten um für die eigene Macht, z.B. politisch oder in Religionsgemeinschaften zu profitieren. Das geschieht ja bis heute. Dagegen ist Fluchen ein Kinkerlitzchen. Dadurch, dass die, die in seinem Namen auftreten ihn missbrauchen, versperren sie anderen den Weg zu Gott.

Außerdem maß man, soweit ich weiß jedem Namen auch eine Magie, eine magische Bedeutung und Wirkung zu. D.h. hier geht der Missbrauch auch in die Richtung, ihn zu benutzen um sich durch "Zauberei" Vorteile zu verschaffen und ihn nicht um der persönlichen Liebesbeziehung willen zu verwenden.

Der Name ist mir also möglicherweise so heilig, dass ich ihn vor lauter Ehrfurcht und Liebe nicht aussprechen kann, zumindest manchmal.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Du verstehst das nicht ? Es war eine andere Zeit ! Da hatte man noch Respekt vor Gott, dem erhabensten Wesen, das man sich vorstellen konnte.

Vor großen Herrschern hatte man ebenso Respekt und näherte sich nur unterwürfig. Heute noch nähern sich die Untergebenen des Königshauses in Thailand dem König im Königsthron nur liegend...Seinen Namen aussprechen darf niemand und ihn einfach so anreden ist nicht erlaubt......Heute noch !

Aurina 
Fragesteller
 29.04.2020, 19:40

Das man Gottes Namen nicht mißbraucht, liegt auf der Hand. Da ich erst gar nicht auf die Idee kommen würde, ist es mir vermutlich unverständlich.

Zudem denke ich, ist ein Name dazu da, dass er benutzt wird. Schon allein, um die Person bzw. das Wesen von anderen unterscheiden zu können.

Aber gut, ich verstehe was du meinst :)

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Zicke52  29.04.2020, 19:57
@Aurina

Im Monotheismus ist der Name Gottes als Unterscheidungsmerkmal unnötig. Wenn es nur einen Gott gibt, muss man ihn nicht von anderen unterscheiden.

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Aurina 
Fragesteller
 29.04.2020, 20:17
@Zicke52

Ja, schon klar. Doch gibt es ja auch noch etliche Möchtegern Götter.

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Aurina 
Fragesteller
 29.04.2020, 20:18
@Zicke52

Es gibt aber auch noch Möchtegern Götter. Goggle mal....

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Bannanenesser  29.04.2020, 21:04
@Zicke52

Tatsächlich gibt es laut Bibel, sehr viele Götter. Das ist schon am ersten Gebot, der zehn Gebote zu erkennen, wo es heißt:

Gott sprach dann die folgenden Worte: 2 „Ich bin JHWH, dein Gott, der dich aus der Sklaverei in Ägypten befreit hat. 3 Du sollst außer mir keine anderen Götter haben. (2.Mose 20:1)

Laut Bibel, gibt es jedoch nur einen einzigen, allmächtigen und anbetungswürdigen Gott.

Das ist auch in Übereinstimmung mit 1.Korinther 8:5 wo es heißt:

Denn wenn es auch sogenannte Götter gibt, ob im Himmel oder auf der Erde, wie es ja viele „Götter“ und viele „Herren“ gibt, 6 so gibt es doch für uns nur einen Gott, den Vater, aus dem alle Dinge sind, und wir sind für ihn. Auch gibt es nur einen Herrn, Jesus Christus, durch den alles ist, und wir sind durch ihn. 

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telemann2000  01.05.2020, 08:12
@Bannanenesser

Ich kann dir insofern zustimmen als das Götzendienst bei den Israeliten ein großes Problem war. Deshalb stand der Gottesname bis zum Exil sehr häufig in ihren Schriften. Nach dem Exil war das Thema Götzendienst bei den Juden allerdings abgehakt - und siehe da, der Gottesname kommt in den nachexilischen Schriften im AT nur noch selten vor....

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Wie hier schon gesagt wurde, soll man den Namen des Herrn nicht missbrauchen.

Das klingt vielleicht etwas abstrakt.

Was soll etwa daran schlimm sein "Gott sei Dank!" zu sagen, wenn man einem herabfallendem Blumenkübel ausweichen konnte?

Das Problem ist meiner Meinung nach die Trivialisierung Gottes.

Heutzutage sind "Schatz" und "Liebling" beliebte Kosebezeichnungen für den Partner in einer Beziehung. Auch "Ich liebe dich" hört man z.B. am Ende von Telefonaten.

Aber wird durch diesen Dauergebrauch nicht auch etwas vom Zauber dieser Begriffe genommen? Verlieren sie nicht etwas an Tiefe und nutzen sich ab?

Irgendwann schimpft man dann: "Liebling, ich hab dir tausendmal gesagt...!!!" - und dann hat das Wort nichts mehr mit Zuneigung zu tun.

Auch "Ich liebe dich" kann irgendwann zu einer inhaltsleeren Floskel werden, wo man dann versucht ist zu sagen "jaja..du mich auch..."

Wer nun ständig "Gott sei Dank", "Gottverdammt", oder "Herrgott!!" sagt, der "entweiht" diesen Begriff, weil er ihn inflationär, aggressiv oder in anderer Weise verwendet.

Daher haben religiöse Juden große Ehrfurcht vor dem Namen Gottes entwickelt, so dass das schriftlich das Tetragramm "JHWH" an die Stelle des Namens trat.

Aus diesem Grund ist auch die genaue Aussprache des Gottesnamens heute verloren gegangen

Strenggläubige Juden vermeiden sogar die Ausschreibung in anderen Sprachen und schreiben stattdessen "G'tt" oder "G*tt" um ihren Respekt zu bezeugen.

Im Gesprochenen wird dann beispielsweise "HaSchem" (der Name) oder "Adonai" (mein Herr) genutzt, wenn man von Gott spricht.

annie80  29.04.2020, 19:13

Ich sehe gerade, ich habe Teile deiner Antwort bei mir wiederholt. War nicht abgeschrieben, hatte es nur nicht ganz gelesen. 😐

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Enzylexikon  29.04.2020, 19:18
@annie80

Das ist gar kein Problem, aber dankeschön für diesen Hinweis. :-)

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2Mo 20,7 Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen! Denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namenmissbraucht.

5Mo 5,11 Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen! Denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namenmissbraucht.

Sie fürchten sich davor dass sie auch mal aus Unachtsamkeit den Namen Gottes missbrauchen könnten und die darauf folgenden Konsequenzen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Lesen, fragen, systematisch Forschen, prüfen, erleben, sehen