Warum hat die Kirche die angeblichen Hexen als Ketzer verfolgt und warum wurden vor allen Frauen betroffen?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das sind zwei verschiedene Themen.

Die Inquisition war mit Ketzern ("Irrlehrern") befasst, Galileo Galilei wurde nicht der Hexerei angeklagt, sondern der Irrlehre. Sie (die Inquisition) hatte mit der Hexenverfolgung nichts zu tun (im Gegenteil: wo die Inquisition stark war - in Spanien - gab es weniger Hexenverfolgungen als in Deutschland).

Die Hexenverfolgungen hatten nur partiell mit der Kirche zu tun. Ein großer Teil der Hexenprozesse fand vor weltlichen Gerichten statt. Und Hexen wurden ganz andere Vorwürfe gemacht, es ging hierbei nicht um theologische Lehren (oder Irrlehren), sondern oft um ganz profane und auch weltliche Dinge. Und simplen Aberglauben, der aber auch von offiziellen Stellen geteilt wurde.

https://de.wikipedia.org/wiki/Katharina_Kepler

Die Mutter von Johannes Kepler hatte einen geschäftlichen Streit mit einer anderen Frau. Die klagte sie dann der Hexerei an (beim lokalen Vogt).

Frauen wurde damals ein höheres Risiko nachgesagt, dem Teufel zu verfallen oder anderen Menschen einen Schadenszauber zuzufügen. Man darf nicht vergessen, dass die Gesellschaft männerdominiert war. Es gab nur wenige Frauen in führenden Positionen. Insofern war dies auch eine Folge des Patriarchats.

"Etwa 75 bis 80 Prozent der Opfer der europäischen Hexenverfolgung waren Frauen, was dem geschlechtsbezogenen Hexenglauben in Mitteleuropa entsprach."

Eine Ausnahme war Island. Da waren mehr Männer als Frauen betroffen (weil weise Frauen als Seherinnen sehr angesehen waren). Aber ansonsten kann man schon sagen, dass es überwiegend Frauen traf.

Also mir wäre neu, dass Hexen als Ketzer verfolgt wurden.

Hexen wurden der Hexerei angeklagt und deswegen verurteilt.

Ketzer waren Leute, die von der offiziellen Kirchenlehre abgewichen sind und wurden auch als Ketzer verurteilt.

Gemein haben beide Verurteilten, dass sie oft verbrannt wurden.

Dass vor allem Frauen betroffen waren trifft nur auf Amerika zu.

Die Gründe waren unterschiedlich. Angeklagt, unschuldig ins Gefängnis geworfen, dem Hungertod überlassen, oder hingerichtet wurden: (in aufsteigender Reihenfolge nach Häufigkeit)

Richtige Hexen (d.h. Anhänger einer Naturreligion, die sich selbst so bezeichnen), Atheisten, Religionskritiker, Frauen die der Kirche gefährlich werden könnten, Männer die der Kirche gefährlich werden könnten, Unliebsame Nachbarn, Heiden und andere Leute mit einem 'falschen' Glauben, Sündenböcke (z.B. unbeliebte Mitbürger als Sündenbock für eine schlechte Ernte).

LG

UbuRoi  08.03.2021, 19:06

...und Leute, an deren Vermögen man kommen wollte.

1

Die Kirche hat eine gemeinsamme Sache aus der Hexenverfolgung gemacht, weil sie so bis heute davon profitieren kann.

https://www.lokalkompass.de/dortmund/c-politik/katholische-kirche-profitiert-seit-430-jahren-von-einem-ihrer-verbrechen_a1119759

Hier eine bemerkenswerte Ergänzung, wo der Richter selbst wegen Hexerei verurtelt wurde:

In seiner Eigenschaft als Richter hatte Flade zahlreiche Hexenprozesse geleitet und Todesurteile gesprochen. Sein Wirken fiel in eine Zeit, in der die Hexenverfolgungen in Kurtrier betrieben wurden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Dietrich_Flade