Von Benzin auf Diesel umsteigen sinnvoll?

7 Antworten

Pro

  • Geringerer Verbrauch
  • Günstigere Kraftstoffpreise (beides zusammen wiegen die Mehrkosten der höheren KFZ-Steuer und der höheren Anschaffug auf)
  • Im elastischen Bereich (also alles zwischen Stillstand und höheren Geschwindigkeiten) kraftvoller als Benziner
  • Theoretisch auch haltbarer, wenn man sie vernünftig fährt (auf deiner Strecke sicher kein Problem)

Contra

  • Ungewisse Zukunftssicherheit (nur Euro 6 Diesel bekommen, wenn sie denn überhaupt kommt, die blaue Plakette, viele Euro 6 Diesel stehen ja seit Aufdecken des VW-Abgasskandals in der Kritik, da nicht nur VW gemogelt hat)
  • Überzüchtete Motoren mit viel Schnick-Schnack der einen öfter mal in den Notlauf zwingt (Motor und Turbo sind das geringere Problem, zugerußte AGR-Ventile und Partikelfilter sind akute Probleme und recht unlustig)
  • Steigst du um auf Kurzstrecke, ist ein Diesel recht schnell unterfordert, Diesel neigen auf Kurzstrecke stärker zur Ölverdünnung als Benziner.

Turbo-Defekte waren lange Zeit ein Problem bei Turbo-Benzinern. Diesel-Abgase sind kühler als Benzin-Abgase. Ein Turbolader eines Benziners kann bei hoher Last anfangen zu glühen. Das macht ihn nicht kaputt, sehr wohl aber wenn man ihn danach ohne Abkühlfahrt einfach abstellt. Besonders drastisch bei VW/Audi TSI/TFSI Motoren, wo Krümmer und Turbo eine Einheit bilden und eines von beiden recht häufig kaputt geht, sodass aber immer beides als einheit getauscht werden muss. Diesel haben das Problem weniger.

roboboy  03.12.2016, 22:43

Theoretisch auch haltbarer, wenn man sie vernünftig fährt (auf deiner Strecke sicher kein Problem)

Willst du mir den Punkt erklären? Den verstehe ich nicht, moderne Diesel sind m.E. genau so haltbar wie moderne Benziner, das ist ein Gerücht aus alten Zeiten, wo noch Diesel-Motoren von Nutzfahrzeugen in die normalen Autos gesetzt wurden. Diese waren deutlich stabiler und haltbarer, das ist heute aber nicht mehr der Fall.

Sonst muss ich dir komplett zustimmen ;)

LG

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volker79  04.12.2016, 09:36
@roboboy

Geringere Temperatur die bei der Dieselverbrennung entsteht, immer noch weniger Leistung pro Hubraum... die Belastung für einen Dieselblock ist immer noch geringer. Versuppt man sich nicht das Öl mit unverbranntem Kraftstoff auf Kurzstrecke und hat man keine Probleme mit Materialfehlern (wie bei den Toyota D-CAT der ersten Generation bei denen die Kolbenringe zu schnell verschlissen sind - die zweite Generation läuft wie ein Toyota, unverwüstlich) ist es nahezu unmöglich, einen Dieselmotor und dessen Turbolader kaputt zu bekommen. Der Stress auf den Teilen ist geringer.

Problematischer ist mehr, dass die Dinger mittlerweile immer mehr Bauteile zur Motoroptimierung haben die teilweise auch dem Dieselruß ausgesetzt sind. Luftmassenmesser (bei älteren VW TDI hat man mal eine Zeitlang gewitzelt die würden mehr Luftmassenmesser als Kraftstoff verbrauchen), Abgasrückführventil (rußt gerne mal zu) und der Partikelfilter der halt gerne mal heiß gefahren wird um wieder ausbrennen zu können sind nur die prominentesten Beispiele, warum man bei einem Diesel zwar das Ärgernis eines mehrere Tausend Euro teuren Motorschadens selbst bei einer halben Million Kilometer nicht erleben wird, aber immer mal wieder im Notlauf in die Werkstatt zuckeln und für ein paar hundert Euro eines dieser miesen Elektronik-Gadgets reparieren lassen muss.

Deshalb auch "Theoretisch haltbarer".

Auf der anderen Seite die Elektronik-Gadgets haben Benziner ja auch, aber irgendwie funktionieren sie dort besser.

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checkpointarea  04.12.2016, 02:56

Ich gehe mit den Ausführungen nicht zu 100 % konform, denn: Benzinmotoren haben prinzipiell eine wesentlich höheres Potential durch Ölverdünnung per Kraftstoff als Dieselmotoren, erst die mit einem Rußfilter ausgestatteten Dieselmotoren (ab spätestens Euro 5) sind hierbei problematischer, aber auch nur dann, wenn für die Regeneration des Filters keine separate Einspritzdüse vorgesehen ist und demnach die Düsen des Motors genutzt werden. Geht es um ältere Motoren, dann ist bei überwiegender Kurzstreckennutzung ein Dieselmotor einem Benzinmotor also deutlich vorzuziehen. 

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volker79  04.12.2016, 09:25
@checkpointarea

Und hier zeigt sich wieder das paradoxe Sprichwort "alle Verallgemeinerungen sind falsch". Klar ist meine falsch, dass Diesel generell anfälliger für Ölverdünnung sind (aber richtig genug, um richtiger zu sein - das ist wie in den ARD-Ratgeber Sendungen, da werden technische Zusammenhänge auch richtig genug um im Fazit richtig zu sein erklärt, aber falsch genug, dass Laien es verstehen und Experten die Hände überm Kopf zusammenschlagen), aber auch deine, dass Benziner es sind.

Es kommt aufs Fahrprofil an und im Alltag eines Kurz- und Mittelstreckenfahrers zieht der Diesel den Kürzeren.

Ausgangssituation: Du startest den Motor und fährst 1km zum nächsten Supermarkt. Der Motor ist noch nicht auf Betriebstemperatur und es bleibt unverbrannter Kraftstoff im Brennraum zurück, der an den Kolbenringen vorbei ins Öl suppt. Passiert bei Benzin und Diesel.

Ist das das einzige was man an Fahrten macht, verdünnt sich das Öl immer mehr. Aufgrund der Menge und der Dünnflüssigkeit bei Benzin sogar noch mehr. Soweit muss ich dir Recht geben. Aber kaum jemand fährt ausschließlich genau nur so.

Jetzt hast du das Öl verdünnt. Dumm soweit. Jetzt fährst du eine längere Strecke bei der der Motor auf Betriebstemperatur kommt. Dabei sollte sich eigentlich der im Öl gelöste Kraftstoff verflüchtigen, da er erhitzt wird und verdampft.

Ein Benziner hat einen schlechteren Wirkungsgrad, wandelt also mehr Kraftstoff in Wärme statt in Vortrieb um, als ein Diesel. Das ist ein der theoretischen Physik genauso wie in der Praxis. Er wird also schneller warm. Der Siedepunkt von Benzin liegt niedriger, als der von Diesel. Du musst den Diesel also deutlich länger fahren, damit der Motor überhaupt auf Temperatur kommt, geschweige denn der Kraftstoff sich aus dem Öl rauslöst/verdampft.

Der Siedepunkt von RME (Biodiesel) das immer mehr beigemischt wird, liegt noch höher, als der ohnehin schon hohe Siedepunkt von Mineralöldiesel. Das schwimmt dir noch länger im Öl rum.

Also: Auf ausschließlichen Ultrakurzfahrten mag der Schaden, den du mit Ölverdünnung anrichtest auf Ultrakurzstrecke bei einem Benziner schlimmer sein. Da aber kürzere Strecken reichen, um den Kraftstoff wieder aus dem Öl rauszukriegen, zieht in der Praxis ein Diesel bei reinem Kurz- und Mittelstreckenverkehr den Kürzeren.

Und die Partikelfilter-Regeneration ohne Extra Einspritzdüse (bislang weiß ich von deren Existenz nur beim Toyota D-CAT und der wurde ja leider wieder eingestampft nachdem Toyota ihn endlich sauber und ohne Probleme am Laufen hatte) sondern über Erhöhung der Einspritzmenge tut ihr Übriges.

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Bei Diesel soll man nicht kurze Strecken fahren, wegen dem Katalysator. Daher wäre ein Diesel Auto fehl am Platz, wenn man nur immer in der Stadt fährt und nicht mal Autobahn dazwischen...

556er  03.12.2016, 22:23

Der Ottomotor hat auch einen Katalysator, da scheint nichts zu passieren? Ein Tipp -> Partikelfilter

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Du musst grundsätzlich alle Kostenfaktoren einbeziehen und überschlägig durchkalkulieren. Ein Diesel kostet Straf-Zuschlag bei der Kfz-Steuer, den man unter mindestens ca. 17.000 km im Jahr von vornherein nicht wieder reingeholt bekommt (hängt allerdings von den konkreten verglichenen Autotypen ab, aber so als Hausnummer).

https://docs.google.com/spreadsheets/d/1rtAtEVXo0X7xNvFe5gs0Mb2n9ei6dGYTIJ9DFw_uc6w/edit#gid=0

Falls das Auto in einer anderen Typklasse ist (was sehr wahrscheinlich ist und nicht von Größe, Leistung oder Hubraum abhängt) ändert sich auch der Haftpflichtbeitrag, in der Regel nach oben. Ob das erwähnenswert viel Geld ausmacht, hängt vorrangig von deinem Schadenfreiheitsrabatt ab.

https://docs.google.com/spreadsheets/d/1_20iehymlICky8_S5_qmKeHIwwBYk7PaPTkmuRLISNo/edit#gid=0

Alles in Allem scheinen mir die Tage des Pkw-Diesel langsam aber sicher gezählt zu sein. Da wäre dieses wegweisende Urteil

https://www.produktion.de/nachrichten/unternehmen-maerkte/duesseldorf-gericht-gibt-klage-fuer-diesel-fahrverbot-statt-361.html

http://www.auto-service.de/news/86518-dicke-luft-duesseldorf-urteil-erstes-dieselverbot.html

http://www.ksta.de/nrw/duh-klage-das-land-muss-fuer-bessere-luft-in-duesseldorf-sorgen-24742336

das über kurz oder lang zu immer mehr Diesel-Fahrverboten in deutschen Städten führen wird. Außerdem die Anti-Diesel-Initiative der Millionenstädte Paris, Madrid, Mexico und Athen, die ebenfalls ganz sicher Nachahmer auf den Plan rufen wird.

https://www.theguardian.com/environment/2016/dec/02/four-of-worlds-biggest-cities-to-ban-diesel-cars-from-their-centres

Auch sind in der deutschen Politik Überlegungen im Schwange, den Steuervorteil des Diesel bei der Mineralölsteuer abzuschaffen. Diese geringere Besteuerung ist der einzige Grund, aus dem der Dieseltreibstoff billiger ist als Benzin - in der Herstellung ist er teurer.

Alle diese Entwicklungen werden kurz- bis mittelfristig zu einem rapiden Wertverlust bei Diesel-Pkw führen, je stärker sie sich erhärten.

Dass der Turbo häufig kaputt geht, höre ich jetzt zum ersten mal, und die meisten Benziner sind heutzutage auch aufgeladen, ergo ist das kein Nachteil vom Diesel gegenüber dem Benziner.

Ob sich der Umstieg lohnt? Liegt daran von welchem Modell auf welches andere Modell.

Von einem Toyota Starlet Benzin auf eine Mercedes E-Klasse Diesel wäre relativ sinnlos-> höhere Steuern, höhere Versicherungsbeiträge, höherer Verbrauch.

Darauf solltest du achten.

Auch solltest du darauf achten, dass diverse Städte Überlegungen haben, Diesel zu verbieten (was ich für Schwachsinn halte),  und hier muss man überlegen, ob ein Diesel dann noch sinnvoll ist.

Was sowieso fast immer gilt: Wenn dein Auto noch lange fahren würde, dann behalte ihn am besten einfach, denn du sparst das Geld für ein ganzes Auto. Bis du das verfahren hast, braucht es ewig. 

Bei guter Pflege hält ein Auto sehr lange, wenn du 50 Jahre lang die gleiche Karre fährst, hast du am meisten gespart. Die meisten hätten in der Zeit wahrscheinlich 5 Autos gebraucht, du wirst in der Zeit aber niemals 100.000€ verfahren haben (Preis von 20.000€ pro Karre).

LG

Wenn wir jetzt mal von vergleichbaren Autos ausgehen (Grösse/Leistung) ist der Kauf selbst nicht unbedingt das Teurere. Teurer ist die KFZ-Steuer und wahrscheinlich auch die KFZ-Versicherung, Wartungen sind ca gleich teuer, Reparaturen am Motor meist deutlich teurer (dafür aber tendeziell weniger häufig nötig).

Bei über 100Km täglich rechnet sich der Diesel gewöhnlich schon gut, ist auch besonders auf längeren Strecken ein viel schöneres und entspannteres Fahren. Auch die Lebensqualität steigt weil man nicht ständig an Spritkosten denkt wenn man Irgendwo hin fahren möchte.

Mit überlegen sollte man aber dass der Dieselantrieb wegen den Steuereinbussen dem Staat ein Dorn im Auge ist und daher versucht wird wo es nur geht den schlecht zu machen oder gar zu verbieten. Solltest Du darauf angewiesen sein in Innenstädte zu fahren müsstest Du jedenfalls darauf achten dass der die grüne Umweltplakette hat und damit rechnen dass künftig eine blaue Umweltplakette kommen kann (die nur modernste Euro6 bekommen würden). Brauchst Du hingegen nicht in Innenstädte (bzw Umweltzonen) kannst Du Dir diesen Umstand sogar zu Nutzen machen und einen Euro3 kaufen den Du wegen diesem Manko schon fast nachgeschmissen bekommst.

Bei wenig Fahren macht es dem Dieselmotor nicht direkt was aus. Problematisch kann es mit dem Partikelfilter (falls vorhanden) werden wenn kaum noch Betriebstemperatur erreicht wird und der nie ausgebrannt wird.