Utopische und dystopische Filme & Bücher?

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Um zu vermeiden, dass hier jede Zukunftsstory, in der die Welt den Bach runtergeht, als „Dystopie“ bezeichnet wird, zuerst eine Definition:

Wikipedia: „Eine Utopie ist der Entwurf einer fiktiven Gesellschaftsordnung, die nicht an die zeitgenössischen historisch-kulturellen Rahmenbedingungen gebunden ist.“ Das bezieht sich zunächst auf die Wortbedeutung οὐ- ou- „nicht-“ und τόπος tópos „Ort“: Nicht-Ort, ein Ort, der nicht real ist.

Der Begriff wurde von dem britischen Staatsmann und Autor Thomas Morus begründet und geprägt (Roman: "Vom besten Zustand des Staates oder von der neuen Insel Utopia", 1516). In der Tradition der Utopie nach Morus ist die Utopie nicht nur eine Geschichte, die an einem Ort spielt, den es nicht gibt (das wäre ein Märchen auch und jede fiktive Geschichte, die sich auf nicht reale Orte bezieht), sondern eine Denkmethode: Die (Sozial-)Utopie bezieht sich auf Elemente der gegenwärtigen Gesellschaft, greift deren Funktionsweisen und Tendenzen auf und projiziert sie in eine andere Gesellschaft. Diese kann sich in einem fernen, unbekannten Land befinden, in der Zukunft oder Vergangenheit, auf einem fernen Planeten oder im Traum. Entscheidend ist, dass die Utopie nicht nur eine Geschichte erzählt, sondern eine Gesellschaft abbildet und darin der realen Gesellschaft einen Spiegel vorhält. Nicht als exotischen Kick, sondern als Anregung zu gesellschaftlich-kritischem Denken. Die Utopie ist daher als diskursauslösend intendiert.

Dabei gibt es zwei Bewegungsrichtungen: 1. Vor allem in früheren Jahrhunderten wurde die Utopie in der Regel als Eutopie gestaltet, als „guter Ort“, der der bestehenden Gesellschaft eine idealtypische entgegenstellt. Dafür wird gewöhnlich der Begriff Utopie verwendet, obwohl das in strengem Sinne nicht richtig ist. 2. Das Gegenmodell zur Utopie, das Elemente der Funktionsweise der realen Gesellschaft aufgreift und in gesteigerter Weise oder als Extrapolation von Tendenzen in eine Gesellschaft einer entwickelteren Form dieser Tendenzen projiziert, ist die Anti-Utopie oder Dystopie. Fast alle modernen sozialutopischen Erzählungen sind bezeichnenderweise Dystopien ...

Um das zusammenzufassen: Utopie wie Dystopie sind Entwürfe einer nicht realen Gesellschaft, die auf eine reale Gesellschaft Bezug nehmen zum Zwecke des Auslösens eines Diskurses.

Damit sind nach-apokalyptische Szenarios, von denen es in der Science Fiction wimmelt, nicht utopisch im eigentlichen Sinn. Die Apokalypse wird dort nicht zur Darstellung gesellschaftlicher Verhältnisse thematisiert, sondern dient lediglich dem Aufbau eines exotischen Szenarios, dem Thrill. Auch utopisch-technische Romane, in denen Entwicklungen mit technischen Veränderungen begründet sind, gehören in engerem Sinne nicht dazu, sofern nicht thematisiert wird, was der Anteil der gesellschaftlichen Verfasstheit an der Auswertung der technischen Errungenschaften ist (vergleichbar mit Brechts „Galilei“, „In der Sache J. Robert Oppenheimer“ von Kipphardt oder „die Physiker“ von Dürrenmatt im Bereich der historisch-analytischen Literatur).

Die Klassiker:

Utopien: Thomas Morus: Utopia; Tommaso Campanella: Der Sonnenstaat, Francis Bacon: Neu-Atlantis; William Morris: Kunde von Nirgendwo; Etienne Cabet: Reise nach Ikarien; Samuel Butler: Erewhon (= Nowhere …); Edward Bellamy: Ein Rückblick aus dem Jahre 2000 auf das Jahr 1887; B.F. Skinner: Walden Two; Ernest Callenbach: Ökotopia

Dystopien: George Orwell: 1984, Farm der Tiere; Aldous Huxley: Schöne neue Welt; Jewgeni Samjatin: Wir; Ray Bradbury: Fahrenheit 451; Philip K. Dick schreibt praktisch nichts anderes als Dystopien … (allerdings nicht analytisch-diskursauslösend, sondern als paranoide Fieberträume)

Thelema  03.10.2011, 12:40

Dazwischen befindet sich von Ursula K. LeGuin der SF-Roman „Planet der Habenichtse“ (The Dispossessed), der eine unbeschönigte anarchistische Gesellschaft entwirft mit all ihren (möglichen) Fehlern und Problemen und sie in der Gestalt der Hauptfigur des Romans mit leicht in die Zukunft extrapolierten Gesellschaften irdischen Typs konfrontiert, die unschwer als der kapitalistische Westen und der realsozialistische Ostblock zu erkennen sind. Muss man gelesen haben!

In satirischer Weise konfrontiert Eric Frank Russell in seinem Episodenroman „Die große Explosion“ ein System, das recht deutlich von den USA geprägt ist, mit Gesellschaften, die von Außenseitern der dominanten Kultur gebildet wurden. Jahrhunderte nach einer explosionsartigen Kolonisation der Galaxis durch Menschen versucht die irdische Zentralregierung, die zersprengten Reste dieser Expansion wieder einzugliedern in ihr System. Aber die wollen gar nicht. Und die Erdenkultur kommt nicht gut weg dabei. Witzig!

Daraus stammt auch die Episode „Planet des Ungehorsams“, die in den 70ern im Zuge der Polit/Hippie-Bewegung eine gewisse Berühmtheit erlangte.

H.G. Wells' „Die Zeitmaschine“ scheint eine Utopie darzustellen (allerdings ohne analytische Tiefe), kippt dann aber zur Dystopie, als klar wird, dass die menschliche vermeintliche Idealgesellschaft auf der Ausbeutung eines Großteils der Bevölkerung beruht, die zu einer Art Neandertalern degeneriert sind.

Bei Wikipedia findest du eine umfassendere Darstellung mit Listen von Utopien und Dystopien:

http://de.wikipedia.org/wiki/Utopische_Literatur

Die englische Wiki ist wie immer viiiiieeel ausführlicher … Das kannst du gar nicht alles lesen …:-(

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Also bei Bücher kann ich dir nicht viel empfehlen, weil ich recht wenig gelesen habe. Aber der Schwarm kann ich dir empfehlen. Das Buch ist nicht um sonst so berühmt. Die Erde ohne uns von Alan Weisman. Es geht mehr um ein Gedankenexperiment, was wäre wenn der Mensch von heute auf morgen verschwindet. Was passiert danach. Was geschieht mit unseren Überbleibseln und und und ... Fand das Buch sehr interessant.

Bei Filme kann ich dir mehr nennen. Wobei ich noch nicht wirklich weiß was ein Utopische Film ist. Vielleicht ist der Begriff dafür etwas schwammig. Aber ich denke mit gutem Sci-Fi kann ich dich beraten.

Also Komödien:

  • Wall-E
  • Idiocracy

Mindfuckingmovies (also die Filme spielen ein bisschen mit deinem Kopf und verwirren etwas)

  • 12 Monkeys
  • Dark City
  • eXistenZ
  • 13th Floor

Post-Apokalyptisch

  • The Road
  • Children of Men
  • Book of Eli

Sci-Fi den ich jetzt nicht einordnen kann, aber eine gute Story hat.

  • Gattaca
  • Equilibrium
  • V wie Vandetta
  • Minority Report
  • i Robot
  • A.I.
  • Serenity
  • The Island
  • Cargo
  • Screamers 1+2
  • District 9
  • Pandorum
  • Matrix

ja, das war jetzt etwas viel. Hoffe das hat dich nicht so erschlagen ;)

Weiter gute dystopien sind: •NEVA • die Trilogie DIE BESTIMMUNG (erster Teil verfilmt ) • die Triologie GELÖSCHT, ZERSPLITTERTE und BEZWUNGEN

Filme. Metropolis Blade Runner

Bücher: Fast alle Bücher von Pihlip K. Dick sind dystopisch. ("Blade Runner" beruht auf seinem Roman "Do Androids Dream of Electric Sheep? Besonders empfehlen kann ich "The Three Stigmata of Palmerr Eldritch" und "Ubik". Stanislaw Lem hat viele Dystopien geschrieben. Beispiele sind "Eden", "Lokaltermin", "Der futurologische Kongess", "Memoiren gefunden in der Badewanne".

Die klassische Utopie ist "Gullivers Reisen" in der Urfassung, also nicht für Kinder umgefriemelt.

Da wird der eigenen Gesellschaft in Form einer Utopie der Spiegel vorgehalten. Auch von H.G. Wells gibt's ein paar tolle Bücher in dieser Richtung.

Die in diesem Thread erwähnten ScyFi-Stories sind übrigens meisten keine Utopien, sondern Geschichten, die statt im All auch im Wilden Westen oder in der Unterwelt von Chicago spielen könnten, also simple "Gut gegen böse-Geschichten". die natürlich trotzdem spannend sein können – aber eben keine Utopien sind.