Unterschiedliche Lebensziele?

3 Antworten

Die Angst „keinen anderen zu finden“ ist kein Grund, eine Beziehung aufrecht zu erhalten. Aber dies Erkenntnisse müssen auch andererseits nicht dafür sorgen, gleich alles über Bord zu werfen. Dass die Beziehung durch die Erkenntnis unterschiedlicher Lebensziele einen Knacks hat, ist klar. Aber wie sich jeder von Euch beiden weiter entwickeln wird, weiß niemand. Das Leben sorgt immer für Überraschungen, und wie man darauf reagiert, sieht man erst, wenn es so weit ist.

Was, wenn sich herausstellen würde, dass du sowieso keine Kinder bekommen kannst? Oder wenn du ungeplant schwanger wirst und den angehenden Papa dann doch der Vaterstolz überkommt? Was, wenn dir morgen ein anderer über den Weg läuft, in den Du dich Hals über Kopf verliebst? Was aber, wenn du dich in 10 Jahren grämst, weil du die Beziehung allmählich abgeebbt ist, und du aber inzwischen zu alt für einen Neustart bist?….. Überstürzte nichts, aber bleib mit deinem Partner im Gespräch über die Problematik. Dann werdet ihr mit der Zeit merken, ob es einen gemeinsamen Weg für euch gibt.

CheyenneSantana 
Fragesteller
 06.01.2022, 20:33

Ich bin aktuell 29 und man muss dann ja erstmal das passende Gegenstück wieder finden und irgendwann drängt ja auch die Zeit...

Eben das denke ich auch, jetzt suche ich einen anderen und gebe meine eigentlich große Liebe auf und dann kann ich vllt keine Kinder bekommen..

Ich hätte ihn auch als stolzen Vater eingeschätzt, aber so kann man sich täuschen und das vor allem so vor den Latz geknallt zu bekommen..

Danke auch für deine Denkanstöße

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Urlewas  06.01.2022, 21:57
@CheyenneSantana

Wirklich helfen kann dir da ja niemand fremdes. Aber ich wünsche dir einen guten Weg!

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eine freundin hat mir mal in einem gespräch gesagt:
"klar möchte ich gerne kinder, aber nicht von dir."
das habe ich mein ganzes leben lang nicht vergessen, auch wenn ich mittlerweile erwachsene kinder habe, jemand ganz anderes geheiratet habe, auch wenn sie mich damals für einen guten freund von mir (!) verlassen hat, und selbst nie kinder bekommen hat, egal wie oft sie es probiert hat -
das tut noch immer weh.

was du jetzt machen sollst, ist daher sehr schwer zu entscheiden.

schau dir deine beziehung an, vielleicht mal ohne die rosarote brille. niemand ist perfekt, es kommt eher drauf an, dass man gemeinsam irgendwie gut klar kommt. ist das der fall, weil ihr beide kompromisse macht - oder funktioniert es nur, weil einer, ggf sogar du, immer zurücksteckt.

männer haben niemals den gleichen kinderwunsch wie frauen. wie hat er es gemeint, in welchen zusammenhang wurde es besprochen? frauen haben geradezu biologisch den druck, mutter werden zu wollen, auch wenn ihnen das gar nicht bewusst ist (und auch, wenn sie überhaupt keine kinder haben wollen - es kann durchaus passieren, dass sie irgendwann mal meinen, sie hätten was verpasst).

selbst wäre ich in meinem leben genauso gut klargekommen, ohne kinder, allerdings kann man mit fug und recht sagen, nach 24 jahren ehe sind es ausschliesslich noch die kinder, die mir grösste freude bereiten, weil mein zusammenleben mit der ehefrau zwar technisch gut funktioniert, aber liebe, zärtlichkeit, nähe und romantik verschwanden, sobald die kinder da waren. das passiert häufig... vielleicht fürchtet er, dass das bei dir auch der fall sein könnte?

ohne kinder wäre ich schon längst gegangen. kinder stellen also eine sehr starke ankerwirkung da - wenn es die erst mal gibt, kommt er aus der nummer nicht mehr raus. will er das? zudem sind scheidungen zumeist mit grösseren finanziellen verlusten behaftet, für beide seiten übrigens, ich würde, selbst wenn ich mich unsterblich verlieben würde, nicht nochmal heiraten (update: ich habe mich vor 3 jahren unsterblich verliebt, und angesichts des desasters, was dann folgte bin ich heilfroh, dass es noch nicht zur scheidung und neuen heirat gekommen war. andere geschichte).

wie sieht denn deine lebensplanung aus? wenn du eine karriere anstrebst, einen beruf hast, in dem du aufgehst, kann das etwas sehr schönes sein. sind kinder da, passiert es schnell, dass du zuhause nur noch windeln wechselst, während das eigentliche leben woanders stattfindet. auch dein mann erkennt dich nicht mehr wieder. hat er dich zb als knallharte businesslady kennengelernt, wird ihm das mütterchen am herd nicht unbedingt genauso gefallen. (nur zur info: wir haben uns beruf und kinder zu 50:50 geteilt, traditionelle rollenverteilungen fanden wir immer blöd und unfair. wir sind beide berufstätig und das auch immer fulltime gewesen, wenn auch ein enormer koordinierungsaufwand getrieben werden musste.)

weit verbreitet ist auch die unsitte, im moment der hochzeit seinen partner als "eingekauft" zu betrachten, und in diesem moment alle die kleinen gefälligkeiten, reize, den spaß und das flirten abzustellen. ist ja nicht mehr nötig, der adler ist gelandet, die katze im sack, der fisch geputzt. unsicherheit bei der versorgung, bei der zukunft, was das zusammenleben anbetrifft, mag unangenehm sein, es hat aber auch einen gewissen reiz. man betrachtet den anderen nicht als selbstverständlich.

eine hochzeit selbst kann gruselig sein. fassen wir mal kurz zusammen: nur weil vor allem mädchen seit der kindheit daraufhin getrimmt werden, dass das der schönste tag im leben ist (man stelle s ich das früher vor, mit der hochzeitsnacht einer arragierten ehe - das grenzt schon an arglistiger täuschung). für männer ist er das keinesfalls. man tanzt tänze, die man nicht kann, zu musik, die man nicht mag, mit leuten, die gewzungenermaßen da sind, weil sie aus der schwiergerfamilie (oder noch schlimmer, aus der eigenen) sind, man bezahlt für schlechtes essen einen überzogenen preis, weil der raum dazugehört. der mann, der hochwertige outdoorkleidung bevorzugt, trägt einen anzug oder gar frack oder smoking, den er für sein leben nicht braucht, die braut eine textile mischung aus buttercremtorte und weissem haus in washington. geht was bei der frisur schief, ist das eine katastrophe, passiert irgendwas, ist es noch mit aberglauben und unglück etc, belastet. horror. ich kann verstehen, warum menschen nicht heiraten wollen.

versuch also herauszufinden, was es ist, was ihm vor dem heiraten und kinderkriegen solche sorgen bereitet. klopf diese punkte mal ab, sei nicht entsetzt, dass er so gemein ist, sprecht pragmatisch darüber. eine lebenspartnerschaft quasi eintragen zu lassen, hat vorteile. und kinder haben die auch, wenn man vernünftig damit umgeht, und nicht hormonell abdreht. wer über solche szenarien bescheid weiss, und sieht, dass auch der partner (zb du) damit ähnlich umgehen kann, ist vielleicht weit weniger abgeneigt, als jemand, dessen partner darin das ultimative lebensziel sieht.

ich hoffe, dir ein paar ansätze geben zu können, und ein bischen gesprächsbedarf mit ihm. versuch das zu klären, und zwar sofort, nicht erst nächstes jahr. denn, auch dass muss ich dir sagen, wenn eure lebensplanung nicht zusammenpasst, ist es keine gemeinsame lebensplanung. ihr müsst euch in diesen dingen einig werden können, und zwar in dem sinne einig, dass nicht nur einer von euch beiden zurücksteckt. werdet ihr das nicht, so leid es mir tut, musst du dich von ihm trennen. ob ein wechsel des partners deinen traum (noch) erfüllt, oder ob du dieses thema schon viel früher hättest ansprechen müssen, kann ich nicht beurteilen, sicherheit für glück im leben gibt es nicht, weder mit, noch ohne trauschein.

ich wünsche es dir natürlich von herzen.

CheyenneSantana 
Fragesteller
 06.01.2022, 20:29

Vielen Dank für deinen ausführlichen Text.

Wir lassen uns viele Freiräume, ich würde gern Sport mit ihm machen, aber ist nicht und ist dann auch ok. Bei Ausflügen bin meist ich die treibende Kraft. Aber wir haben auch gemeinsame Hobbys..

Wir streiten eher selten und es passt einfach, er ist hilfsbereit, liebevoll und immer für mich da...

Wir haben kürzlich gesprochen über die Themen und gestern sagte er, ihm liegt das Gespräch im Magen, er habe sich Gedanken gemacht und nun die Entscheidung getroffen...

Ich könnte mir vorstellen, da er kein liebevolles Elternhaus und im Streit geschiedene Eltern hat...

Aber er weiß, wie gut es bei uns harmoniert, wie fürsorglich wir sind.

Ich hab einen ganz guten Job, der mir Spaß macht, aber aktuell möchte ich nicht weiter aufsteigen und es würde mir so reichen. Ich würde gerne auch mit Kind wenn dann nach einem Jahr wieder arbeiten... Aber die Arbeit erfüllt mich nicht extrem, wie gesagt macht Spaß aber hauptsächlich um Geld zu verdienen...

Hochzeit wäre für mich einfach die Liebe zu bestätigen und es heiraten ja schon viele, man fragt uns ja auch immer wieder, da wir schon so lange zusammen sind... Ich würde wenn dann eh nur eine kleine möglichst entspannte Hochzeit wollen...

Und mit den Kinder ist das so, ich weiß es ist viel Stress, Sorgen etc aber es hat ja auch seine schönen Seiten. Aktuell würde ich es auch noch nicht wollen, aber denke eben Anfang Mitte 30 wäre es dann schon an der Zeit... (bin aktuell 29)

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CheyenneSantana 
Fragesteller
 06.01.2022, 20:35

Was leider auch ist, er geht Gesprächen gerne aus dem Weg

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pbheu  07.01.2022, 14:00
@CheyenneSantana

ja, typisch.

böse gesprochen: er ist mit seinem leben sehr zufrieden, und das, was er von einer partnerin braucht (gesellschaft, nähe, sex) bekommt er. tun muss er dafür wenig (es sei denn er verdient das ganze geld in eurer lebensgemeinschaft).
welchen grund sollte es also geben, über irgendwas zu sprechen? es könnten theoretisch ja "forderungen" oder "wünsche", nach änderung der situation zb, sein.

die will er nicht ändern, läuft ja auch super.

du musst ihm klar machen, dass du 12 jahre darauf gewartet hast, kinder zu bekommen und diese für ihn praktische situation in kauf genommen hast, um dieses ziel irgendwann mal zu erreichen. überleg dir vor so einem gespräch genau, was du an ihm oder von ihm hast, damit du ihm den wind aus den segeln nehmen kannst.

er geht gesprächen aus dem weg - das gilt nicht. wenn er sich nicht mit dir auseinandersetzt, konsumiert er dich lediglich, eine partnerin bist du dann in seinen augen nicht. das würde ich mir nicht gefallen lassen.

ich weiss nicht, wie alt du bist, aber alles über 30 wird schon sehr sehr spät, wenn man an nachwuchs denkt. er kann den auch mit 50 noch mit einer jüngeren produzieren, du dann aber nicht mehr. dir läuft die zeit davon, ihm nicht.

zu diesem gespräch musst du ihn zwingen. lehnt er es ab oder drückt sich, verlass ihn. das wird das einzige sein, was ihn aus der komfortzone holt und ihn zwingt, mal nachzudenken oder zu reagieren.

und erst dann wirst du sehen, ob er sich mühe gibt, um dich zu halten, oder ob er sich die nächste (dumme) sucht.

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Nach 12 (!) Jahren Beziehung hätte man da vielleicht schon mal früher drüber reden sollen.

Es ist schwer, wenn der eine heiraten & Kinder haben möchte, und der andere eben nicht.