Tagesablauf eines Piloten?

3 Antworten

Hallo,

Deine Arbeitszeit hängt davon ab, ob Du Kurz- oder Langstrecke fliegst und ob bei LH-Passage, Germanwings oder LH-Cityline, um beim Beispiel LH zu bleiben. Als Anfänger startest Du bei der LH-Passage natürlich mit der Kurzstrecke, also auf der A320-Family. Da gibt es schon Umläufe, die über mehrere Tage gehen, bei denen also eine oder auch mehrere Hotelübernachtung/en im Plan mit drin sind.

Germanwings als Billigflieger versucht natürlich, die Hotelkosten einzusparen und plant deshalb Tagestouren mit Rückkehr zur Heimatbasis, auch wenn das nicht immer klappt.

Die Flugdienstzeit pro Tag darf laut EU-OPS 13 Stunden nicht überschreiten. Kommt die Crew an die Grenze, ist natürlich eine Übernachtung fällig. Es gibt (oder gab es mal bis 2013) auch Touren über 10 Tage quer durch Europa. Danach hast Du dann aber auch entsprechend freie Tage.

Bei der Langstrecke hast Du geregeltere Arbeitszeiten, weil Du ja praktisch nur einen Flug am Tag (oder über Nacht) hast. Natürlich klappt es auch mit der Familie, auch wenn es etwas schwierig ist, aber das ist ja bei allen Schichtarbeitern so und anders als bei einem "nine-to-five-job".

Es gibt aber auch Elternteilzeit, es gibt Teilzeitverträge; das alles ist in Betriebsvereinbarungen geregelt. Du wirst auch betreut in Hinsicht auf einen drohenden Lizenzverfall (die ATPL-Theorie, ein Test über 2 oder 3 Tage mit Themen aus rund 15.000 Fragen, verfällt nach 7 Jahren - spätestens davor musst Du alle Berechtigungen erneuert und einen Erneuerungscheck im Simulator gemacht haben). Das wäre also für die Mädels interessant, wenn sie wegen des Mutterschutzes für mehrere Kinder länger zu Hause bleiben wollen.

Aber Du wärst ja nicht der Einzige in diesem Großbetrieb. Was bei den meisten MA funktioniert, klappt auch bei Dir. Es gab mal auf der LH-Pilotenseite einen beispielhaften Dienstplan, den habe ich aber nicht mehr gefunden. Schau einfach mal nach. Außerdem gibt es genug Spezialforen, in denen Du Dich schlau machen kannst. Du darfst nur nicht einer Antwort vertrauen, sondern musst alle gegeneinander überprüfen, weil auch viel Mist erzählt wird.

Um aber die endgültige Wahrheit herauszufinden, meldest Du Dich bei den Infotagen der LH an. Wer anders als die LH-MA können Dir korrekte Antworten auf alle Deine Fragen geben?

Jeder Tag ist anders. Das richtet sich nach dem Flugplan. Man hat auf jeden Fall KEINE geregelten Arbeitszeiten und ist auch nicht häufig zu Hause.

symmetri 
Fragesteller
 13.01.2015, 17:06

Danke

0

Das hängt davon ab, welche Art von Pilotendarseins Du meinst. Willst Du in den Passagierdienst, willst Du Fracht durch die Gegend gondeln oder denkst Du daran, bei der Bundespolizei einen Hubschrauber durch die Gegend zu fliegen? Oder Inselhobbing zu machen? Es gibt auch die Möglichkeit, für große Firmen im Werksverkehr zu fliegen. ..

Möglich ist grundsätzlich alles. Ich habe selbst ein 4-jähriges Kind. Mein Ehepartner und ich sind beide im Schichtdienst tätig und stimmen unsere Dienstpläne aufeinander ab. Wir sind beide vollzeit berufstätig. Unser Sohn ist von 8 bis 14 Uhr im Kindergarten. Klappt prima und man kann nach dem Nachtdienst ausschlafen, wenn es nicht gerade Samstag oder Sonntag ist.

Mein Mann kommt tgl. nach Hause und hat nur noch Spätdienste oder Nachtdienst. Morgens bringt er den Kleinen in den Kindergarten und holt ihm wieder ab, bevor er zur Arbeit fährt und spät in der Nacht wieder zurück kehrt. Wenn keiner von uns da ist, springt die Oma ein, die nur ein Haus weiter wohnt.

Die Zeit, wo wir uns alle zusammen sehen, ist mehr als rar! Bedingt durch die unterschiedlichen Dienstzeiten sehe ich auch meinen Ehemann kaum -es sei denn, wir haben zufällig beide frei oder gerade Urlaub! Wenn ich Pech habe, verbringe ich meine freie Zeit im Hotelzimmer. Wenn ich nach Hause komme, hole ich meinen Sohn von der Oma ab und unternehme was mit ihm. Meine freie Zeit gehört dann ausschließlich ihm. Wenn ich nicht zu Hause bin und mein Mann frei hat, ist er für ihn da, spielt mit ihm, macht Ausflüge und bringt ihn zu Bett. Ansonsten die Oma. Mein Mann ist ja nachts bei ihm zu Hause. Nachtdienst haben wir eigentlich so gut wie nie beide zusammen.

Unser Kleiner ist es von klein an nicht anders gewohnt und es ist für ihn normal, dass immer jemand von uns nicht da ist. Da fragt oder trauert er auch nicht. Wenn Mama den Koffer packt, weiss er, dass ich arbeiten muss. Er fragt, wann ich wieder komme und alles ist gut. Ansonsten ist er ein normal entwickeltes, immer gut gelauntes und ausgeglichenes Kleinkind, das nicht den Eindruck erweckt, als würde ihm was fehlen.

Familienleben sieht allerdings anders aus. Gemeinsames Weihnachten oder Kindergeburtstag gibt es bei uns so gut wie gar nicht. Genauso wie es Feiertage nicht gibt. Teilnahme an gemeinsamen Feiern, Grillfesten, Hochzeiten etc. Ist schwierig bis unmöglich.

Du siehst - es geht alles. Aber es ist alles vom Anfang bis zum Ende stramm durchorganisiert. Wenn ein Glied in der Kette bricht, macht uns das ziemliche Probleme. Der Faktor Erholung bleibt auf der Strecke - Urlaub teilweise auch. Mein Mann muss seinen Urlaub im August für das Folgejahr schon planen. Da weiß ich noch nicht, wie mein Urlaub und mein Dienstplan für das nächste Jahr aussieht. Alles ist möglich -aber nicht einfach.

Die Entscheidung, ob man solch ein Leben möchte oder nicht, muss jeder für sich selbst treffen. Der Partner und die Familie muss hier in jedem Fall mitspielen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Beruf und Erfahrung
Pilotflying  14.01.2015, 12:40

"Inselhopping" war natürlich gemeint :-). Manchmal schleichen sich solche Fehler ein, wenn man viel vom Smartphone aus schreibt...

0