Staffordshire terrier für Anfänger?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Zunächst einmal freue ich mich, dass du dir so viele Gedanken dazu machst. Doch meine Antwort lautet ganz klar: Nein.

Ich will es dir auch erklären:

Es hat NICHTS mit der "Listen-Rasse" zu tun. Im Gegenteil Amstaffs sind super-liebe familien-taugliche Hunde, denen du sogar Kleinkinder anvertrauen kannst (ganz im Gegensatz zu manch anderen Rassen).

Vielmehr musst du dich auf drei grobe Themenbereiche vorbereiten:

  1. Kraft
  2. Mut
  3. Art mit Konflikten umzugehen

JEDER Hund ist, solange er lieb und nett ist, ein toller "Schoßhund". Die Probleme beginnen aber, sobald die Probleme beginnen.

Kraft

Amstaffs sind ausgesprochen stark. Wenn du auch nur eine Zehntelsekunde nicht aufpasst, reißen die dich einfach um. Und liegend kannst du so gut wie gar nichts ausrichten. Es braucht also reichlich Erfahrung, wann man die eigenen Sinne mal in den Suspend-Mode schicken kann, und wann man besser wie ein Luchs aufpasst.

Mut

Amstaffs sind, obwoh ausgesprochen lieb, durchaus mutig. Sie wurden einst für Hundekämpfe gezüchtet und scheuen keinen Kampf. Wenn sie sich zurückhalten, dann NUR - und ausschließlich -, weil sie so erzogen werden.

Art mit Konflikten umzugehen

Damit sind wir im dritten Themenbereich: Was, wenn es doch mal Stress gibt? Schließlich will man es nicht; aber es lässt sich auch nicht sicher vermeiden. Jederzeit kann dir irgendsoein Tölpel begegnen, der seinen kackendreisten und völlig erziehungsfreien Hund nicht anleint; oder der selbst auf deinen Hund zustürmt, als gäbe es kein Morgen.

Viele sogenannte "Anfänger-Rassen" bauen sich dann vor dem vermeintlichen Feind auf und kläffen "nur". Vielleicht schnappen sie auch hier und da mal zu; doch das wird, wenn man nicht viel Pech hat, so gut wie nie zu einem ernsthaften Problem.

Stelle dir hier einen Chihuahua vor: Klar tut das weh, wenn er mal zuschnappt. Doch bevor er dir einen Arm abgekaut hat, vergehen ein paar Stunden. Und in der Zwischenzeit nimmst du ihn einfach hoch und hältst ihn am ausgestreckten Arm von dir ab.

Selbst Schäferhund, Rottweiler & Co sind hier noch verhältnismäßig harmlos: Durch die Art ihres Beißens hast du immer wieder Gelegenheit, dich nicht "durchkauen" zu lassen. Sie tackern dich eben. Sicher: Das tut durchaus höllisch weh; doch am Ende lässt es sich (meistens) auch wieder flicken und es bleiben nur ein paar selische und physische Narben zurück.

Amstaffs sind dagegen genetisch erprobte Kämpfer. Die hauen ihre Zähne gnadenlos und rücksichtslos ins Gebälk des Feindes und nicht einmal ein Brecheisen bekommt die dann mehr auseinander. Fasst du da falsch rein, bist du innerhalb von einer Zehntelsekunde einen Finger oder die ganze Hand los. Und der Hund merkt's nicht mal.

Bevor dieser Hund ablässt, hat der Feind einen Arm, ein Bein oder ein halbes Gesicht weniger; mindestens aber Verletzungen, die nur noch ein plastischer Chirurg zumindest äußerlich halbwegs flicken kann.

Du siehst also: Während du bei "Anfänger-Rassen" durchaus noch Fehler machen kannst und - zumeist - schlimmstenfalls ein paar Hundert oder ein paar Tausend Euro für "Schadenersatz" aufbringen musst, könnte schon der kleinste Fehler beim Amstaff mit schweren Verletzungen oder sogar dem Tod des Feindes enden.

Dann wird man auch prüfen, wie viel Vorerfahrung du besessen hast, bevor du dir so einen Hund ins Haus geholt hast. Und dabei wird die Vorerfahrung deines Beraters nicht gezählt, denn es ist deine - und allein deine - Verantwortung.

scofield2000 
Fragesteller
 24.01.2021, 18:53

Das hat mir grad sehr weiter geholfen, vor allem der letzte Punkt hat mich sehr zum nachdenken gebracht. Ich muss es einfach einsehen, dass eine andere Rasse eindeutig besser wäre.

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Unsinkable2  24.01.2021, 19:02
@scofield2000

Meinen ausdrücklichen Respekt für deine aufrichtigen Gedanken. Da könnte sich so mancher eine dicke Scheibe von abschneiden.

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Jesus3400  05.03.2024, 21:25

und enorm viel Auslauf meine kommen auf 138 km in der Woche und das fullpower

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da ich ich gehörte habe dass man schon eher “streng” sein soll

Streng muss man nicht sein. Konsequent schon.

Es gibt m.M.n. keine „Anfängerhunde“, es gibt lediglich Hunde, die gut zu einem passen und solche, die sich eigentlich überhaupt nicht für den jeweiligen Lebensstil eignen.

Du solltest erstmal abklären, ob du an deinem Wohnort überhaupt einen halten darfst. In den meisten Bundesländern ist es praktisch unmöglich, eine Genehmigung für die Haltung zu bekommen.

Ansonsten kannst du dir Züchter (VDH/FCI) raussuchen, denen einen Besuch abstatten und die Rasse mit all ihren positiven und negativen Seiten kennenlernen. Und/oder du suchst dir Amstaff Halter, kommst auf Spaziergänge mit usw. Dann solltest du ein klares Bild davon bekommen, ob ein Amstaff charakterlich zu dir passt oder nicht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Hundehalterin
scofield2000 
Fragesteller
 24.01.2021, 18:28

Hier wäre die Haltung schon erlaubt. Die Idee mit dem Spaziergang ist sehr gut, an diese Möglichkeit habe ich noch gar nicht gedacht - Danke. :)

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MaschaTheDog  24.01.2021, 18:45
@scofield2000

Du lebst also in SH, Thüringen oder Niedersachsen?

Hab grad gelesen, dass der Hund 4h alleine bleiben soll. Du musst bedenken, dass es eine Ewigkeit dauern kann, bis der Hund das überhaupt kann. Das Training beginnt man erst, wenn der Hund bereits etwa 6 Monate alt ist und danach kann es nochmal ein halbes Jahr+ dauern, bis er die 4h stressfrei meistert. Das sollte man vor der Anschaffung im Kopf haben.

Vor der Anschaffung jeglichen Hundes würde ich mir auf jeden Fall noch entsprechende Literatur beschaffen und mich weitreichend informieren.

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scofield2000 
Fragesteller
 24.01.2021, 18:50
@MaschaTheDog

Nein lebe in Oberösterreich:)

Das es so lange dauert war mir ehrlich gesagt nicht so bewusst & ja werde ich aufjedenfall machen.

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Diese Hunderasse ist absolut nichts für Anfänger, sondern nur für erfahrene Hundehalter mit langjähriger Erfahrung, die ihn auch konsequent erziehen können. Schau einmal ins Tierheim, es warten viele Hunde auf neue Plätze. Dort kannst du auch gut beraten werden. Ich hatte bisher alle meine Hunde aus dem Tierheim.

Außerdem überlege gut, ob du auch wirklich die nötige Zeit für einen Hund hast. Ich habe seit Jahren Schäferhunde, doch der Zeitaufwand ist enorm und Urlaub fahren gibt es für mich auch nicht mehr. Doch das sind mir meine Hunde immer wert gewesen. Ich lasse meinen Hund höchstens 3 Stunden allein daheim.

Ich rate Dir als Anfänger dringend davon ab.

Einfach aus dem Grund dass Du als Anfänger überhaupt nicht weisst was du Dir mit einem Listenhund ans Bein bindest....

Anfänger machen immer Fehler in der Hundeerziehung. Das ist völlig normal und auch nicht schlimm. Man kann ja lernen. Aber nicht mit ein paar Tips aus dem Internet.

ABER: Diese Hunde haben nun mal ein schlechtes Image. Daran kann man nicht rütteln. Und es ist einfach ein Unterschied ob Du einen Pudel an der Leine hast der mal bellt oder schlimmstenfalls an jemanden hochspringt oder ob es ein Staff ist.

Bei ersterem hast du eine gute Chance dass die Leute nachsichtig sind. Beim Staff hast Du sofort die Polizei auf dem Hals.

Ausserdem ist ein Staff ein Terrier - und die sind sehr "durchsetzungsfähig" - da musst Du Halter auch was dagegen setzen können. Sie müssen perfekt erzogen sein, Du musst in der Lage sein diesen Hund souverän zu führen und Du musst Dich mit der Umwelt auseinandersetzen. Es macht einfach keinen Spass wenn alle Leute auf der Hundewiese die Flucht ergreifen wenn Du ankommst. Es macht auch keinen Spass von Leuten auf der Strasse beschimpft zu werden mit Deinem "Kampfhund". Da kann der noch so lieb sein - die Leute wissen das nicht und wollen es auch nicht wissen.

Du kommst im Urlaub in kein Hotel mit so einem Hund. Die meisten Restaurants verbieten auch Listenhunde - selbst wenn sie sonst Hunde erlauben. Eine Mietwohnung bekommst Du mit so einem Hund auch nicht.

Das kann einem den Spass an der Hundehaltung ziemlich vermiesen. Ich habe jetzt seit 40 Jahren Hunde - viele Pflegehunde unterschiedlichster Rassen - aber einen Staff würde ich niemals wollen und nehmen. Nicht weil ich was gegen die Rasse habe - aber ich möchte mit einem Hund Spass haben und hingehen und hinfahren können wo ich will. Ohne mich ständig rechtfertigen zu müssen.

Ich verstehe wirklich nicht warum man sich das als Anfänger antun möchte. Ganz abgesehen von den ganzen Kosten und Auflagen. Was ist so toll an einem Staff ? Was hat der was andere Hunde nicht haben ? Ausser dem schlechten Image ?

Staffs sind mega tolle Hunde, aber bedenke bitte, dass es (leider) ein sogenannter Listenhund ist.

Strenge ist das falsche Wort, Konsequenz und Geduld.

Ich würde niemals einen Listenhund an Anfänger vermitteln.

Die Auflagen und Ansprüche sind hoch und genau da kapitulieren viele... Endstation Tierheim