Sind Mobbingopfer selber Schuld?

17 Antworten

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Sind eurer Meinung nach Opfer von Mobbing selber Schuld dass es sie trifft aufgrund ihres Verhaltens etc.

Ein klares russisches HET (NJET).

Wenn sich jemand sehr asozial verhält und der Wind deshalb mal von vorn kommt, er vielleicht sogar „unten durch“ ist, so ist das natürlich verständlich. 

Mobbing freilich sagt selbst dann weit mehr über die Mobber aus als über den Gemobbten. Das gilt vor allem, wenn man ein regelrechtes Kesseltreiben gegen jemanden veranstaltet, beginnt, ihn zu verleumden etc..

Noch viel mehr gilt es natürlich dann, wenn der jemand „für nix“ gemobbt wird oder, noch schlimmer, für prosoziales Verhalten. Das wiegt doppelt schwer, denn einerseits wird ein Verhalten abgewertet, eine Gemeinschaft dringend braucht, damit man ih ihr ein menschenwürdiges Leben führen kann, das also auch Asis gern von Anderen in Anspruch nehmen, und dann kommt das Mobbing noch erschwerend hinzu. Wie die Tötung eines Menschen zu dem Zweck, eine Straftat zu ermöglichen, Mord und nicht nur Totschlag ist, so ist Mobbing für prosoziales Verhalten ganz besonders verwerflich.

Und verwerflich ist auch, seitens einer Leitung (z.B. einer Schule) von Mobbing oder Gewalt zu wissen, aber nichts dagegen zu unternehmen, egal ob aus Sorge um den Ruf der Einrichtung oder aus falsch verstandener „Toleranz“. Je mehr Macht jemand hat, dagegen etwas zu tun, desto schuldiger ist er, wenn er es nicht tut. Es ist Mittäterschaft.

Auch das Schuldzuweisen an das Opfer eines solchen Kesseltreibens selbst ist Mittäterschaft, wie Schuldzuweisung an ein Vergewaltigungsopfer eine erneute Vergewaltigung ist und eigentlich auch als solche gewertet werden sollte.

Das Allerschlimmste ist es, ein Opfer von Gewalt, etwa sexualisierter Gewalt, zu mobben und ihm für die Gewalt und das Mobbing selbst in die Schuhe zu schieben (siehe den Fall Retaeh Parsons aus Kanada). Das ist eine Autobahn, die ACDC einst besungen haben…

Verdient hat eindeutig niemand Mobbing! Allerdings bin ich der Meinung, dass gewisse Andersartigkeit einer Person sie anfälliger für Mobbingattacken machen kann. Ich wurde beispielsweise gemobbt, weil ich eine Nervensäge war. Und eine Nervensäge war ich, weil ich ADHS habe. Können tu ich dafür nichts. Trotzdem musste ich sehr darunter leiden und ändern konnte ich mein Verhalten ja auch nicht, denn es war krankheitsbedingt. 

Egal in welchem Kontext, Mobbing ist niemals in Ordnung! Wenn es einen so hart trifft, wie mich, dann entwickelt man Depressionen und soziale Phobien. Das Gefühl der Wehrlosigkeit ist nicht zu unterschätzen. Es untergräbt auf Dauer jegliches Selbstwertgefühl und macht krank, vor allem wenn man sich an niemanden wenden kann und nicht gelernt hat, entsprechend zu kontern.

CodGhostbuster 
Fragesteller
 12.05.2017, 19:45

Und wie hast du es überwunden wenn ich fragen darf? Einem Mädchen an unserer Schule widerfuhr ähnliches sie nimmt jetzt Ritalin und ist recht unnauffällig

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Wolkenparty  12.05.2017, 19:47
@CodGhostbuster

Ich bin inzwischen auch medikamentös eingestellt, aber die Phobie und die Depressionen hatte ich über Jahre. Ich musste ziemlich lange Psychotherapie machen, um wieder ein gesundes Selbstbild zu entwickeln und meine Probleme abzubauen. Hätte ich die Diagnose ADHS früher bekommen, wäre mir vermutlich sehr viel Leid erspart geblieben. Na ja, ich habe es jetzt soweit überstanden. :)

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Also meiner Meinung nach gibt es hier 3 Arten:

Ich finde es gibt auch die, die am Mobbing selber schuld sind: Das sind Personen die wissen, dass ein bestimmtes Verhalten Mobbing hervorruft aber es trotzdem tut. Z.B. kenne ich einen Jungen der mal erzählt hat, dass er die Papierschnibsel die in der Klasse herumgeworfen worden immer vom Boden aufgehoben hat und ich weiß das er gemobbt wurde. Einerseits ist es immer gut sich treu zu bleiben, aber so macht man Mobbing nur schlimmer oder kommt dadurch erstmal in Mobbingsituationen. Warum die Leute ihn deswegen gemobbt haben ist ja wohl klar, mal davon abgesehen ob man es gut oder nicht gut finden sollte: Das ist ja gutes Benehmen und das ist ja leider uncool geworden :(

Anderseits gibt es die, die nichts für das Mobbing können:
Allein schon wegen der Anwesenheit, der Persönlichkeit und dem anders denken-verhalten-handeln als die Mehrzahl. Die Menschen die in eine neue Gruppe/Gemeinschaft/Situation reinkommen und einfach so sind wie sind werden halt leider nicht mehr automatisch toleriert/akzeptiert. Die Welt ist halt ziehmlich egoistisch geworden. So etwas ist mir passiert: Die Menschen in der Schule kannten mich noch nicht mal, ich hatte nicht mal den Mund aufgemacht ich wurde sofort gemobbt. Ich war klein, hatte andere Kleidung an, hab mich höflich und sozial verhalten, war einfach ich. Schwups war ich abgestempelt. Wie sag ich immer: Anpassen ist gut verstellen ist mist. Man sollte sich selbst treu bleiben. Irgendwann hab ich einfach die Zähne zusammengebissen und einfach gewartet bist die Hauptschulzeit vorbei ist. Verstellen, also das zurückstellen meiner Persönlichkeit kam für mich nie in Frage.

Ich bringe noch Nr.3 ins Spiel. Das sind Personen die Mobbing hervorrufen, aber trotzdem nichts dafür können z.B. durch das tragen von Hörgeräten, geistiger Behinderung und Co. Dies ist eine Mobbingart die durch die Gesellschaft oder einzelnen Personen/Gruppen entstanden ist, weil immer öfters offen etwas schlecht geredet wird.

Fragant1995  12.05.2017, 20:25

Nur die Leute die daran "selbst schuld" sind haben es halt auch nicht verdient. Die Leute einfach mal so sein lassen wie sie sind.

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Rutscherlebnis  12.05.2017, 21:16
@Fragant1995

Das ist eine ordentliche Analyse.In einem gewissen Alter hat man nur die Selbstreflexion und Selbterkenntnis nicht,um danach handeln zu können.

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SlowPhil  21.10.2017, 18:40

Ich finde es gibt auch die, die am Mobbing selber schuld sind: Das sind Personen die wissen, dass ein bestimmtes Verhalten Mobbing hervorruft aber es trotzdem tut.

Damit bin ich überhaupt nicht einverstanden, insbesondere nicht in dieser Generalität (womit ich natürlich hier keine Gesamtheit hoher Offiziere meine).

Es kommt darauf an, was für ein Verhalten es ist.

Wenn sich jemand asozial geriert und deshalb der Wind für ihn auch mal von vorn kommt, kann ich das durchaus nachvollziehen, und der wäre durchaus auch selbst schuld daran.

Ein nicht asoziales oder gar prosoziales Verhalten, wozu das Aufheben von Papierschnipseln oder anderem Müll durchaus gehört, kann unter gar keinen Umständen eine Rechtfertigung von Mobbing sein, ganz im Gegenteil. Mobbing wegen prosozialen Verhaltens ist doppelt schlimm.

Wer deshalb mobbt, soll von mir aus gern seinen Müll achtlos wegwerfen, aber in einer besonderen Zone, in der sich nur Leute wie er selbst aufhalten und niemand anders leben muss. jeder hat das Rechtm in seinem eigenen Unrat zu ersticken, solange er niemanden sonst dazu zwingt.

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Fragant1995  22.10.2017, 12:19

Ich habe das Mobbing von solchen Menschen nicht gerechtfertigt und werde es auch nie tun! Die Gesellschaft gibt halt vor was-wer-wie-wo gemobbt wird, was für die Personen aber noch lange keine Rechtfertigung zum mobben ist!

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SlowPhil  29.10.2017, 18:22
@Fragant1995

Ich habe das Mobbing von solchen Menschen nicht gerechtfertigt…

Das nicht, aber schon die Worte „selber schuld“ verwendet.

Natürlich ist das nicht dasselbe, denn das Portemonnaie oder ein teures Handy offen herumliegen zu lassen rechtfertigt keinen Diebstahl, ist aber leichtsinnig.

Trotzdem würde sich selbst in diesen Falle sagen: Vertrauen mag nicht immer gerechtfertigt, darf aber keinesfalls ein „Verbrechen“ sein.

Wer will schon in einer Gesellschaft leben, in der wir in einem Bärenschutzkostüm das Haus verlassen und unsere Wohnungen zu Festungen ausbauen müssten?

Erst recht kann ich die Bewertung prosozialen Verhaltens als „Schuld“ nicht akzeptieren, denn das wäre eine ganz und gar pervertierte „Moral“: „Verhaltet euch asozial, damit ihr von Asis akzeptiert werdet“.

Die Gesellschaft gibt halt vor was-wer-wie-wo gemobbt wird,…

„Die Gesellschaft“ sind die Menschen, aus denen sie besteht. Wie schon der große georgische Philosoph J. Dschugaschwili sagte: „Ein Mensch, ein Problem. Kein Mensch, kein Problem“.

Eine Gesellschaft, die prosoziales Verhalten ächtet und asoziales honoriert, ist selbst asozial. Wie gesagt: Wer gern Müll macht und Leute verachtet, die ihn wegmachen, soll dies gern in einem eigenen Reservat machen, in dem er dann in seinem Müll ersticken darf, wenn er will. Er soll nur Andere nicht dazu zwingen, dieses Schicksal zu teilen.

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Fragant1995  22.10.2017, 12:21

Nur viele meinen halt, ihr Mobbingverhalten mit der Gesellschaft wie z.B. Aussagen wie "Alle hassen solche Menschen" zu rechtfertigen. Schlimm!

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Hallo C.,

Opfer sind niemals Schuld an den Taten der Täter. Die Verantwortung für die Tat liegt bei dem der sie tut!

Immer wieder wird die Frage nach der Schuld der Opfer gestellt.

Sind die Juden schuld am Holokaust?

Die vergewaltigten Frauen and der Vergewaltigung?

Die Ehrenmord-Opfer an ihrem eigenen Tod?

Die zuweisung von Schuld an die Opfer ist schrecklich, denn sie entschuldigt den Täter und gibt dem Opfer die Schuld oder zumindest die Mitschuld.

Opfer von Mobbing haben gewisse Eigenschaften, die sie für Täter zur Zielscheibe machen. Um sich zu schützen sollten sie an diesen Eigenschaften arbeiten und sich rechtzeitig Hilfe suchen. Dass sie es oft nicht wissen/können/schaffen bedeutet aber keinesfalls, dass sie Verantwortung tragen für das Verhalten von anderen.

LG, Hourriyah

SlowPhil  21.10.2017, 18:54

Die zuweisung von Schuld an die Opfer ist schrecklich, denn sie entschuldigt den Täter und gibt dem Opfer die Schuld oder zumindest die Mitschuld. 

Ich würde sogar sagen: Schuldzuweisung an das Opfer ist Mittäterschaft.

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Solche Theorien sind ein Tritt für jede Person, die Opfer solcher Attacken in der Schule/auf dem Arbeitsplatz sind.

Weder hat ein Mensch so etwas verdient, noch hat er in irgendeiner Weise eine Schuld, die so etwas rechtfertigen würde! Die Gründe für Mobbing sind andere Style, andere Meinung, andere Hautfarbe, andere Religion, kurz: Alles, was für manche Personen neu und unbekannt ist!