Sind deutsche Tierzoos Tierquälerei?

Das Ergebnis basiert auf 30 Abstimmungen

Ja 60%
Nein 40%

10 Antworten

Nein

Nein, ganz klare Antwort. Das gilt zumindest für die wissenschaftlich geführten Zoos.

Zoos sind wie jeder andere Halter von Tieren zur Einhaltung des Tierschutzgesetzes verpflichtet und damit gesetzlich daran gebunden, die ihnen anvertrauten Tiere artgerecht zu halten und zu ernähren. Darüber hinaus ist es im Interesse der Zoos selbst, dass die Tiere nicht leiden. Zoobesucher verlangen heute, dass die Tiere im Zoo gut gehalten und schauen kritisch hin - und das ist auch gut so! Die wissenschaftlichen Zoos wissen, dass die Zoobesucher gesunde, zufriedene Tiere sehen wollen und dass die Zoobesucher ausbleiben, wenn die Haktungsbedingungen schlecht sind. Ich kenne aber auch keinen Zootierpfleger, Tierarzt oder Zoodirektor, der es gerne sähe, wenn seine Tiere leiden würden.

Die modernen Zoos von heute haben mit den Tiergefängnissen von früher nichts mehr zu tun. Moderne Anlagen sind großzügig bemessen und ermöglichen dem Tier, sein natürliches Verhalten vollumfänglich auszuleben. Tierpfleger lassen sich viele kreative Dinge einfallen, um ihre Tiere zu beschäftigen, damit es nicht zu Langeweile kommt. Gleichzeitig wird in Zoos immerwährend geforscht, um die Haltungsbedingungen immer weiter zu verbessern.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

medmonk  16.04.2022, 13:47
Zoos sind wie jeder andere Halter von Tieren zur Einhaltung des Tierschutzgesetzes verpflichtet und damit gesetzlich daran gebunden, die ihnen anvertrauten Tiere artgerecht zu halten und zu ernähren.

Nenne mir bitte einen Zoo in Deutschland oder in Europa, in denen Großkatzen, Bären, Giraffen, Elefanten und ähnliches artgerecht(!) gehalten und gefüttert werden. Vor allem sage mir bitte, was du selber unter artgerecht verstehst.

Moderne Anlagen sind großzügig bemessen und ermöglichen dem Tier, sein natürliches Verhalten vollumfänglich auszuleben.

Hast du dich mit den aufgeführten Tieren mal intensiver befasst hast? Sprich Lebensraums und Lebensweise? Der natürliche Lebensraum des Eisbären wäre z.B. die Arktis, mit einer Fläche von ~27 Mio. km². Auf der Landmasse legt er weite Strecken zu Fuß zurück, wird dabei bis zu 40 km/h schnell und schwimmt in der freien Natur auch mal 700 km am Stück an sein neues Ziel.

Laut Säugetier-Gutachten benötigt ein Eisbär in Deutschland mindestens 200 Quadratmeter Freifläche. Erkläre mir bitte wie das auch nur Ansatzweise mit artgerecht in einklang zubringen ist, wenn sich dieses Tier eigentlich auf einer Landmasse von ~27 Mio. km² bewegt sowie teils 700 km am Stück schwimmt.

Moderne Anlagen sind großzügig bemessen und ermöglichen dem Tier, sein natürliches Verhalten vollumfänglich auszuleben.

Nenne mir nur ein Zoo, ein Bärengehege, in dem z.B. ein Eisbär auf ~200 m² sein natürliches Verhalten vollumfänglich ausleben kann. Wie soll das gehen? Wie, wenn mit 0,0007% nur ein Bruchteil an Platz vorhanden ist? Wann und wo kann so ein Tier auf nach unterschiedlichen Fischen und Robben jagen?

Versteh mich nicht falsch, die Tierpfleger und Tierärzte kümmern sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten um die Tiere und wollen diesen sicher nichts Böses. Nenn das ganze aber bitte nicht artgerechte Haltung und Ernährung, wenn so ein schönes Tier auf 200, 300 oder 400 m² eingepfercht wird.

Ein bewegungsaktives Tier wie der Eisbär kann in keinem(!) Zoo der Welt sein natürliches Verhalten vollumfänglich ausleben. Da nützten auch lieb gemeinte Spielzeuge, Kletterbäume oder was weiß ich nichts. Solche Tiere werden in ihrer freien und natürlichen Entfaltung mehr als nur eingeschränkt.

LG medmonk

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Darwinist  17.04.2022, 12:50
@medmonk

Hallo medmonk,

vielen Dank für deinen Kommentar. Gerne möchte ich darauf antworten.

Nenne mir bitte einen Zoo in Deutschland oder in Europa, in denen Großkatzen, Bären, Giraffen, Elefanten und ähnliches artgerecht(!) gehalten und gefüttert werden.

In allen wissenschaftlich geführten Zoos in Deutschland werden die Tiere artgerecht gehalten. Natürlich kann nicht jeder Zoo jede Tierart artgerecht halten. Grûnde dafür können unterschiedlich sein, z. B. fehlender Platz oder finanzielle Beschränkungen. Haltungen, die nicht mehr zeitgemäß sind, werden deshalb aufgegeben. In den letzten zehn, zwanzig Jahren haben die Zoos ihren Tierbestand reduziert nach der Devise: lieber weniger Arten halten, dafür vernünftig. Wo es möglich ist, bauen die Zoos neue, zeitgemäße Anlagen. Ist das nicht möglich, läuft die Haltung der jeweiligen Art aus.

Wo es möglich ist, werden die bestehenden Anlagen für andere Arten umgebaut. Das alte Bärengehege im Tierpark Mundenhof wurde z. B. für Buntmarder umgebaut. 2020 wurde es sogar mit dem BDZ Biber ausgezeichnet. In Leipzig wurde die alte Bärenburg zu einem Kinderspielplatz mit Café und einer Ausstellung über die historische Bärenhaltung umgebaut.

Den Wandel in der Tierhaltung in modernen Zoos kann man z. B. im Zoo Leipzig sehen. Dort sind seit 2000 im Rahmen des Masterplans "Zoo der Zukunft" moderne, tiergerechte Immersionsgehege entstanden, u. a. die Kiwara-Savanne mit afrikanischen Huftieren (u. a. Grévy-Zebras, Rothschild-Giraffen, Säbelantilopen, Weißnacken-Moorantilopen, Thomsongazellen, Strauße und Zwergflamingos), die Tiger-Taiga und das Leoparden-Tal (für Amurtiger und Amurleoparden), ein neues Gehege für die Irbisse im Himalaya-Bereich, die Elefantenanlage Ganesha Mandir (Asiatische Elefanten) und die Löwensavanne.

Eine der größten und modernsten Anlagen für Afrikanische Elefanten ist in Erfurt entstanden, jüngst wurde auch in Dresden die bestehende Anlage erweitert und modernisiert. Ebenfalls neu entstand mit Africambo II eine moderne Anlage in Magdeburg. Für Asiatische Elefanten sind die Anlagen im Zoo Köln und in Zürich zu nennen. Neue, artgerechte Anlagen für Eisbären kann man u. a. in Rostock, München und Nürnberg sehen.

Vor allem sage mir bitte, was du selber unter artgerecht verstehst.

Art- oder besser tiergerechte Haltung bedeutet, dass ein Tier sein natürliches Verhalten ausleben können muss, also z. B. sein Ruhe- und Rückzugsbedürfnis, Bewegung, Komfortverhalten, Sozialverhalten oder auch das Fortpflanzungsverhalten. Zur artgerechten Haltung gehört ferner die bedarfsgerechte Ernährung.

Der natürliche Lebensraum des Eisbären wäre z.B. die Arktis, mit einer Fläche von ~27 Mio. km².

Ein Eisbär nutzt aber nicht die gesamte Fläche der Arktis! Die durchschnittlichen Reviere eines Eisbärs sind "nur" etwa 125 100 km² groß, was natürlich immer noch zugegebenermaßen riesig ist. Natürlich kann kein Zoo ein derart großes Gehege bauen.

Dennoch ist es möglich, Eisbären auch in einer kleineren Anlage vernünftig zu halten. Das wird verständlich, wenn man sich einmal anschaut, warum die Eisbären in der Natur eigentlich so große Reviere haben und so weit wandern: Nahrung ist in der Arktis weit verstraut. Eisbären ernähren sich fast nur von Fleisch, weil es etwas anderes nicht gibt. Ein Eisbär muss deshalb ein so großes Revier haben, damit er nicht verhungert. Im Zoo bekommt er seine Nahrung vom Tierpfleger, er muss also nicht so weit wandern und daher kann ein Zoogehege auch kleiner sein als ein Revier in der Natur. Viel wichtiger als der Platz allein ist, dass das Gehege allen anderen Bedürfnissen gerecht wird. Später mehr dazu. 66 % der Aktivitätszeit eines Eisbären besteht übrigens, auch in der Natur, aus Schlafen und Ausruhen. Ich gebe dir aber völlig recht, dass Eisbären einen großen Bewegungsdrang haben und entsprechend große Gehege haben sollten.

Laut Säugetier-Gutachten benötigt ein Eisbär in Deutschland mindestens 200 Quadratmeter Freifläche.

Das Gutachten schreibt Kriterien vor, die absoluter Mindeststandard sind. Ich gebe dir sogar recht, dass ich diese Maße für zu klein halte. Die Anlagen in Zoos sind aber auch deutlich größer als im Säugetiergutachten gefordert wird. Die Anlage in Rostock z. B. umfasst 1800 m², die in München insgesamt sogar fast 2800 m² (davon stehen 2500 m² den Bären zur Verfügung).

Größe allein ist aus o. g. Grund aber nicht das Hauptkriterium. Wichtig ist, dass die Anlage die Bedürfnisse des Tiers erfüllt. Was nützt dir z. B. ein Haus mit 500 m² Grundfläche, wenn du darin nicht ein einziges Möbel hast? Für Eisbären heißt das, dass eine große Wasserfläche zum Schwimmen und Abkühlen vorhanden sein muss, dass er schattige und ruhige Rückzugsplätze braucht, dass Futter zu verschiedenen Zeiten und an unterschiedlichen Orten gereicht wird und dass er ausreichend beschäftigt wird (behavioural enrichment).

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medmonk  17.04.2022, 14:21
@Darwinist

Hallo Darwinist,

ich danke dir wiederum für deine Antwort. Mir ist schon klar, dass ein Wildtier nicht die gesamte Fläche nutzt. Im Fall des Eisbären halt nur einen Teil der Arktis und nicht die Arktis als Ganzes. Ich habe in der Vergangenheit auch diverse Zoos und Tierparks in Deutschlands besucht, dabei die Haltung zu wenig hinterfragt.

Wie ich ja bereits sagte, weiß ich, dass sich Tierpfleger und Tierärzte zumindest in Deutschland sehr um die eigenen Tiere kümmern. Nichtsdestotrotz schaffen Zoos auch Probleme, die ohne sie gar nicht erst existieren würden. Ich denke da an die Tötung der Giraffe und Löwin im Kopenhagener Zoo.

Was jetzt den BdZ-Biber Preis angeht, nimm es mir nicht übel, für mich eine Form der Selbstbeweihräucherung. Oder anders gesagt: Ich halte selber nicht viel von solchen Preisen. Was jetzt aber nicht gegen die ausgezeichneten Anlagen spricht. Vielleicht liegt es auch an dem eigenen Bezug zu Tieren, warum ich inzwischen anders über Zoos und dessen Tierhaltung denke als noch vor Jahren.

Ich beobachte halt lieber Tiere in der freien Wildbahn, als hinter irgendwelchen Gräben, Zäunen oder Glaswänden. Meiner Meinung nach wird in Zoos auch ein falscher Eindruck und zu wenig Wissen zu den Tieren und ihrem natürlichen Lebensraum vermittelt. Sei es vom Zoo selbst oder weil Besucher bloß gaffend von Tier A nach dir B gehen. Ich bin jedenfalls immer mehr dafür, dass man sich um die bestehenden Tiere bestmöglich kümmert, aber keine neuen anschafft.

LG medmonk

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Darwinist  17.04.2022, 16:23
@medmonk
Nichtsdestotrotz schaffen Zoos auch Probleme, die ohne sie gar nicht erst existieren würden. Ich denke da an die Tötung der Giraffe und Löwin im Kopenhagener Zoo.

Ein Problem, das schlicht und ergreifend kein Problem ist, sondern von selbsternannten Tierrechtler*innen als solches künstlich aufgebaut und von den Medien unreflektiert übernommen wird.

Zur Thematik der überzähligen Tiere und zum ethischen Umgang damit verweise ich auf die Publikation Individualtierschutz contra Arterhaltung. Übrigens finde ich es höchst verwunderlich, dass unsere Gesellschaft sich hysterisch ereifert, dass ein Zoo eine Giraffe schlachtet und gleichzeitig kein Problem damit hat, dass Rinder, Schweine und Hühner zu Hunderttausenden geschlachtet werden. Dabei besteht zwischen einem Rind und einer Giraffe moralethisch kein Unterschied!

Ich beobachte halt lieber Tiere in der freien Wildbahn

Die freie Wildbahn gibt es längst nicht mehr. Fast überall, wo es noch Reste intakter Wildnis gibt, befindet diese sich in (umzäunten) Nationalparks. Und dort werden die Wildtierbestände durch den Menschen reguliert. Beispiel Südafrika: in dem Land gibt es praktisch keine freilebenden Löwenpopulationen mehr. Nennenswerte Löwenbestände gibt es dort nur noch in den staatlichen Nationalparks und in privaten game reserves.

Außerdem kann sich nicht jeder eine Reise in die natürlichen Lebensräume (exotischer) Wildtiere leisten. Darüber hinaus bringt der Tourismus auch Schattenseiten mit sich. Die Serengeti in Tansania ist schon regelrecht überlaufen von Touristen. Die Dezemberausgabe 2021 von National Geographic hat sich diesem Thema ausführlich gewidmet.

Meiner Meinung nach wird in Zoos auch ein falscher Eindruck und zu wenig Wissen zu den Tieren und ihrem natürlichen Lebensraum vermittelt.

Das stimmt ganz bestimmt nicht. Ich habe selbst neben meinem Biostudium einige Jahre für den Zoo Leipzig als Zoolotse Besucherführungen gemacht und kann deinen Eindruck daher aus erster Hand in keiner Weise bestätigen. Alle wissenschaftlich geführten Zoos nehmen ihre Bildungsaufgabe sehr ernst. Fast alle haben eine eigene Zooschule mit eigenen ausgebildeten Pädagog*innen für außerschulischen Unterricht. Viele bieten zusätzlich kostenlos Unterrichtsmaterialien auf ihren Homepages an. In allen Zoos gibt es interaktive Lernstationen und Ausstellungen, die auch auf das Thema Artenschutz aufmerksam machen.

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medmonk  17.04.2022, 17:52
@Darwinist
Ein Problem, das schlicht und ergreifend kein Problem ist, sondern von selbsternannten Tierrechtlern als solches künstlich aufgebaut und von den Medien unreflektiert übernommen wird.

Natürlich ist das ein Problem, welches ohne Zoos oder durch Zoos in ausreichender Größe so nicht existent wäre. Dass eine Giraffe jetzt an die Löwen verfüttert wurde, stört mich nicht. Es geht alleine um den Fakt, dass ohne Zoos gar nicht erst so eine Situation entstehen würde. Sprich Platzmangel u.d.G.

Übrigens finde ich es höchst verwunderlich, dass unsere Gesellschaft sich hysterisch ereifert, dass ein Zoo eine Giraffe schlachtet und gleichzeitig kein Problem damit hat, dass Rinder, Schweine und Hühner zu Hunderttausenden geschlachtet werden.

Ich bin jedenfalls weder hysterisch noch das Schlachten an sich damit kritisiere. Mir ist es relativ egal, ob ein Löwe jetzt Schwein, Rind oder 'ne Giraffe zu fressen bekommt. Ich gebe dir sogar recht, dass manche zweierlei Maß ansetzen. Ich finde Massentierhaltung auch nicht gut, zumindest so wie sie betrieben wird.

Die freie Wildbahn gibt es längst nicht mehr. Fast überall, wo es noch Reste intakter Wildnis gibt, befindet diese sich in (umzäunten) Nationalparks.

Mein Fehler, ich hätte das "freie" in Anführungszeichen setzen sollen. Die großen Nationalparks sind für mich immer noch etwas anderes, als ein paar hundert Quadratmeter in irgendeinem Zoo. Bei Tieren wie Eisbären und Co ist es dann nochmal etwas anderes. Anders im Sinne das sie nicht eingezäunt leben.

Außerdem kann sich nicht jeder eine Reise in die natürlichen Lebensräume (exotischer) Wildtiere leisten.

Muss das denn sein? Wenn ich mir das nicht leisten kann, ist das halt so. Deswegen kann ich doch nicht erwarten, dass man von allen möglichen Tieren ein entsprechendes Exemplar in ein Gehege packt. Völlig gleich ob Affe, Löwe, Bär oder Delphin.

Ich habe selbst neben meinem Biostudium einige Jahre für den Zoo Leipzig als Zoolotse Besucherführungen gemacht und kann deinen Eindruck daher aus erster Hand in keiner Weise bestätigen.

Du kannst vielleicht für den Zoo Leipzig sprechen, aber sicher nicht für sämtliche Zoos in Deutschland und darüber hinaus. Wenn du den restlichen Kontext berücksichtigst, steht bereits im Folgesatz, dass es entweder an den Zoos selbst oder an dessen Besuchern liegt. Fairerweise jedoch sage, dass ich es zu allgemein formuliert habe. Es gibt Zooschulen u.d.G., das ist richtig.

Dass auf das Thema Artenschutz aufmerksam gemacht wird, dass es interaktive Lernstationen gibt usw. ist ebenfalls richtig. Trotzdem leider schon öfters gesehen, dass vieles manchmal zu allgemein abgehandelt wird. Selbst wenn es ausführlicher ist, kritisiere ich ja ebenso die Besucher von Zoos. So manche Eltern würde manchmal auch unten bei den Löwen sehen wollen.

Last but not least - verteufle ich wissenschaftlich geführte Zoos nicht. Ich habe selber genügend Zoos besucht, wir hatten damals gar selber Tiere aus dem Zoo bei uns auf der Weide stehen. Trotzdem oder gerade deshalb weiterdenke, umdenke und diese Art der Haltung kritisch hinterfrage. Sprich, muss das sein, dass dieses oder jenes Tier in einem Zoo gehalten wird.

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Darwinist  17.04.2022, 19:06
@medmonk
Natürlich ist das ein Problem, welches ohne Zoos oder durch Zoos in ausreichender Größe so nicht existent wäre.

Also das ist einfach nur Unsinn. Die wissenschaftlich geführten Zoos koordinieren die Zucht in gemeinsam geführten Zuchtprogrammen, sodass überzählige Tiere oft gar nicht erst entstehen. Wenn Tiere überzählig sind, werden diese vorrangig an andere Halter vermittelt. Muss doch einmal ein Tier geschlachtet werden, ist das kein Problem, sondern ein ganz normaler Teil der Natur. Auch in der Natur überlebt längst nicht jedes Jungtier. Den Zoos vorzuwerfen, sie hätten ein Platzproblem, ist somit absolut unberechtigt. Wenn man Zoos erwas vorwerfen kann, dann eher, dass sie mit der Thematik, dass gelegentlich Tiere geschlachtet werden, nicht offen ungehen. Erfreuliche Ausnahme ist hier der Tiergarten Nürnberg, der offen und transparent dieses Thema vermittelt.

Auch Wildtierbestände werden übrigens von Menschen reguliert. In Südafrikas Nationalparks z. B. müssen regelmäßig Elefanten geschossen werden, weil die Bestände sonst die Kapazitätsgrenzen der Parks überschreiten würden. Auch hierzulande werden die Wildbestände durch Jagd reguliert.

Muss das denn sein? Wenn ich mir das nicht leisten kann, ist das halt so.

Nein, das muss nicht sein. Aber der Mensch will erfahrungsgemäß nur schützen, was er auch kennt. Eine Safari, um die Tierwelt kennenzulernen, kann sich nicht jeder leisten, einen Zoobesuch schon.

Nun könntest du argumentieren, gut, dann sollen die, die es sich nicht leisten können, halt Naturdokus im Fernsehen anschauen. Ein Zoo spricht seine Besucher aber mit allen Sinnen an. Etwas, was selbst die beste Doku nicht vermag. Darüber hinaus vermitteln viele Dokus ein völlig falsches Naturbild. Schau dir mal eine Doku über die Serengeti an und ich versichere dir, du wirst hinterher den Eindruck haben, dass dort hinter jeder Ecke der Tod lauert. Die Welt muss insbesondere für Gnus gefährlich sein, wenn man sich die dramatischen Bilder ansieht, wenn sie den Grumeti oder den Mara River überqueren. Im Wasser lauern Krokodile und an Land warten schon die Löwen. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Todesursache Nummer 1 bei den Gnus in der Serengeti ist nicht Prädation, sondern schlicht Unterernährung. Auch Dokus müssen eben einer Dramaturgie folgen und möglichst spektakulär sein. Im Zoo kann man Tiere hingegen bei ihrem "langweiligen" Alltagsleben beobachten.

Du kannst vielleicht für den Zoo Leipzig sprechen, aber sicher nicht für sämtliche Zoos in Deutschland und darüber hinaus.

Doch, kann ich. Erstens habe ich auch schon viele andere Zoos selbst besucht. Zum anderen ist Bildung neben dem Artenschutz und der Forschung die Kernkompetenz, zu der sich die wissenschaftlich geführten Zoos verpflichtet haben. Nicht nur der Leipziger Zoo, sondern viele Zoos in Deutschland und auch im Ausland bieten Führungen an, haben eine Zooschule und laden regelmäßig zu Infoveranstaltungen ein. Außerdem gibt es zahlreiche Studien, die den edukativen Nutzen der Zoos belegen. Der Vorwurf, Zoos kämen ihrem Bildungsauftrag nicht nach, ist definitiv falsch.

Wenn du andere Erfahrungen gemacht hast, würde mich interessieren, in welchem Zoo das gewesen sein soll und v. a. wann.

Sprich, muss das sein, dass dieses oder jenes Tier in einem Zoo gehalten wird.

Wie schon erwähnt, genau dies wird ja gemacht. Immer mehr Zoos geben Haltungen auf und verzichten auf Tiere, die sie nicht halten können. Nur wenige Zoos können Eisbären artgerecht halten, folgerichtig ist die Anzahl der Halter zurück gegangen. Leipzigs Bärenburg kenne ich noch aus meiner Kindheit. Da wurden teils drei, vier Arten in aus heutiger Sicht viel zu kleinen Gehegen gehalten, darunter auch Eisbären. Heute lebt im Zoo nur noch eine einzige Bärenart, der Lippenbär, in einer großen Anlage mit insgesamt drei großen Freigehegen, davon in einer Anlage hinter den Kulissen und auf einer Anlage vergesellschaftet mit Rhesusaffen.

Das gleiche kannst du auch bei anderen Tierarten beobachten. Delphine werden heute z. B. nur noch in zwei Zoos in Deutschland gehalten, weil andere Zoos festgestellt haben, dass für sie eine artgerechte Haltung dieser Tiere nicht realisierbar ist.

Zoos stellen sich also diese Frage sehr wohl und passen ihren Tierbestand diesen Erkenntnissen an.

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Nein

Per se erstmal nein. Das ist aber eine ewige Diskussion und insofern würde es nicht schaden, etwas differenzierter als bloß mit Ja oder Nein darauf antworten zu können...


dermarkus456 
Fragesteller
 16.03.2022, 13:31

Ich habe differenziert. Ich meine nämliche deutsche Zoos, in denen immer Tiere auf viel zu wenig Platz eingesperrt sind. Große Naturparks in Afrika z.B. sind da was anderes.

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upbrunce  16.03.2022, 13:51
@dermarkus456

Ich spreche nicht von Differenzierung der Frage, die ist optimal gestellt, ich rede von den eingeschränkten Antwortmöglichkeiten, denn dieses umfangreiche Thema ist nicht einfach mit Ja oder Nein abzukanzeln.

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upbrunce  16.03.2022, 13:53
@dermarkus456

Abgesehen davon, mit einem Blick auf die Liste der Zoos und Tierparks in Afrika in der Wikipedia stellt man da hinsichtlich Fläche und Anzahl der Tiere/Tierarten keine bedeutsamen Unterschiede fest zu den deutschen Zoos... (Warst du schon oft in Zoos in Afrika?)

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Nein

Also eine Beantwortung der Frage mit "Ja" ist einfach auch faktisch falsch. Es gibt zwar auch schlechte Zoos in Deutschland, aber die modernen und akkreditierten haben mit Tierquälerei nichts am Hut und bekämpfen sie sogar auch aktiv, indem sie zum Beispiel dabei helfen, tierquälerische Haltungen auflösen zu können und den Tieren ein neues Zuhause geben.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Ja

Ja, einige definitiv! Aber nicht alle.

Ich hab jetzt spontan kein Beispiel wo es einen Artgerechten Zoo gibt, aber ich Zweifel die Existenz nicht an.

Aber in den meisten Zoos leben die Tiere alles andere als artgerecht. Leider.

Liebe Grüße

Gwen

Woher ich das weiß:Hobby

Ja

Teilweise auf jeden Fall! Leipzig z.B. ist ganz okay, aber viele bieten nicht genug Platz, oder die Tiere dort sind immer den Blicken der Besucher ausgesetzt.

Ich schreiben gerade auch ne Schularbeit über menschenaffen. Bei denen sind die Bedingungen gerade schlecht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe einen eigenen Kater und interessiere sehr für sie