Silberchlorid und Silberthiocyanat Löslichkeit?

2 Antworten

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AgCl hat ein Löslichkeitsprodukt von 1.77·10⁻¹⁰ mol²/l², und die Löslichkeit ist die Wurzel daraus, also 1.3·10⁻⁵ mol/l. Bei AgSCN ist das Lös­lich­keits­produkt 1.03·10⁻¹² mol²/l², und die Lös­lich­keit 1.01·10⁻⁶ mol/l. Deine pKL-Werte sind offen­bar falsch, oder ich kann nicht googeln.

Diese Löslichkeiten beziehen sich auf reines Wasser. Wenn noch andere Ionen drin sind, verändert sich die Löslichkeit:

  • Gleiche Ionen: Wenn Ag⁺ oder Cl⁻ in der Suppe drin sind, dann sinkt die Lös­lich­keit von AgCl dramatisch, um viele Zehner­poten­zen. Beispiel: In einer Lö­sung, die 0.01 mol/l Ag⁺ (oder, alter­nativ, 0.01 mol/l Cl⁻) ent­hält, lösen sich nur noch 1.77·10⁻⁸ mol/l AgCl.
  • Bei AgSCN ist es ähnlich aber verwickelter. Ag⁺ setzt die Löslich­keit herab, ge­nau gleich wie bei AgCl, aber über­schüs­siges SCN⁻ wirkt kom­pli­zier­ter: In sehr kleinen Kon­zen­tra­tio­nen ver­min­dert es die Lös­lich­keit genau so wie in den bis­heri­gen Bei­spielen, in größeren erhöht es die Löslichkeit durch Bil­dung des Kom­plexes Ag(SCN)₂⁻. In starken Thio­sulfat-Lösungen löst sich AgSCN (oder auch AgCl) fast so gut wie Zucker in Wasser.
  • Fremde Ionen, z.B. K⁺ oder NO₃⁻ erhöhen die Löslichkeit, aber nur ein biß­chen. Mehr­wertige Ionen wie Be²⁺ oder SO₄⁻ wirken in dieser Hin­sicht stär­ker, aber mehr als einen Faktor 10 in der Lös­lich­keit darfst Du dabei nicht er­warten (und das ist noch opti­mis­tisch). Die Größe dieses Effekts läßt sich schwer be­rech­nen, weil man dazu mit Aktivi­täten statt Kon­zen­tra­tio­nen rech­nen muß.


Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Chemiestudium mit Diss über Quanten­chemie und Thermodynamik
sweetSquirrel 
Fragesteller
 30.11.2017, 20:33

Ok danke, und wegen den Werten .. die standen so in der Aufgabe, deswegen hatte ich die nicht hinterfragt.

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Miraculix84  30.11.2017, 20:45

Ag(SCN)₂⁻

Ich meine mich aus meinen Studientagen zu erinnern, dass sich ein analoger Komplex auch als [AgCl₂]⁻ bildet. :)

=> Ich schätze, dass wir hier weit tiefer in die Materie eindringen, als das von dem Aufgabenstellenden erwartet wird.

LG und eine frohe Adventszeit!
MCX

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indiachinacook  30.11.2017, 21:05
@Miraculix84

Wenn ich es richtig in Erinnerung habe (hey, 30 Jahre), dann ist dieser AgCl₂⁻-Kom­plex nur sehr schwach gebunden, denn ein AgCl-Nieder­schlag löst sich nicht in über­schüs­siger HCl. Zumindest wäre ich schockiert, wenn mir jemand das Ge­gen­teil nach­wei­sen könnte.

Aber klar, auf die Löslichkeit hätte das immer noch einen kleinen Einfluß.

Bei solchen Aufgaben ist es eben immer blöd, wenn sie etwas de­mons­trieren sollen, was sie nicht wirklich können. Hatten wir ja erst kürzlich mit der „einmolaren Ca(OH)₂-Lösung“, da stellen sich mir auch die Haare auf, obwohl man es natürlich rechnen kann.

Advent gibt es hier in Nepal nicht, aber bald gehe ich nach Indien, dort habe ich vielleicht mehr Glück.

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Wenn wir das mal exemplarisch für AgCl durchspielen...
(Die Löslichkeit von AgSCN habe ich nicht im Kopf, aber wenn du sagst, dass sie noch geringer ist...)

In wässriger Lösung entscheidet KL von AgCl, wieviel sich löst.

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Wenn nun in dieser wässrigen Lösung KNO3 vorliegt, könnte sich bei Zugabe von AgCl theoretisch

AgCl (0,00188g pro Liter)
KCl (360g pro Liter)
AgNO3 (2000g pro Liter)
KNO3 (310g pro Liter)

... bilden.

Von diesen 4 Salzen hat AgCl die mit Abstand niedrigste Löslichkeit (googlen oder wissen). Deswegen tut sich da nichts. Es macht schlcht keinen Unterschied.

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Meines Wissens ist die Aufgabe an dieser Stelle zuende, weil in den Formelsammlungen gar keine Löslichkeitsprodukte von extrem gut löslichen Substanzen aufgeführt sind. Oder irre ich mich?

Ansonsten könntest du bei einer Konzentrationsangabe von AgCl ausrechnen, wieviele Phantastillarden an KNO3 gelöst sein müssten, um eine Ausfällung von KCl zu bewirken. Und dann würde man zu dem Ergebnis kommen, dass sich soviel KNO3 gar nicht lösen kann. 
Außerdem weiß ich auch nicht, ob das Konzept mit dem Löslichkeitsprodukt für so hohe Konzentrationen überhaupt noch anwendbar ist. Da muss man wahrscheinlich irgendwelche Aktivitäten einbeziehen und damit ist es für Schüler nicht mehr lösbar.
Also betrachte die Antwort als bei der gestrichelten Linie beendet. :)

LG
MCX