Sehen sich die deutschsprachigen Südtiroler als Deutsche, Österreicher oder Italiener?

6 Antworten

Dazu habe ich einen sehr schönen, authentischen Beitrag gefunden: https://www.salto.bz/de/article/14082014/wo-ist-die-suedtiroler-identitaet

Eine junge Frau mit Südtiroler Vater (deutsch und italienisch) und französischer Mutter (französisch), die in Brüssel und Rom lebte und dann noch Englisch dazubekam. Diese Identität, wenn man mehrere Sprachen spricht und sich in einer mehrsprachigen Umgebung frei bewegt, macht den Unterschied: man schaut überhaupt nicht mehr auf Sachen wie Nationalität und bewertet jemanden auch nicht danach, denn was ausschlaggebend ist, ist die Sprache.

In dem Beitrag kommt nicht, wie die Frage vorgibt, eine vorgebliche politische Identität zum Ausdruck, sondern eine kulturelle Befindlichkeit, die sich an der jeweiligen Sprache orientiert: das ist der Ist-Zustand.

Es klingt aber auch ein Soll-Zustand an, der leider noch umgesetzt werden muss, was - je nach Politik - immer wieder behindert wird. Ich stelle es mir schwierig vor, mit zwei Sprachen eine wie auch immer geartete Loyalität hinzubekommen, da sich mit Sprache immer Kultur verbindet: und da sind es nun mal zwei! Schwierige Sache, und etwas traurig!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Sprachen machen Spaß!
PicaPica  04.11.2018, 13:33

Sehr! gute Antwort. So wie die Italiener, die haben keine Worte, die sind! das Wort, LG.

1

Zum Glück herrschen in Südtirol derzeit halbwegs demokratische Zustände (was leider für sehr viele Jahrzehnte nicht der Fall war), so dass jeder selbst entscheiden kann, als was er sich fühlt. Die Zeiten, da von Faschisten oder Nazis amtlich verordnet wurde, als was man sich fühlen muss, sind vorbei, auch wenn viele Italiener diese Zeiten wieder herbeiwünschen. Auf die Frage, als was sich die Südtiroler heute fühlen, kann man entweder rein gefühlsmäßig oder mit Hinweis auf dubiose Blog-Interviews antworten, oder mit amtlichen statistischen Daten. Demnach haben sich bei der jüngsten Volkszählung  rund 70 Prozent der Südtiroler als deutschsprachig erklärt, umgangssprachlich als "Deutsche". Sehr viele davon fühlen sich als Österreicher, sehr, sehr wenige als Italiener. "Deutsch", "österreichisch" und "tirolerisch" sind in Südtirol keine Gegensätze, sondern gehören irgendwie zusammen. Das extrem ausgrenzende deutsche Grundgesetz hat in Südtirol zum Glück keine Rechtwirksamkeit.

Wir sind Bio-Deutsche zu Deutschland wollen wir trotzdem nicht gehören. Einige von uns wollen zurück für Österreich ich bin lieber für Autonomie zusammen mit dem Norden. Die meisten haben sich mit Italien abgefunden

FrancescaBe  14.12.2020, 14:13

Ich glaub mit Deutsch ist deutschsprachig gemeint und nicht Deutschland, denn Deutschland macht ja irgendwie keinen Sinn (vom geographischen und geschichtlichen her)... :)

0

Ich habe mal in Südtirol ein mehrwöchiges Praktikum gemacht, die manche fühlen sich eher als Tiroler (also Österreicher), viele auch als Italiener, aber die meisten einfach als Südtiroler. Also lassen wir die Südtiroler einfach Südtiroler sein, und nicht irgendwas was sie nicht sind.

Wie kommst du darauf, dass sie sich als Deutsche fühlen?

alfredo153  02.09.2020, 12:03
Wie kommst du darauf, dass sie sich als Deutsche fühlen?

"Deutsche" muss nicht bedeuten, dass man sich der Bundesrepublik Deutschland zugehörig fühlt - das ist eine vergleichsweise junge Definition des Begriffs. Wenn man in Südtirol "deutsch" ist, ist das über die Sprache definiert, d.h. eine Kurzform von "deutschsprachig". So wie das über Jahrhunderte im HRR war.

1

Da sie in Italien leben rate mal